Forum der Rasur

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Durchschärfen vom Dovo Fritz Bracht mit Videos

Philipp78

Wie oft muss eigentlich ein Messer geschliffen werden? Oder anders gefragt: wann muss ein neu gekauftes Messer wieder geschliffen werden?

Meine Erfahrung mit neu gekauften Rasiermessern ist sehr gering, aber das was ich hier aus dem Forum kenne ist: es kommt ganz auf den Hersteller an, manche liefern ihre Rasiermesser richtig rasurscharf aus, bei anderen muss das Messer erst nachgeschärft werden, damit es wirklich rasurfertig ist.

Ansonsten gibt es zu deiner Frage einen ganzen Thread: https://forum-der-rasur.de/forum/threads/neue-rasiermesser-rm-rasierfertig.289/
 
Wie oft muss eigentlich ein Messer geschliffen werden

Das hängt auch meines Erachtens nach von vielen Faktoren ab, z.B. Qualität des Rasiermessers, Beschaffenheit und Stärke des Barts, Methode und Häufigkeit der Rasur selbst, Qualität des Lederns zwischendurch und vielleicht noch ein paar weiteren.

Von mir kann ich sagen, ich hab mich schon mal gute 3 Monate mit meiner Filarmonica 14 rasiert (2-3 mal die Woche), ohne das Rasiermesser nachzuschärfen.
 
Oder anders gefragt: wann muss ein neu gekauftes Messer wieder geschliffen werden?

Wenn es stumpf ist:flucht1 Im ernst. Beim einen gehen 100 Rasuren, beim anderen 500 und es soll sogar Leute geben, die mit einem Messer mehr als 1000 Rasuren machen können, bevor das Messer wieder auf die Steine Muss. Ich habe es noch bei keinem meiner Messer, die ich geschärft habe oder in einem gut geschärften Zustand bekommen habe, geschafft, dies wieder auf die Steine legen zu müssen.
 
Erstmal vielen lieben Dank an @Philipp78 für die umfangreiche Dokumentation dieses Problemfalls.

Ich stand nämlich genau vor diesem Problem (kein Wunder, ist ja auch mein Messer :lol) und kam mit meinen rudimentären Kenntnissen und noch weniger vorhandenen Fähigkeiten nicht weiter. Dabei sieht es immer so schön einfach in Videos aus.

Klar kann das Schärfen einfacher sein, mit einem geraden Messer und planen Steinen. Ich kam jedenfalls nicht weiter, weil ich u.a. versuchte, die Unregelmäßigkeiten mit mehr Druck auszugleichen. Dadurch bekam ich nicht mal ansatzweise ein scharfes Messer.
Ich werde jetzt auch nicht meine drei Steine konvex abrichten, sondern weiter versuchen mit planen Steinen ein brauchbares Ergebnis zu erzielen. Aber dass es auch anders geht, war schon spannend.

In erster Linie ging es mir ja darum, scharfe Messer zu bekommen, damit ich endlich mal ein realistisches Gefühl einer Messerrasur bekomme. Dass das Schärfen von @Philipp78 dann so toll dokumentiert wurde, damit habe ich nicht gerechnet. Nur daneben stehen würde noch informativer sein :daumenhoch.
Ich hoffe ja, das letzte Messer, auch ein Dovo -Burggraf-, zickt nicht so rum. Ein Kedake mit Besonderheiten :proud war ja auch schon auf den Steinen, auch da habe ich eine tolle Doku und viele weitere Infos bekommen.

Von daher freue ich mich natürlich, dass der Schärfverlauf auch hier zu sehen ist und über die Vorgehensweise diskutiert wird. Ich würde mich auch über weitere Schärfdokus freuen, vor allem wenn Problemfälle, unkonventionelle Techniken oder besondere Materialien eine Rolle spielen.
 
Respekt Philipp78,

mir gefällt dein Ansatz sehr. Darf ich fragen ob du Ahnung von Stählen bzw. dem allgemeinem Schärfen hast? Du erwähnst glaube ich in Video 3 das du auch Friseurscheren schärfst. Ich bin jemand der sehr viel liest, während des Corona Lockdowns hab ich die 301 Seiten des Honing Bereich des SRP studiert (danach ist man nicht schlauer).

Was mir in deinem Video sehr gut gefällt und meiner Meinung nach nicht oft genug erwähnt wird ist das optische prüfen der Facette. Etwas irritiert war ich, als ich hörte wie laut das Messer auf dem 1000er King klang, lag es am Druck den du ausgeübt hast oder ist dies eine Verfälschung des Videos?

Noch eine wichtige Frage an dich. Etwas das ich eigentlich garnicht mache ist das killen der alten Schneide, was genau bringt dir dieser Schritt? Du erläuterst es zwar, aber das sieht so leicht aus, wird da überhaupt Material abgetragen? Ich mache das nicht, ich weiß da gehen die Meinungen auseinander. Bei Ausbrüchen stellt sich die Frage nicht. Aber du wusstest doch zum Start hin glaube ich noch nichts von dem kleinen Ausbruch. Machst du das wirklich bei jedem Messer?

Du beschränkst dich aufs wesentlich, nichts verwackelt. Super Video. Vielen Dank dafür.
 
@Thunderlips, vielen Dank fürs tolle Feedback!

Ich schärfe verhältnismäßig nicht lange, dafür aber recht viele verschiedene Werkzeuge. Die Cousine meiner Frau ist Friseurin, ich schärfe gelegentlich ihre Scheren (da kann ich nur sagen - eine gute Friseur-Schere lässt sich auf eine schöne Rasurschärfe bringen :)).

Durch meine anderen Hobbies schärfe ich immer wieder Holzbearbeitungswerkzeuge (Homzschnitzmesser, Stechbeiteln, Hobeleisen, Zugmessern etc.). Ich denke, ich hab gerade mit den Woodworking-Tools einiges an (für mich) wertvoller Erfahrung sammeln können, gerade, was den Unterschied eines guten Stahls mit feinem Korn angeht. Habe einige neue, wie auch alte Stechbeitel aus Europa, gut wie auch „weniger gut“, aber stets eher weicherer Stahl (reines Kohlenstoffstahl wie auch legiert). Außerdem benutze ich ein paar Stechbeiteln sowie einen guten Handhobel aus Japan (alles - laminierte Kohlenstoffstähle, handgeschmiedet), diese Kerlchen haben’s echt in sich!

Ich versuche (beruflich wie privat) stets Synergien aus verschiedenen Gebiete zu nutzen, z.b. Erfahrung aus dem Holzschnitzen und dem Tischlern beim Bogenbau anwenden, Elemente aus dem Schärfen der Stechbeiteln (wo sinnvoll) beim Rasiermessern einsetzen (und auch mal umgekehrt), oder gar auf der Basis beider Erfahrungen neue Methoden schaffen.

Und ich „klaue“ mir recht viel Erfahrung zusammen, durch meinen Sprachhintergrund kann ich das Deutsche, Endlische und Russische Internet nach Informationen „beackern“.

Zur Lautstärke des 1000er Kings kann ich nicht viel sagen, ich hatte mal einen anderen 1000er (vom Bösner) gehabt, kann mich aber nicht erinnern, wie laut/leise der war. So hab ich kaum Vergleichsreferenz, es kann sein, das das Handy diesen Ton gut verstärkt (reine Spekulation). Druck im eigentlichen Sinne wir keiner Ausgeübt, die Finger der Hilfshand berühren praktisch nur die Klinge, um bessere Kontrolle zu gewährleisten (bin der Zappel-Philipp und brauche mehr Kontakt zum Objekt, um mich sicherer zu fühlen ;)). Aber vielleicht liegt es auch am recht groben Abrichten des Kings, ich nehme dafür die abgenutzte „Extra Coarse“ DMT-Platte...

Was das für mich obligatorische Killen der Klinge angeht, das basiert auf Methoden, die ich im englischen und in viel Intensiverer Form im russischen Web finden konnte.
Die Russen nennen das „technologische Barriere schaffen“.
Die Methode soll folgenden Vorteil bringen: Beseitigung des Grats, des „Sägezahns“ und anderer Artefakten von der Schneidkante. Damit hat man „sauberen Stand“ für die nächste Schärfstuffe. Angeblich soll die technologische Barriere auch die Bildung des Grats im nächsten Schärfschritt vorbeugen (dazu bisher keine Tests meinerseits).

Ob ich einen Anreiber oder feines Schleifpapier benutze, hängt von Zustand der Klinge ab.
Das Schleifpapier liegt stets auf weicher Unterlage, damit es „spielen“ kann und macht eine „hauchzarte Glättung“ der Schneidkante. Sie lässt sich meiner Erfahrung nach, so nachher deutlich feiner ausschleifen und auch die Schneidkantenlinie sieht deutlich gerader aus.
Der Anreiber nimmt deutlich mehr Material ab, was eigentlich immer noch minimal ist - geschätzt so um 10 Mikrometern oder so (den im Beitrag gezeigten 40-50 Mikrometer-großen Microchop mit einem solchen Zug am Anreiber zu beseitigen ist unmöglich).

Wenn ich den Zustand der Klinge kenne, nehme ich auch fürs Setzen der Facette das Schleifpapier her. Der Materialabtrag ist minimal, aber der Nutzen, zumindest für mich deutlich spürbar, ich kann nur empfehlen, das mal auszuprobieren.
 
Das mit dem Schleifpapier hab ich schon selbst praktiziert. Vor allem spart man sich den Gang zur Lupe. Das bei Ausbrüchen ideal. Den Ausbruch sieht man beim abziehen in Form einer Linie auf dem Schleifpapier.

Du machst es wie ein Ingenieur, du siehst ein Problem und löst es (selbst).
 
Ich sehe hier absolute Hingabe und Liebe zur Methode, zur Arbeit, zum Werkzeug, zum Messer und zum Ergebnis. Mein allergrößter Respekt!

Wenn ich schärfe sieht das ganz anders aus ;) Vielleicht mache ich mal ein Video, wie ich ein GD 66 auf einer 240er Diaplatte "herrichte" um es dann schärfen zu können (ich glaube @Philipp78 Du hast die Methode in einem der Videos als "brutal" bezeichnet), so als kleinen Kontrapunkt zu dieser feinen filigranen Arbeit. Ich selber bin da zu ungeduldig und bin froh, dass auch mein Vorgehen zu rasurfertigen Messern führt.

Ich bin sogar der Meinung, dass Du in deinen Videos hier ein Vorgehen dokumentierst, welches ermöglicht zu einer in jedem Punkt geradezu perfekt gearbeiteten Facette kommt. Ganz großes Kino, danke dafür!
 
@kratziger_graf , vielen Dank für solch positive Rückmeldung und für motivierende Worte!

Meine Frau ist fest überzeugt, dass ich stets bewusst einen möglichst komplizierten Weg bei meinen Hobbies suche. Neulich haben wir wieder einmal darüber gesprochen und ich meinte zu ihr: „mein Arbeitsprozess ist sehr systematisch aufgebaut, da braucht man nur Zeit und Geduld“. Und bevor ich sagen konnte: „und das hat ja schließlich Jeder“ sagt sie: „und das hat ja NICHT Jeder“ :D
Jeder hat seine Stärken und bekanntlich hat ja jede Medaille zwei Seiten. Wenn man, so wie ich, detailliert arbeitet, lässt je nachdem das Ergebnis lange auf sich warten. Mein letztes (es war auch mein erstes) Tischler-Projekt, eine Holzwerkbank zu bauen, hat ein gutes Jahr gedauert. Warum auch immer musste die Werkbank ohne Nägeln, Schrauben oder Leim auskommen und nur mit Handwerkzeugen gebaut werden Hier kann man die Herstellung sehen:
.
:rolleyes:
Mein Vater hat seine Werkbank in ein paar Tagen fertiggestellt, sie ist nicht perfekt, erfüllt aber sehr gut ihren Zweck.
Vielleicht liebe ich einfach den handwerklichen Prozess nicht weniger als das Ergebnis dieses Handwerks :)
Danke nochmals
 
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Nun bin ich auf Leder gegangen, ca. 100 Doppelzüge auf dem reinen Cordovan Gurt:




Ich denke, jetzt kann die Testrasur kommen. Die Schneidkante ist nun sehr dünn ausgeschliffen, es kann sein, dass sie der Belastung der Rasur nicht standhalten kann und kollabiert. Sowas kenne ich von weicheren Stählen, die Schneidkante verbiegt sich dann an kleinen Abschnitten (etwa so groß wie ein Haar) und faltet sich nach hinten.
Werde mich voraussichtlich heute damit rasieren, bin gespannt...
 
@kratziger_graf , vielen Dank für solch positive Rückmeldung und für motivierende Worte!

Meine Frau ist fest überzeugt, dass ich stets bewusst einen möglichst komplizierten Weg bei meinen Hobbies suche. Neulich haben wir wieder einmal darüber gesprochen und ich meinte zu ihr: „mein Arbeitsprozess ist sehr systematisch aufgebaut, da braucht man nur Zeit und Geduld“. Und bevor ich sagen konnte: „und das hat ja schließlich Jeder“ sagt sie: „und das hat ja NICHT Jeder“ :D
Jeder hat seine Stärken und bekanntlich hat ja jede Medaille zwei Seiten. Wenn man, so wie ich, detailliert arbeitet, lässt je nachdem das Ergebnis lange auf sich warten. Mein letztes (es war auch mein erstes) Tischler-Projekt, eine Holzwerkbank zu bauen, hat ein gutes Jahr gedauert. Warum auch immer musste die Werkbank ohne Nägeln, Schrauben oder Leim auskommen und nur mit Handwerkzeugen gebaut werden Hier kann man die Herstellung sehen:
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:rolleyes:
Mein Vater hat seine Werkbank in ein paar Tagen fertiggestellt, sie ist nicht perfekt, erfüllt aber sehr gut ihren Zweck.
Vielleicht liebe ich einfach den handwerklichen Prozess nicht weniger als das Ergebnis dieses Handwerks :)
Danke nochmals

@Philipp78
Sieht es gut aus ,aber wenn ich als Handwerksmeister in meinem Betrieb so vorgehen würde wäre ich in 3 Monaten Pleite.
Eines habe ich bei dir festgestellt ,wer dir ein Messer zum schärfen überlässt bekommt 110% ein scharfes Messer zurück. :daumenhoch .
 
Sieht es gut aus ,aber wenn ich als Handwerksmeister in meinem Betrieb so vorgehen würde wäre ich in 3 Monaten Pleite.
Du sprichst mir aus der Seele:D

Hehe, mir ist gedrade klar geworden, dass, wenn ich Geld fürs Schärfen verlangen würde, könnte ich nie reich werden.
Dies betrifft übrigens auch meine anderen Hobbies, für meinen letzten Kompositbogen habe ich mehr als 60 Arbeitsstunden gebraucht, so ein Erzeugniss lässt sich nicht gewinnbringend verkaufen (ich glaube, ich könnte mich auch nicht davon trennen :))

:D

P.S. bin froh, dass es nur mein Hobby ist, denn auf Arbeit muß ich mich echt zurückhalten ;)
 
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