Ich will ja hier nicht rumunken oder den Teufel an die Wand malen... aber ein Einblick von ganz anderer Seite bestätigt vielleicht die o.g. Vermutungen...
Vor einigen Jahren lernte ich einen jungen Mann aus Solingen im Alter meines Sohnes kennen, der sich, sehr untypisch für die heutige Jugend, heftig für Rasiermesser interessierte. Bei vielen Besuchen hat er mir fachspezifisch Löcher in den Bauch gefragt wie kein alter Sammler zuvor... wir blieben über die Jahre immer in engem Kontakt, das hat sich schon fast angefühlt als wäre er mein Patensohn... nennen wir ihn hier mal Leonhard P.
Leonhard hat dann die höhere Schule mit Bravour abgeschlossen und eine Lehre bei BÖKER als Industriemechaniker / Schneidwarentechnik angefangen und sogar den Messerschmiedeschein bei dem in Deutschland noch einzig zugelassenen IHK-Ausbildungsmeister in Hessen gemacht.
Nach der mit Bestnote und Prämierung der IHK-Zentrale in Berlin abgeschlossenen Ausbildung wurde er natürlich übernommen und kam wunschgemäß in die damals noch kläglich dahinsiechende Rasiermesserfertigung. Dort hat er sich rasch etabliert und in kürzester Zeit bis zum Fachabteilungsleiter und Produktionsleiter hochgearbeitet, was ihm nicht nur Freunde in der Kollegschaft eingebracht hat, da er mit seinem Raketenstart so manchen Kollegen verdrängt und aus der Bahn geschubst hat.
Er hat sich um die Verbesserung der Fertigungsqualität und um die Erweiterung des RM-Portfolios gekümmert, hat neue Klingenformen schlagen lassen und attraktive Blattätzungen und Hefte ins Fertigungsprogramm eingebracht.
Der letzte umfangreiche BÖKER Rasiermesser-Katalog ist Leonhard zu verdanken und wird wohl in die Firmengeschichte eingehen...
Da Leonhard ein technisch denkender Produktionsmensch ist und nicht im Büro der Geschäftsleitung sitzen wollte, kam dann um Leonhard zu entlasten vor Kurzem ein neuer Marketing-Manager (den es zuvor ja nicht gab) für den Bereich Rasiermesser. Der wußte dann ganz schnell alles besser und machte auf Dauer eine weitere Zusammenarbeit mit Leonhard unmöglich.
Leonhard hat dann zähneknirschend die Entscheidung getroffen, einen der damals verdrängten Kollegen auf seinen Platz rutschen zu lassen und die Abteilung zu wechseln.
Er ist nun im umsatzstärkeren Bereich Klappmesser Produktionsleiter, wo er das Portfolio zusammen mit dem dortigen Marketing-Manager genauso erfolgreich aufräumt wie zuvor bei den Rasiermessern...
Wenn man jetzt 1+1 zusammenzählt, dann kann man sich erklären, warum plötzlich das RM-Portfolio von einer umfangreichen Palette sehr attraktiver Rasiermesser auf nur noch drei lieferbare Typen zusammengefallen ist... Wie lange das dann noch so geht ist auch fraglich... der lächelnde Mensch auf der Knves & Tools Messe wird wohl der neue Marketingleiter für Rasiermesser gewesen sein, der schon jetzt weiß, daß er wohl bald einen neuen Job braucht...
Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer