Koraat
Hersteller/Händler
Hallo,
ich habe mir den Spaß gemacht und habe alle Schliffe die wir derzeit anfertigen können nebeneinander als Vergleich aufgereiht.
Das entspricht natürlich nur unserer Art die Schliffe herzustellen. Bei anderen Herstellern fallen die Bezeichnungen vielleicht anders aus.
Vielleicht hilft es trotzdem dem ein oder anderen die Hohlung seiner Rasiermesser einzuordnen.
Die schematischen Darstellungen, die man im Netz findet, gehen meiner Meinung nach oft stark an der Realität vorbei.
Da in einem anderen Forum die Frage aufgekommen ist wie die komplexen Schliffe hergestellt werden, habe ich eine kleine Skizze gemacht.
Die Kreise sind die Kontakträder/Schleifsteine (je nach verwendeter Schlifftechnik)
Und hier noch ein paar Worte zum Wall:
Zuerst einmal ist es wichtig sich klar zu machen wie ein Rasiermesser geschliffen wird. Und zwar erfolgt der Schliff bei allen modernen Rasiermessern mit runden Schleifkörpern (Steine oder Kontakträder am Bandschleifer) quer zur Klinge.
Das heißt jeder Schliff ist immer ein Segment eines Kreises.
Bei uns ist das bei einem derben Schliff ein Kreis mit 200mm Durchmesser, bei 1/4 hohl 150mm und bei 1/2 hohl 100mm.
Je nach Verhältnis von Rückendicke zu Klingenbreite, gibt es einen minimalen Schleifkörperdurchmesser mit dem man die Klinge schleifen kann. Bei diesem Minimaldurchmesser läuft der Schliff an der Schneide tangential aus. Ist also an der Schneide quasi paralell. Reduziert man den Schleifkörperdurchmesser weiter erreicht man die Schneide nicht mehr, da man zuvor schon weiter oben durch die Klinge hindurchschleift.
Es gibt also eine Grenze für die Hohlung mit nur einem Schliff.
Um ein noch hohleres (vollhohles) Messer zu erzeugen, braucht es also mindestens 2 Schliffe. Einen der bis zur Schneide durchläuft und einen mit kleinerem Durchmesser der nicht bis zur Schneide geht.
Zwischen diesen beiden Schliffen gibt es eine Überschneidung und das ist der Wall. Er ergibt sich also ganz von alleine wenn man ein vollhohles Messer schleift.
Dieser Wall wird dann mal mehr, mal weniger verschliffen und ist daher manchmal sehr stark und manchmal nur schwach ausgeprägt und kaum erkennbar. Es ist aber fast immer einer vorhanden. Fälle wo er gänzlich entfernt wird sind sehr selten.
Das hat auch einen einfachen Grund. Ihn zu reduzieren bringt nämlich nicht wirklich etwas, ist aber viel Arbeit.
Entscheidend für die Rasureigenschaften sind nämlich fast ausschließlich die beiden dünnsten Punkte der Klinge, die Seele in der Mitte der Hohlung und die Schneide selbst, bzw. die letzten 2-3mm zur Schneide hin. Die Dicke des Walls dazwischen hat kaum Einfluss. Erst wenn er gänzlich entfernt wird und die Klinge durchgehend ab der Seele hauchdünn bis zur Schneide verläuft ändert sich das Verhalten der Klinge radikal. Sie wird dann extrem flexibel, was aber soweit geht, dass man ein solches Messer nur noch schwer schärfen und abziehen kann. Auch die Rasureigenschaften sind besonders gegen den Strich schlechter.
Hier ein Foto der entscheidenden Punkte:
Ein Messer mit Wall ist also im Grunde ein ganz normales vollhohles Messer und es ist in der Tat so, dass er die Klinge stabilisiert.
Ich persönlich bevorzuge einen sehr ausgeprägten Wall mit sehr dünn geschliffener Seele und Schneide. Andere Hersteller reduzieren den Wall viel stärker und schleifen die Klinge zur Schneide hin eher konvex als konkav (durch sogenanntes Pließten), welcher Schliff einem eher liegt ist Geschmackssache.
Hier eine Skizze die beide vollhohle Varianten zeigt:
Beide Varianten haben einen Wall, nur ist der eine nur sehr schwach sichtbar.
mfg
Ulrik
In Abstimmung mit Ulrik hierhin Verschoben, weil das einfach "Messerkunde" in Reinstform ist.
VG
Hellas
ich habe mir den Spaß gemacht und habe alle Schliffe die wir derzeit anfertigen können nebeneinander als Vergleich aufgereiht.
Das entspricht natürlich nur unserer Art die Schliffe herzustellen. Bei anderen Herstellern fallen die Bezeichnungen vielleicht anders aus.
Vielleicht hilft es trotzdem dem ein oder anderen die Hohlung seiner Rasiermesser einzuordnen.
Die schematischen Darstellungen, die man im Netz findet, gehen meiner Meinung nach oft stark an der Realität vorbei.
Da in einem anderen Forum die Frage aufgekommen ist wie die komplexen Schliffe hergestellt werden, habe ich eine kleine Skizze gemacht.
Die Kreise sind die Kontakträder/Schleifsteine (je nach verwendeter Schlifftechnik)
Und hier noch ein paar Worte zum Wall:
Zuerst einmal ist es wichtig sich klar zu machen wie ein Rasiermesser geschliffen wird. Und zwar erfolgt der Schliff bei allen modernen Rasiermessern mit runden Schleifkörpern (Steine oder Kontakträder am Bandschleifer) quer zur Klinge.
Das heißt jeder Schliff ist immer ein Segment eines Kreises.
Bei uns ist das bei einem derben Schliff ein Kreis mit 200mm Durchmesser, bei 1/4 hohl 150mm und bei 1/2 hohl 100mm.
Je nach Verhältnis von Rückendicke zu Klingenbreite, gibt es einen minimalen Schleifkörperdurchmesser mit dem man die Klinge schleifen kann. Bei diesem Minimaldurchmesser läuft der Schliff an der Schneide tangential aus. Ist also an der Schneide quasi paralell. Reduziert man den Schleifkörperdurchmesser weiter erreicht man die Schneide nicht mehr, da man zuvor schon weiter oben durch die Klinge hindurchschleift.
Es gibt also eine Grenze für die Hohlung mit nur einem Schliff.
Um ein noch hohleres (vollhohles) Messer zu erzeugen, braucht es also mindestens 2 Schliffe. Einen der bis zur Schneide durchläuft und einen mit kleinerem Durchmesser der nicht bis zur Schneide geht.
Zwischen diesen beiden Schliffen gibt es eine Überschneidung und das ist der Wall. Er ergibt sich also ganz von alleine wenn man ein vollhohles Messer schleift.
Dieser Wall wird dann mal mehr, mal weniger verschliffen und ist daher manchmal sehr stark und manchmal nur schwach ausgeprägt und kaum erkennbar. Es ist aber fast immer einer vorhanden. Fälle wo er gänzlich entfernt wird sind sehr selten.
Das hat auch einen einfachen Grund. Ihn zu reduzieren bringt nämlich nicht wirklich etwas, ist aber viel Arbeit.
Entscheidend für die Rasureigenschaften sind nämlich fast ausschließlich die beiden dünnsten Punkte der Klinge, die Seele in der Mitte der Hohlung und die Schneide selbst, bzw. die letzten 2-3mm zur Schneide hin. Die Dicke des Walls dazwischen hat kaum Einfluss. Erst wenn er gänzlich entfernt wird und die Klinge durchgehend ab der Seele hauchdünn bis zur Schneide verläuft ändert sich das Verhalten der Klinge radikal. Sie wird dann extrem flexibel, was aber soweit geht, dass man ein solches Messer nur noch schwer schärfen und abziehen kann. Auch die Rasureigenschaften sind besonders gegen den Strich schlechter.
Hier ein Foto der entscheidenden Punkte:
Ein Messer mit Wall ist also im Grunde ein ganz normales vollhohles Messer und es ist in der Tat so, dass er die Klinge stabilisiert.
Ich persönlich bevorzuge einen sehr ausgeprägten Wall mit sehr dünn geschliffener Seele und Schneide. Andere Hersteller reduzieren den Wall viel stärker und schleifen die Klinge zur Schneide hin eher konvex als konkav (durch sogenanntes Pließten), welcher Schliff einem eher liegt ist Geschmackssache.
Hier eine Skizze die beide vollhohle Varianten zeigt:
Beide Varianten haben einen Wall, nur ist der eine nur sehr schwach sichtbar.
mfg
Ulrik
In Abstimmung mit Ulrik hierhin Verschoben, weil das einfach "Messerkunde" in Reinstform ist.
VG
Hellas
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