Bei den Anfängen der Hobelei, sowie des Messerns ist vermutlich sehr oft der Satz zu hören: "das war das beste Ergebnis, das ich bisher erreicht habe!" Ist ja auch logisch, denn in der ersten Zeit ist die Erfolgskurve erfahrungsgemäß noch sehr steil. Individuelle Erfahrungen natürlich dabei berücksichtigt. Ich selbst habe diesen Satz ja jetzt schon ein paar mal bemüht. Aber wenn es einen Tag oder Zeitpunkt geben sollte, dem ich das Prädikat verleihe, dass dies der Zeitpunkt ist, an dem es kein Zurück mehr vom Messern geben könnte, dann könnte der heutige Tag bzw. die heutige Rasur einen solchen darstellen. Die Einschränkung diesbezüglich sei aber auch erwähnt. Erst ab dem zweiten Durchgang. Und da eröffnet sich mir ein Verdacht, auf den ich noch zu sprechen komme.
Der erste Durchgang "mit" verlief nämlich nicht anders als die ganzen ersten Durchgänge davor. Ganz anständig, aber kratzig und unsanft. Mit verringertem Winkel, den ich seit kurzem in dem ersten Durchgang anwende, ist die Geschichte schon in einem Bereich, der erahnen lässt, was da geht, aber die Gründlichkeit ist dementsprechend unterirdisch. Naja, vielleicht nicht ganz so schlimm, ich bin vom ersten Durchgang mit dem Hobel auch immer noch etwas enttäuscht. Der zweite Durchgang, den ich momentan wiederum "mit" vollziehe, war allerdings heute eine Erleuchtung. Ich habe es ja fast nicht geglaubt, wie streichelzart die Klinge auf einmal über sämtliche Bereiche der Haut lief. Es war ein Genuß und gleich nach den ersten Ansätzen habe ich sofort den Winkel wieder etwas geöffnet, also größer gewählt, und dennoch blieb es extrem sanft, kaum zu spüren. Und ich war für meine Begriffe deutlich bei 30°. Ich war völlig baff und als der dritte Durchgang, der an den meisten Stellen "quer" und an einigen auch schon "gegen" bedeutet, genauso sanft ablief, war klar, dass wenn das so weitergeht, das Messer bald nichts mehr toppen kann.
Aber stutzig hat es mich auch in der Hinsicht gemacht, als dass ich im Grunde nichts anders gemacht habe als gestern. Das Messer war das selbe, die Vorgehensweise ebenfalls. Die Seife war eine andere, aber die war auch schon mal beim Messer im Einsatz, hatte eine sehr gute Arbeit geliefert, aber vorgestern auch nicht für diesen "Quantensprung" gesorgt. Und da komme ich auf den Verdacht zu sprechen, den ich oben erwähnt habe. Es könnte sein, dass in Sachen Einweichen der Barthaare die Karten für das Messer bei mir neu gemischt werden. Zum Verständnis sei erwähnt, dass ich beim Hobeln mit einer sehr kurzen Einweichzeit auskomme. Zwei Minuten reichen völlig, um mit jedem Hobel, auch einem R41, sanft und problemlos rasieren zu können. Gefördert wurde diese recht kurze Einweichzeit dadurch, dass ich aus der Vergangenheit heraus eher Probleme mit der Haut bekommen hatte, wenn ich diese Zeit nennenswert erhöhe. Drei Minuten machen auch kein Problem, aber mehr ist dann schon kritisch, je nachdem natürlich welche Seife im Einsatz ist. Bei einer Klar oder Speick RC sollte es weniger sein. Ich habe mir heute beim Einseifen des zweiten Durchganges noch einmal mehr Zeit genommen, den Schaum recht flüssig gehalten und erneut wirken lassen. Das hat noch einmal ca. zwei Minuten gedauert. Und dann kam dieses ultimative Rasurelebnis mit dem Messer, das bis dato so für mich noch nie dagewesen ist.
Geil!!
Ob das jetzt an obiger Begründung lag, oder ob es allein der etwas flüssigere Schaum war, weiß ich (noch) nicht. Ich werde das erkunden in den nächsten Tagen und mal damit anfangen die Vorbereitung des ersten Durchganges etwas länger und auch "flüssiger" zu gestalten, damit gewährleistet ist, dass mein Draht auch wirklich eingeweicht ist. Was die Haut dann sagt, werde ich ja merken. Wenn sich das Messer aber dauerhaft so wie heute auf der Haut verhält und das alles sicher reproduzierbar ist (auch von Anfang an), dann ist auch die Vorstellung, überall einen Durchgang "gegen" zu vollziehen, weiter in greifbare Nähe gerückt.
