Dirk ist aus der Kiste des Rasiermessereinstiegs und des Opfers, der sich an diese Dinger rantraut wohl eindeutig raus. Seit 5 Monaten ist hier Ruhe, es läuft wohl alles glatt und jetzt scheint es, als ob ich evtl. in diese Rolle hineinschlüpfe. Ich habe mir den Thread hier noch nicht durchgelesen, werde das aber nachholen. Aber ich glaube, hier ist ein guter Platz, um meine ersten richtigen Erfahrungen mit dem Messer zumindest mal ab und zu zu dokumentieren. Ich weiß nicht, wie regelmäßig das wird, aber vielleicht bringt ja auch das erneute Resümieren einen Zusatzkick. Jetzt schreibe ich erst mal was hier rein, denn morgen habe ich das vermutlich wieder vergessen und bei einem vielleicht ebenfalls morgen erneuten Versuch könnte die heutige Erfahrung keine so große Rolle mehr spielen.
Gestern kam das von Hellas geschärfte Sheffield an und eigentlich wollte ich mich in Ruhe vorbereiten und einen gemütlichen, wahrscheinlich Wochenendmorgen dafür auswählen, um die Geschichte zu starten. Naja, ich konnte es dann doch einfach nicht abwarten, das Messer auszuprobieren. Aber es war schon eine spezielle Erfahrung heute morgen. Die ganze Geschichte lief an den Wangen eigentlich recht unkompliziert. Sehr harsch aber durchaus erfolgversprechend, wenn man das mal auf längere Sicht versucht zu sehen. Aber durchgezogen habe ich nicht, eher mit kurzen Zügen, die ich dann daneben wieder neu angesetzt habe. Dann eine Reihe tiefer das Gleiche, und zum Schluß der Wange die letzte Reihe immer zum Kieferknochen hin. Bei den letzten kurzen Zügen zum Kieferknochen hin das Kinn runtergezogen, damit ich schon einen Teil der Halspartie mit erwische und somit dann, wenn der Hals dran kommt nicht so nah am Kieferknochen ansetzen muss. Ob das eine gute Idee war, weiß ich noch nicht. Morgen werde ich das mal mit durchgezogenen Zügen vom Wangenknochen bis zum Kieferknochen probieren. Wie gesagt, die Wange ist nicht so das Problem. Das könnte sich mit der Zeit schon einspielen.
Mehr Hindernisse sehe ich ums Kinn herum, unter der Nase und am rechten Halsende bzw. da beginnen schon am rechten Ohr die Schwierigkeiten, weil ich da als Linkshänder absolut nicht weiß, wie ich dran kommen soll. Momentan fange ich da gleich quer zum Strich an, also nicht am Ohr herunter, sondern vom Ohr weg Richtung Nase, weil das mit links bei mir gar nicht anders zu gehen scheint, oder halt einfach noch nicht. Für runter ist einfach das Ohr im Weg, an das ich mit der Hand anstosse und ich damit die Klinge nicht gerage aufsetzen kann. Das wird sich aber im Laufe der Zeit irgendwie lösen.
Mein jedoch größtes Problem liegt vermutlich aber noch in der Unerfahrenheit begründet. Ich denke, ich bin noch zu zaghaft, habe zu großen Respekt, wodurch ich mit der Klinge eher in den Stoppeln stecken bleibe. Es fließt nicht, außer an den Wangen, sondern hoppelt eher. Es muss wohl ein wenig Zeit und noch mehr Übung her, um das richtige Verhältnis von Ansatzdruck (wenn man das so nennen kann; es sollte ja gar kein Druck sein) und Führungsenergie in Schnittrichtung zu erlernen. Dieses schon oft zitierte "Wegstreicheln" des Schaumes gelingt mir in der Kinnregion überhaupt nicht. Das ist ein einziges Geziepe und Gezerre, bleibt stecken wie ein festgeklemmter Rasenmäher, hat aber immerhin weder Blut gekostet, noch Reizungen hervorgebracht. Und ich meine, es sind sogar ein paar Stoppeln abrasiert worden in selbiger Region. Ich fühle mich in der Kunst der Messerrasur nach dem ersten, nach langer Zeit erneutem Versuch, wie jemand, der Geige oder Cello lernen will und der jetzt erst einmal ein paar Jahre braucht, um aus dem kratzigen Anfangsgejaule, das jeder Anfänger mit dem Bogen auf einer Saite fabriziert, einen vollen, satten Ton zu kreieren. So was dauert! Im Gegenteil zum Hobel, den ich da eher wie das Klavier sehe. Auch da braucht es eine Zeit, bis man einen Ton mit dem Anschlag formen kann, aber es ist von Anfang an ein richtiger Ton, wenn man eine Taste drückt, auch wenn's vielleicht der falsche ist. Der Hobel liefert das auch. Sofortigen Hobelerfolg, wenn auch die Feinheiten dann durch Übung kommen.
Ich habe mir vorgenommen, in der nächsten Zeit mal wenigsten im ersten Durchgang so weit zu kommen, wie es geht. Zweiter und dritter Durchgang wird dann mit dem Hobel vollendet solange, bis ein erster Durchgang vollständig mit dem Messer absolviert und vielleicht auch relativ sicher reproduziert werden kann. Ich bin auch gespannt, wie sich das mit der Gründlichkeit steigert. Heute im ersten Versuch mit dem Strich war von selbiger nicht viel zu spüren, obwohl ich den Winkel für mein Empfinden gar nicht so flach gewählt habe, was ich meine mit dem für mich harschen Auftritt des Messers angezeigt zu bekommen habe. Aber da spricht halt der Neuling, der im Grunde keine Ahnung hat.
Wichtigstes Resümee des ersten Versuches ist allerdings, dass mich der heutige Morgen, im Gegensatz zu den beiden letzten Versuchen vor Jahren, nicht abgeschreckt hat, an der Sache dran zu bleiben. Das nenne ich schon mal einen Erfolg, wenn auch einen kleinen. Ich bin in solchen Sachen leider nicht sehr geduldig, möchte schneller den Erfolg geliefert sehen, so wie das auch mit der Hobelei der Fall war, auch wenn es später dort durch ein paar Unverträglichkeits-Durststrecken ging. Das Messer macht es mir in dieser Hinsicht nicht nur nicht leicht, sondern eher sehr schwer. Aber - andere haben es schließlich auch geschafft.