Forum der Rasur

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Die große 'englische Rezepturänderung'

Herne

Wo ist mein Engelchen-Emoji?
Hallo Leute,

ich möchte versuchen, in unserem noch jungen Forum etwas Licht in ein schon etwas älteres 'dunkles' Thema zu bringen, das uns aber nach wie vor immer wieder begegnet. Anlaß meines Unterfangens sind kürzliche Abschweifungen in der RdT, hervorgerufen durch vorübergehende Gedächtnislücken eines unserer geschätzen Moderatoren bezüglich seiner eigenen Seifen. teufel_lachend

Was ich jetzt zusammenfassend vortrage, sind Informationen, die nur zum Teil aus eigener Erfahrung stammen und die ich überwiegend aus zweiter oder dritter Hand aus Debatten in verschieden Foren usw. zusammengetragen habe, da ich das Thema englische Software bekanntlich immer mit großem Interesse verfolge. Meine Infos sind daher nicht 100% justitiabel und ich bitte jeden, diese zu ergänzen oder aktualisieren, falls ich hier und da nicht auf dem neuesten Stand sein sollte. :wink


Es geht hier primär um englische Hartseifen. Die meisten davon haben so ungefähr um das Jahr 2010 eine Rezepturänderung mit einhergehendem dramatischen Qualitätsverlust erfahren.
Seifen wie z.Bsp. die von Trumper oder Penhaligons, die vorher einen fetten, schlotzigen Schaum gemacht haben, produzierten plötzlich nur noch 'Badeschaum', 'dünne Plörre', 'die sich in Luft aufgelöst hat' ..., um nur einige der Beurteilungen zu zitieren.

Über die Ursachen, warum jetzt plötzlich mehrere konkurrierende Hersteller auf einmal ihre RS-Rezepturen geändert haben, gab es immer verschiedene Theorien. Manche schrieben von neuen EU-Bestimmungen, die bestimmte Inhaltsstoffe verboten haben, andere wiederum nannten die Pleite eines großen englischen Seifenherstellers, bei dem viele produzieren ließen, als Grund. Andere meinten, daß in manchen Seifen erst Talg drin war, dann nicht mehr - dem wiederum haben andere dann widersprochen und gesagt, 'bei denen war noch nie Talg drin' ....
Letztendlich wird es wohl immer ein Stück weit im Bereich der Spekulation bleiben.

Fakt ist, daß so gut wie alle Hersteller, deren Seifen plötzlich in der Kritik standen, zu der Zeit bei der Firma Soapworks produzieren ließen.

Ich will nun versuchen, einen kurzen Überblick über die gängigen englischen Seifen im Zusammenhang mit diesen Rezepturänderungen zu geben, damit wir in Zukunft nicht ständig die gleichen Mißverständnisse und Diskussionen in etlichen Threads wiederholen müssen. ;)

Geo F Trumper
Wohl mit das Paradebeispiel für 'verschlimmbesserte' Rezeptur mit vernichtenden Kritiken. Und anscheinend eine der wenigen, die bislang nichts getan haben, um an der Tatsache wieder was zu ändern.

Truefitt & Hill
Ähnlich schlechte Kritiken wie bei Trumper, jedoch haben sie die Rezeptur so ca. um das Jahr 2015 zum Teil wieder reformuliert. Deshalb können dei Seifen wohl wieder guten Gewissens gekauft werden (maranatha hat damals ausführlich darüber im GRF berichtet).
Man sollte sich halt vergewissern, daß man bei Dritthändlern oder so keine alten Lagerbestände mehr untergejubelt bekommt. Bei T&H verkaufen sie laut eigener Aussage schon seit langem nur noch die wieder verbesserten RS.

Penhaligons
Die Seifen sollen zwischenzeitlich auch sehr schlecht gewesen sein. Penhaligons haben aber laut Berichten von Kollegen als erste reagiert und die Rezepturen gleich nach 2-3 Jahren wieder zum Guten hin geändert.

Floris
Da soll es sich ähnlich verhalten haben wie bei Penhaligons. Zu den Floris Produkten gibt es aber traditionell in unserem Universum immer die wenigsten Berichte.

D.R. Harris
Waren wohl nie von der Thematik betroffen und die Seifen sind wohl nach wie vor von allererster Güte.

Taylor of old Bond Street
Haben ihre Rezepturen anscheinend auch nie geändert. Zumindest gab es bei den Taylor-Seifen nie Anlaß zu ernsthafter Kritik.
Bei ToOBS im Laden wurde mir mal in einem persönlichen mit Nachdruck versichert, daß sie ihre Seifen 'selbst produzieren' und eben nicht wie die kritisierten Konkurrenten bei der Firma Soapworks.

Mitchells Wool Fat
War nie betroffen. Verwenden ja auch nach eigener Aussage seit Jahrhunderten die gleiche Rezeptur oder so ähnlich.

Scottish Fine Soaps

Ich glaube, da gab es nie eine gute Rezeptur. Die Berichte waren zumindest schon immer verheerend. Manche ambitionierte Rasuristi haben sogar mit Zucker und ähnliche Wunderwaffen agiert, um einen halbwegs brauchbaren Schaum hinzubekommen.:D Solche Anekdoten wären bei Gelegenheit fast mal einen eigenen Thread wert - gell Herr Kollege (er weiß schon:wink)

Das war's mal für's erste und ich hoffe, 'sie konnten ein bißchen geholfen werden' bei dem Thema.
Und nochmal wie bereits oben erwähnt: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Sollte jemand neueste Updates oder Erfahrungen haben, die meinen Infos widersprechen - her damit.
Von Detaildiskussionen bezüglich einzelner Seifen bitte ich hier aber abzusehen! Dies bitte in entsprechenden Einzel-/Fachthreads. ;)

Eine Sache noch zum Schluß für alle zum Mitschreiben, da ich diesen Satz aufgrund von Mißverständnissen oder unaufmerksamem Lesen über die Jahre gefühlt schon hunderte Male schreiben mußte:
Es geht bei dieser Problematik ausschließlich um die Rasierseifen besagter Hersteller, nicht deren Rasiercremes! Diese sind und waren zu jeder Zeit über jeden Zweifel erhaben.
 
Ich habe und hatte immer ein wenig den Eindruck, dass das Thema Rasierseife in den englischen Traditionshäusern eher stiefmütterlich behandelt wird und wurde. Diese Häuser definiereren sich, denke ich, in erster Linie durch ihre Düfte bzw. Duftserien. Da macht man dann halt auch noch eine RS oder RC passend dazu, oder lässt es machen. Aber so wirklich ernsthaft sehe ich gerade die RS nicht im Visier dieser Häuser (mit Ausnahme vielleicht von Harris). Es wird seinen Grund auch darin finden, dass der Hauptumsatz eben nicht in den Seifen liegt. Man hat eine gute Creme, passend zu fast jeder Serie und damit ist das Thema Rasur auf diesem Gebiet eigentlich vollumfänglich abgedeckt. Warum sich die Mühe und Kosten machen, um jetzt noch eine Topseife anzubieten. Wenn dann der Haupthersteller abspringt bzw. pleite geht, wird auf irgendeinen Ersatz zurückgegriffen, egal welche Qualität das bedeutet. Wie gesagt, man verweist auf die Creme (mein Gedächtnis kommt wieder :D) und versucht durch Umformulierung oder Herstellerwechsel das Ding Seife zu retten. Aber eher halbherzig, wie ich meine.
Würden sich diese Häuser durch ihre RS definieren, wie das z.B. bei den vielen US-Artisans oder auch europ. Artisans der Fall (Faena, Eufros, Calani, LPL...) dann wäre auch dort ein ganz anderer Level an Seife möglich, bei dem sicher die Messlatte sehr, sehr hoch gehängt werden würde. Bedauerlicherweise ist das Interesse für mein Dafürhalten nicht vorhanden. Und ich bedaure das sehr, denn die Welt der engl. Düfte ist einfach phänomenal. Bei richtig toller englischen Seifenqualität hätte ich persönlich keine Ausflüge nach Übersee nötig.
 
Auch wenn ich Dir in der Analyse in weiten Teilen zustimme Maranatha, so bewerte ich das völlig anders als Du!

Die englischen Traditionshäuser haben den Bereich RS nicht vernachlässigt, sondern mehr oder weniger versucht, ihren Satus Quo beibehalten.
Wie Du schon sagst, das sind ja keine reinen RS-Produzenten sondern Rasur ingesamt bzw. 'Mens Grooming' Läden.

Parallel dazu hat sich aber in den letzten Jahren durch einen gewissen Hype eben eine kleine 'Artisan-Seifenindustrie' entwickelt, die die Traditionalisten auf dem Spezialgebiet RS in Sachen Qualität vielleicht teilweise überholt haben. So rum wird ein Schuh draus!

Und wir sprechen jetzt wirklich nur von wenigen Jahren. Schau mal in die einschlägigen Rasierforen vor 10 Jahren. US-Seifen, Artisans ...? Fehlanzeige!
Das Sortiment der Traditionalisten hat sich nur ein bißchen verändert/erweitert seither, egal ob aus Deutschland, England, Italien ... .
Die Artisans haben aufgrund 'schlanker Bedingungen (1-2 Mann-Betriebe ...) halt turbomäßig losgelegt, um eine kleine aber zahlungskräftige Fangemeinde zu bedienen. Deshalb hinkt dieser Direktvergleich meiner Ansicht nach ein wenig.
Das hat bißchen was von kleine Sportwagenmanufakturen wie Morgan oder Wissmann, die ihre Kisten in kleinen Stückzahlen mehr oder weniger von Hand zusammenschrauben, mit großen Autoherstellern wie Daimler oder VW zu vergleichen.

Die US-Artisans sind so ein bißchen der 'Neue Markt' im RS-Bereich. Wie viele wie lange dort wirklich überleben können, wird sich zeigen.

Wie Du schon erwähnt hast, ist es im Endeffekt wohl eine Frage von Angebot und Nachfrage bzw. des Gewinns . Die machen das Ganze ja weder zum Spaß, noch um uns irgendwie zu ärgern. :D

Da ich bei Taylors ja ab und an mal ein Schwätzchen mit den Verkäufern halte, weiß ich daß z.Bsp. dort die RS im Vergleich zu den RCs den weitaus geringeren Teil des Umsatzes ausmachen. Sicher auch ein Grund warum z.Bsp. Taylor den Bereich RS jetzt nicht gerade vernachlässigt (sie haben mehr RS im Sortiment als vor 10-15 Jahren;)), aber vielleicht nicht so weiterentwickelt hat, wie wir das gerne hätten.

Im Gegensatz zu unserer kleinen Rasurfreak-Szene bevorzugt die Masse der Käufer wohl mehr die RCs, und entsprechend erweitert ToOBS da auch ständig das Sortiment. Mittlerweile haben sie glaube ich 16 oder 17 verschiedene RC-Sorten im Angebot. Als ich vor 16-17 Jahren das erste Mal in den Laden gestolpert bin waren es gerade mal 6 oder 7.
 
Wenn das richtig verstanden habe, war Soapworks zwischenzeitlich mal Pleite.
Wurden dann, als die Firmen selber produzieren mussten, die Seifen schlecht?
Glaubt man den Darstellungen hier https://www.soapworksltd.co.uk/our-clients ,
lassen zumindestens Penhaligon’s und Trumper wieder (oder immer noch) bei Soapworks produzieren.
Sind die Seifen jetzt deswegen besser?
Wenn die bei Soapworks produzieren lassen, müssten doch die Seifen gleich gut oder schlecht sein?
 
Und ich bedaure das sehr, denn die Welt der engl. Düfte ist einfach phänomenal

Jawohl.
Und die Rasureigenschaften einer Barrister & Mann oder Stirling mit dem „Mr Taylor“- oder „1805“ - Duft wäre der Oberhammer.
 
Nun, die Masse der Käufer könnte die Cremes ja auch gerade deshalb bevorzugen, weil die Seife nichts mehr taugt. Zumindest nicht im Vergleich. Dass die Traditionshäuser die RS nicht so weiterentwickelt haben, liegt vermutlich auch mit an der Tatsache, dass sie mit dieser enormen Aufhol- bzw. Überholjagd der "Artisan-Seifenindustrie" nicht wirklich gerechnet und sich im Prinzip auf dem Erfolg ihrer Cremes ausgeruht haben. Und gegen Konkurrenz, die schon immer Topseifen hergestellt hat, und die wie z.B. Cella oder Tabac in der reinen Rasurqualität anscheinend auch auf der Insel höher gehandelt werden und wurden, hatte man immer noch die besonderen Düfte als Argument.

Jetzt, wo sich herausstellt, dass die ganze Artisan-Armee für viele (auch für mich) die Qualität der engl. Cremes überholt hat, wird es glaube ich schwierig für diese Häuser, in diesen Bereich den Fuß richtig wieder hineinzubekommen. Wenn ich mir die RdT's z.B. im ATG anschaue, dann finde ich kaum noch die alten Traditionshäuser. Schon mehr als hier in D, aber doch dennoch recht selten. Die Cremes sind gut, auch für mich ist das keine Frage. Aber das Prädikat "über jeden Zweifel erhaben" würde ich ihnen nicht mehr verleihen, denn das Bessere ist nun mal des Guten Feind. In den meisten Artisans, ob sie nun aus USA, England oder sonst woher kommen, haben sie ihren Meister gefunden. Auch wenn ich weiß, dass Du das anders siehst. ;)
Und man zahlt eben mittlerweile dafür auch keine Preise mehr, die einer kleinen Sportwagenmanufaktur entsprechen würden. Da sieht es eher umgekehrt aus.

Ich hege die Hoffnung, dass mit den Seifen der englischen Traditionshäuser nicht wirklich Schluß ist bei dem Bestreben, selbst eine solche Topseife anzubieten. Immerhin kann es ja nicht im Interesse irgendeines dieser Häuser sein, dass die "Kundschaft" immer mehr an die Artisans verloren geht. Und das passiert eben auch über die Schiene Rasierseife. Es genügt, wenn eines der Häuser vorprescht, und eine Seife auf den Markt bringt, die den Artisans in nichts nachsteht. Gleichziehen reicht, denn die Düfte sorgen dann für den Rest. Dann ziehen die anderen gezwungenermaßen nach.

Aber vielleicht sehe ich dass auch zu sehr durch die rosa Brille unseres kleinen "Rasurwahnsinns" hier! :(
 
Wenn die bei Soapworks produzieren lassen, müssten doch die Seifen gleich gut oder schlecht sein?

Naja, vieles spricht dafür, allerdings kann es ja durchaus auch Rezeptvorgaben geben. Ist allerdings reine Spekulation von meiner Seite aus. Kennt man aber aus anderen Branchen, Lebensmittel für Discounter etc. Da werden ja oft auch eigene Rezepturen verwendet, nur die ausführende Firma ändert sich.
 
Vielleicht ist es ähnlich wie früher mit Fransösischer Weine: die waren so überzeugt davon das die alles perfekt machten, die wusten gar nicht das die links und rechts überholt wurden.
Ich glaube aber auch, bei zB GFT rasiert sich keiner mit der eigene Seife.
 
Vorab, ich finde den Eingangspost von Herne sehr schön zusammengefasst und informativ:daumenhoch.

Bezgl. der Seifen der besagten Häuser (D.R. Harris ausgenommen) verschwende ich auch keinen Gedanken mehr darüber, ob und welche Gedanke sich dort jemand macht, gemacht hat oder noch machen könnte. Wenn mir mal wieder nach einem dortigen Duft ist, nehme ich die RC und gut ist. Die taugen in der Regel alle was, im Gegensatz zu den Seifen.

Einzige erfreuliche Ausnahme der genannten Häuser sind m.E. in der Tat die Harris (und natürlich Mitchell's, die aber nicht mit den raffinieren Düften konkurrieren kann), deren Seifen - und wenn ich mich nicht irre auch alle mit Tallow - durchaus in der Oberliga mitspielt.. allerdings bin ich mir selbst da manchmal nicht sicher, ob mir nicht der inentsivere Duft der Marlborough RC lieber ist als das doch dezente Düftlein der RS..

Na ja, im Zweifel mit Mitchell's Woll fat einschäumen und anschließen das Marlborough EDT... ist Duftmäßig ohnehin effektiver und man hat länger was vom Duftteufel_lachend
 
Wenn das richtig verstanden habe, war Soapworks zwischenzeitlich mal Pleite.
Wurden dann, als die Firmen selber produzieren mussten, die Seifen schlecht?
Wie kommst Du denn darauf, daß die jemals 'selber produzieren mußten'? :confused

Und woher hast Du, daß Soapworks pleite war? Ich habe es damals so verstanden, daß der Seifenhersteller, bei dem Trumper und Co. davor haben produzieren lassen, pleite war. Aber wie gesagt, das war eine von mehreren Theorien, und ohne neue verwertbare Fakten daran rumzudeuteln, bringt uns auch nicht weiter.
Ebenso wenig die These, daß alle Seifen, die in der selben Seifenfabrik produziert werden, eigentlich gleich sein müßten.
Sorry Kraxel, aber das ist ein bißchen kurz gedacht.

Aber vielleicht sehe ich dass auch zu sehr durch die rosa Brille unseres kleinen "Rasurwahnsinns" hier! :(

Ich denke, genau damit hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen! :D
Ich kann mir gut vorstellen, daß die das noch nicht mal groß merken, daß ein paar hundert Rasurverrückte jetzt vielleicht mehr Artisan-Seifen kaufen als ihre RS. Schließlich verteilt sich dieses vermeintliche 'Abwandern' zu den Artisans auf alle möglichen Traditionalisten wie die Cella, Klar, Golddach, Proraso ... und nicht nur auf die Engländer.

Zum Thema RdT Erwähnungen im ATG: Diesen Effekt haben wir doch ständig.
In den Amiforen liest Du mehr über die Klar-RS als hier, mehr über die Penhaligons Seifen als in England, mehr über die Valobra als in Italien ... . In hiesigen oder englischen Foren haben die US-Seifen wiederum einen verhältnismäßig hohen Anteil ...

Auf die Andeutungen bezüglich der vermeintlich überlegenen Qualität der US-Artisans auch gegenüber den englischen Cremes will ich jetzt nicht näher eingehen.
Es war hier nicht meine Absicht, eine Debatte US-Artisans versus UK-Traditionalists oder ähnliches zu führen. Wer eine solche Debatte vertiefen möchte, möge doch bitte einen entsprechenden Thread dafür eröffnen. ;)

Ich wollte bei all dem Wirrwarr, kleinen Puzzleteilen, Halbwahrheiten ..., die immer wieder auftauchen, lediglich eine kleine Hilfestellung und einen ungefähren Überblick über den Status Quo bei den englischen RS geben.

Habe übrigens meine Czech & Speake vergessen. Die war gut, ist gut, bleibt gut ... . Aber da diese bei Valobra in Italien gemacht wird, hat sie mein Unterbewußtsein wahrscheinlich bewußt vergessen. :D
 
Ich würde die englischen Rasiercremes ja so gerne mögen...wenn da nicht die (laut Codecheck) zum Teil sehr bedenklichen Inhaltsstoffe wären. Die ToOBS musste ich nach allergischen Reaktionen deshalb absetzen. Aber da es ja genügend gute Alternativen gibt, hält sich meine Trauer in Grenzen.
 
Wie kommst Du denn darauf, daß die jemals 'selber produzieren mußten'? :confused

Und woher hast Du, daß Soapworks pleite war? Ich habe es damals so verstanden, daß der Seifenhersteller, bei dem Trumper und Co. davor haben produzieren lassen, pleite war.

Beim Lichte der Vormittagssonne betrachtet, hatte ich wohl einen Knoten im Hirn :(
Aber da diese bei Valobra in Italien gemacht wird, hat sie mein Unterbewußtsein wahrscheinlich bewußt vergessen.

Interessant:daumenhoch
Wo bekommt man denn solche Infos her?
 
Ich habe und hatte immer ein wenig den Eindruck, dass das Thema Rasierseife in den englischen Traditionshäusern eher stiefmütterlich behandelt wird und wurde. Diese Häuser definiereren sich, denke ich, in erster Linie durch ihre Düfte bzw. Duftserien. Da macht man dann halt auch noch eine RS oder RC passend dazu, oder lässt es machen.

So sehe Ich das auch. Top Düfte wirklich große Klasse und die RC liefern auch alle eine gute Performance. Aber die Seifen sind halt nur Beiwerk. Ich sehe bei den Seifen nur 2 Ausnahmen: MWF, aber die passt vom Duft her nicht so zum Rest aus UK und die C&S, die ist für mich aber eine ITA Seife und keine Engländerin. Die DR Harris kenne Ich allerdings nicht.

Aber besten Dank an herne für den einleitenden Überblick!
 
Dem Dank an Herne schließe ich mich an. Ein sehr interessantes Thema, bei dem ich viel lernen kann. Kurzweilig und spannend. Auch und gerade weil nicht immer alle der gleichen Meinung sind :) . Aber der Ton macht bekanntlich die Musik. Hier gefällt‘s mir!

Könnte es sein, dass seinerzeit neue Bestimmungen der EU bezüglich der Deklaration von Inhaltsstoffen der Anlass für Rezepturänderungen bei der RS-Herstellung waren?

Ich muss gestehen, dass ich nicht nur bei der Auswahl meiner RS sehr bewusst auf möglichst natürliche und verträgliche Inhaltsstoffe achte. Auch im Hochpreissegment kann man da ja so manche Überraschung erleben. Je mehr der Verbraucher auf so etwas achtet - das ist meiner Beobachtung nach der allgemeine Trend - umso mehr stellen sich die Hersteller darauf ein, um Abwanderungen und Umsatzeinbrüchen zuvorzukommen.
 
Zitat von Herne:
Aber da diese bei Valobra in Italien gemacht wird, hat sie mein Unterbewußtsein wahrscheinlich bewußt vergessen.
Interessant:daumenhoch
Wo bekommt man denn solche Infos her?

Auch hier kann ich keinen gerichtsfesten Beweise vorlegen, aber in den englischsprachigen Foren wird das seit Jahren als unumstößliche Tatsache angesehen, von daher glaube ich es einfach mal.

Könnte es sein, dass seinerzeit neue Bestimmungen der EU bezüglich der Deklaration von Inhaltsstoffen der Anlass für Rezepturänderungen bei der RS-Herstellung waren?
Ja, sowas in der Art war einer der Erklärungsversuche und manche der betroffenen Firmen haben sich auch auf neue EU-Bestimmungen berufen - auch wenn sie sich bei dem Thema ansonsten etwas bedeckt gehalten haben.

Aber wie schon gesagt, alles ein wenig im Bereich 'nichts genaues weiß man nicht', und ich finde es etwas müßig, da im Nachhinein noch weiter rum zu spekulieren. Aber wenn natürlich nochmal jemand intensiver historisch nachforschen will - nur zu! ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein sehr interessantes Thema mit vielen interessanten Beiträgen!

Vielen Dank für den obersten/ersten Eintrag an @Herne mit der übersichtlichen Zusammenfassung.

Ich ziehe seit jeher Rasiercrèmes den Seifen vor. Gerade in Tuben finde ich sie so praktisch, weil ich sie gerne von Hand direkt ins Gesicht schmiere und (mit Pinsel) im Gesicht aufschäume. Angefangen damit hatte ich in jungen Jahren, als ich in England im Sprachaufenthalt war. Dort hatte ich sehr viele Bekanntschaften mit englischen RC’s gemacht. Klar hatte ich auch mal die eine oder andere englische RS ausprobiert. Ich kann mich jeoch nicht erinnern, damals einen Qualitätsunterschied zwischen RC und RS festgestellt zu haben. Wir sprechen da aber über die späten 70er, anfangs 80er Jahre, das waren bestimmt andere Rezepturen als heute.

Und natürlich besitze auch ich heute einen ganzen Berg Rasierseifen. Hauptsächlich aber deswegen, weil diese und jene Lieblingsseifen und –düfte nur in Seifenform und nicht als Crèmes angeboten werden (Artisans). Mittlerweile achte ich nur noch auf Qualität und Duft, egal ob RS oder RC.

Warum werden bewährte Rezepturen immer wieder verändert?

Eine Frage die wir uns alle mit Recht stellen. Es bereitete mir schon immer Mühe zu verstehen, warum etwas Erfolgreiches und Beliebtes verändert wird (ausser wenn man damit etwas Gutes noch verbessern will). Bis ich vor wenigen Jahren in den Ferien zufälligerweise einen „Parfümeur“ (genauer, ein Chemiker aus der Parfümindustrie) kennenlernte, mit dem ich ins Gespräch kam. Zu meinem grossen Erstaunen konnte er mir so viele einleuchtende Gründe nennen, dass ich die Hälfte schon nicht mehr weiss. Bei Rezepturen für RS und RC verhält es sich ganz ähnlich, wie bei Parfüms. Denken wir mal an die vielen, uns lieb gewonnen Rasierwasser, die es heute nicht mehr gibt, oder deren Neuauflagen mit veränderten Rezepturen nicht mehr so riechen wie früher (z.B. Old Spice, Brut, usw).

Ursprüngliche Rohstoffe nicht mehr verfügbar.

Passiert immer wieder. Bei natürlichen (ätherisschen) Ölen verschwinden Plantagen und man muss aus einer anderen Gegend oder einem anderen Land beziehen. Das verursacht kleinere bis grössere Unterschiede im Duft. Die gleiche Rebsorte an unterschiedlichen Orten kultiviert, ergibt auch unterschiedliche Weine. Dann gibt es Pflanzen, die immer rarer werden und die Nachfrage nicht mehr decken können. Kleines Beispiel: Oud, das Harz des seltenen Adlerbaumes. Ein einziges Kilogramm des gereinigten Harzes kostet heutzutage je nach Unterart bis zu 50‘000 Euro! Das kann dann schon mal ein Grund sein, diesen Rohstoff mit einem künstlichen oder einem anderen, ähnlichen zu ersetzen.

Bei industriellen Düften verschwindet auch immer mal ein Hersteller, der seinen ganz besonderen Neroli-Duft hatte. Der Neroli-Duft eines anderer Hersteller ist zwar immer noch Neroli, aber halt mit seinem „Stempel“ drauf. Dann gibt es Riechstoffe, die nicht mehr zugelassen sind, weil man herausgefunden hat, dass sie gesundheitsschädlich sind. Jetzt müssen dafür Ersatzstoffe her, die halt nicht mehr ganz genau gleich riechen.

Auch kleinste Abweichungen haben auf ein bestimmtes Duft-Rezept mitunter viel grössere Auswirkungen, als wir Laien uns bewusst sind. Ein neuer Stoff kann mit den Bestehenden unverträglich sein. Also muss daran wieder „geschraubt“ werden. Bei Seifen können Duftzusätze (ob natürlich oder künstlich) die Qualität der Seifengrundlage beeinträchtigen. Also muss da auch wieder „geschraubt“ werden.

Um nicht noch länger zu werden, ihr seht, das Ganze ist recht komplex. Das soll natürlich keine Entschuldigung dafür sein, dass minderwertige Rasierseifen-Rezepturen überhaupt erst auf den Markt kommen. Im Moment bleibe ich also bei meinen Rasiercrèmes aus England. :happy
 
Das wirft beinahe die Frage auf, ob die Offenlegung der Inhaltsstoffe aufgrund der Deklarationsbestimmungen Fluch oder Segen für den Verbraucher darstellen. Vieles ist ja Kopfsache, und manchmal ist‘s ganz gut, nicht alles zu wissen.

Ihr kennt sicherlich die beiden größten ‚Mysterien‘ im täglichen Leben: Die Gedanken einer Frau; der Inhalt einer Wurst ... :)
 
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