Forum der Rasur

Registriere Dich jetzt kostenlos!

Dadurch bekommst Du Zugang zu dem geschützten Mitgliederbereich, kannst beim Gebrauchtmarkt mitmachen und stellst nebenbei auch noch sicher, dass niemand Dir Deinen Wunsch-Usernamen wegschnappt.

Durchschärfen vom Dovo Fritz Bracht mit Videos

@Philipp78 mir wäre dein Vorgehen viel zu aufwändig aber sehr interessant zu sehen. Hoffentlich schreckst Du damit nicht zu viele Einsteiger ab es selber mit dem Schärfen zu versuchen ;)
Deinen Tischbau finde ich auch spannend. Lustig das sich bei einigen Leuten doch sehr ähnliche Hobbys ausbilden. Auch ich werkel recht gerne mit Handwerkzeugen an Holz herum, hab aber durch meine Familie, Arbeit und noch andere Hobbys zu wenig Zeit dafür. Naja, irgendwann werde ich in Rente gehen und dann hab ich zumindest alles an Werkzeugen da. Fehlt jetzt nur noch das Du deinen Rasen mit der Sense mähst und ich glaube wir könnten verwandt sein lach. Falls Du ihn noch nicht entdeckt hast, kann ich dir den Youtubekanal (und auch das Blog und die Webseite) von Paul Sellers empfehlen, von dem hab ich mir einige Techniken abgeguckt, zB Zapfen mit dem Grundhobel statt dem Beitel exakt anzupassen.
 
aber wenn ich als Handwerksmeister in meinem Betrieb so vorgehen würde
Jepp, keine Frage gebt ich Dir recht, aber ist das nicht "traurig"?
In unserer heutigen Zeit wird soviel unter Zeitdruck erstellt.
Meine beiden Großväter waren Tischler/Schreiner. Als Kind war ich noch viel mit meinem Opa im Dorf unterwegs, hier mal nen Stuhl repariert, da mal nen Schrank aufgebaut, oder ein Regal gebaut. Das hat noch Zeit gedauert, da war es "normal" das es nicht gleich morgen fertig ist. Vorallem so alte Handwerkstechniken (z.B. Zapfen) gehen da halt leicht unter und CNC-Maschinen übernehmen da den Dienst. Manchmal schwelge ich da schon a weng in Nostalgie;) Ich bin auch im Handwerk zuhause und habe meinen Meister, selbst ich, als "jüngerer" Meister (wenn man sich mit 37 noch so nennen kann :p ) nutze hier viel Neues und auch die Technik, werde aber immer mal wieder, z.B. wenn ich meinen Lehrmeister besuche, an die "alte" Zeit aus meiner Lehre erinnert. "Früher" waren wir den ganzen Tag unterwegs, Terminabsagen gab´s da kaum, man konnte Arbeiten ohne z.B. dauerhaft ein klingelndes Handy in der Nähe zu haben. Erst Abends, wenn ich mit meinem Meister wieder zurück in den Betrieb gekommen, bin wurde der AB abgehört, da waren dann mal max 2 Anrufe am Tag drauf. Kein Vergleich zu heutiger Zeit wo jeder erwartet jeden immer gleich zu erreichen...

Edit:
Sorry für das OT, das wollte jetzt einfach raus :D
 
Fehlt jetzt nur noch das Du deinen Rasen mit der Sense mähst und ich glaube wir könnten verwandt sein
Haha, du kannst mich als verwand bezeichnen, hab zwar keienn eigenen Rasen, aber hab mal sehr gern eien wiese in der Grundschule meiner Tochter gesenst (Die Sense hab ich natürlich vorher vor ort abziehen müssen) :D

P.S., den kanall vom Paul Sellers aboniere ich und habe von ihm viel gelernt :)
 
aber ist das nicht "traurig"
Ich finde es absolut traurug, das gute alte Handwerk kann in der heutigen Zeit der Performance und Hektik nur als Hobby existieren.
Man lernt so viel über das Handwerk und über das Material, wenn man das Werkzeug mit der Hand führt statt eine Maschine zu bedienen. Dieses Wissen geht leider zunehmend verloren.
 
Ergebnisse der Testrasur.

Ich bewerte die Rasur nach folgenden Kriterien:
1. Schärfe entsprechend dem Haartest nach dem Finisch. Der Haartest hat HHT4 (schneidet das hängende Haar auf einer Länge ab ca. 2cm mit einem "Ping" durch) bis HHT5 (schneidet das hängende Haar geräuschlos durch) gezeigt. Der Schnitt durch das Haar war aber nicht so widerstandslos, wie ich ihn von den top-Messern kenne.
2. Empfundene Schärfe beim Rasieren mit dem Haarwuchs. Hier habe ich bei den ersten Zügen die Schärfe als sehr hoch empfunden, danach ging das Gefühl recht schnell verloren und ich habe das Gefühl bekommen, ich müsste die Klinge "durch das Haar schieben", es hat mich sofort an das Dovo vom @Isaentae erinnert. Das ist ein Indiz, dass die Schneidkante zu fein für den vorliegenden Stahl ausgeschliffen wurde und kann der Belastung der Rasur nicht stand halten. 3 von 5 Punkte.
3. Empfundene Schärfe beim Rasieren gegen den "Strich". Noch ein stärkeres Gefühl, die Klinge durch das Haar schieben zu müssen. 2 von 5 Punkte
4. Empfundene Sanftheit zur Haut während der Rasur. Durchgehend ziemlich sanft zur Haut, aber nicht ganz perfekt. Wenn die Schneidkante "kolabiert". Der Stahl verbiegt sich in einem gewissen Abschnitt an der Schneidkante nach hinten (so ähnlich wie Alufolie es tut, wenn man sie spannt und mit dem Finger gegen die Kante drückt) oder es brechen ganz dünne Linien entlang der Schneidkante ab. Die entstandenen Strukturen können recht aggressiv zur Haut sein, was ich aber hier nicht so deutlich gespürt habe. Für Sanftheit 3 von 5 Punkten
5. Gründlichkeit der Rasur. Die Rasus war sehr gründlich, hab schon beim Abspühlen des Gesichtes nach dem ersten Durchlauf nur sehr wenig Haare gespührt (einige Stellen im Gesicht kriege ich sehr selten komplett haarfrei). 4 von 5 Punkten, da nicht ganz perfekt.
6. "Brennen" beim Anwenden des Aftershave. Der AXE Aftrershave hat minimal gebrannt, ich würde es an der Grenze zwischen "Frischegefühl" und "Anfang des Brennens" beschreiben. 3 von 5 Punkten, da es leichtes brennen gab (bei Frischegefühl wären es 4 von 5).
7. Hautgefühl später (also mehrere Stunden bis einen Tag nach der Rasur). Die Haut fühlt sich "frisch" an, vielleicht an der Grenze zu "empfindlich". Bei meinem Hauttyp ist ein "Gefühl wie vor der Rasur" nur nach Top Rasiermessern von den Top-Finischer und nach einer absolut fehlerfreien Rasur möglich :). 3 von 5 Punkten


Die erzielte Feinheit war wohl etwas zu viel für den Stahl des Dovos, oder anders formuliert: dieses Rasiermesser lässt sich durch mich nicht nachhaltig so fein ausschleifen, wie ich es gern für eine Rasur benötige.
Diesen Effekt kenne ich von den Dovos, die ich hatte, von meinem 5/8 ERN und noch ein paar anderen Messern. Der Stahl dieser Messer stellt offenbar den "begrenzenden Faktor des Systems" dar, beim Schärfen z.B. des Fili's stelle ICH den begrenzenden Faktor dar, die Klinge nimmt und hält problemlos jede Schärfe die ich darauf zu bringen schaffe.

Unter dem Mikroskop konnte ich tatsächlich die demolierte Schneidkante vorfinden, hier ein paar Fotos.
06EC1F3D-E145-4C2B-8F24-F898E312BD69.jpeg

Siehe den wellenförmigen Verlauf der Schneidkantenlinie.



79F11394-479C-4E14-9C9C-DA2F7F9D0FD9.jpeg

Im markierten Bereich hat sich die Kante verbogen und spiegelt in Eichtung Kamera.


Die Performance dieses Rasiermessers halte ich für vergleichbar mit dem Dovo vom @Isaentae (welches Model war das noch mal?).
Das Messer ist spürbar besser, als das dovo Bismarck 5/8, welches ich vor einigen Jahren mal hatte, aber liegt deutlich hinter meinen Top-Favoriten (Filarmonica 14 Double Temple und der AGUILA GOLD vom Richard Schmitz).


Zur Lösung: ich würde die Schneidkante voraussichtlich auf dem Schleifpapier wieder glätten und ab dem Kiita Schleifstein die Prozedur wiederholen, ohne jedoch den Arkansas zum Schluss. Ich erwarte dadurch eine weniger scharfe klinge, die aber standhafter sein wird.
 
den Bau meines ersten Holz-Komposits kann man hier ansehen:

Der aktuelle Bogen (türkischer style, Holz-Rattan-Seiden - Komposit) ist noch in der "Mache"...

@Philipp78
Bogenbau und Bogenschießen währe auch meine Sache aber der Tag hat nur 24 Stunden ,wenn ich die Mittagspause durch Arbeite hat er 25 Stunden ;) .
das wars mehr geht nicht.
 
Ok, folgende Behandlung hat das Rasiermesser nun erhalten.

Die kollabierte Schneidkante habe ich mit dem 3000er Schleifpapier geglättet.
Dazu waren zwei Züge notwendig, es kann aber sein, dass der erste Zug einfach zu sanft geraten ist.

So sah die Schneidkante nach der Rasur aus:
D9F85A1D-295D-4747-968C-6AFA9DFBB477.jpeg


Nach dem ersten Längszug sieht man zwar eine Veränderung, aber die Defekte sind noch vorhanden:
BD7B11B1-1DD4-4299-8BFA-192DFAC984C8.jpeg


Beim zweiten Zug habe ich extra drauf geachtet, dass die Klinge einen guten Kontakt (immer noch ohne Druck) zum Schleifpapier hat:
82179A59-E913-48A2-ACCC-A9A38ACD62F1.jpeg



Danach ging es auf den schmalen Nakayama Kiita mit einem weicheren aber gröberen Kiita Anreiber. Hab kein Video mehr aufgenommen, da im Grunde nichts anderes gemacht wurde als in den bereits gezeigten Teil 15 und 16 gezeigt wurde.
Hier das Foto der Facette danach:
D57988CB-E1F8-4B73-B0CD-3E6F15249026.jpeg



Nächster Schritt: der gleiche Kiita Stein mit eigenem Tomo Nagura, wie in Teilen 17 und 18, mit folgendem Ergebnis:
63D5C332-F5DF-40B5-9123-CD6B5CC3F6FD.jpeg



Danach ging es wieder auf den Coticule LPB auf Wasser mit ein paar Tropfen Spüli. Diesmal habe ich nach ca. 50-60 Schüben aufgehört. Beim Foto musste ich das Licht etwas mehr zur Seite drehen, um die Schleifspuren besser sehen zu können:
146DE7C9-4F96-4CFB-B0EF-BF5AC8AE34E5.jpeg


Ok, danach ordentlich auf reinen Leingurt und auf Cordovan Leder abgezogen.



edit: ach ja, fast den Haartest vergessen:



Nach der Testrasur gibt berichte ich wieder.
 
@Philipp78 vielen, vielen, herzlichen Dank für die umfangreiche, detaillierte Dokumentation!
Auch wenn dein Vorgehen von einigen als unnötig komplex befunden wurde, ist es doch eine klarer, systematischer Ablauf, der mit ausreichender Übung reproduzierbar erscheint.
So schön es ist, vollkommenes Handwerk zu mystifizieren, ist es doch ungleich viel wichtiger festzustellen, dass man ohne elf linke Daumen an einer Hand, sehr wahrscheinlich mit einiger Übung und Hingabe, reproduzierbar solide Ergebnisse erreichen kann! daumenh!

Gerade Schärf-Anfängern wie mir, kann man das gar nicht oft genug sagen :D
 
@ShavingNose, liebend gerne ☺️
Es freut mich, dass das Gezeigte Zuspruch findet.
Das hier behandelte Rasiermesser ist leicht verzogen und hat von mir (zusätzlich zu meinem eh komplizierten Verfahren) einen zusätzlichen Aufwand verlangt.
Hinzu kommt, dass ich mit dieser Art Stahl nicht sehr gut zurecht komme und das Messer mal weiter schärfe als für es gut ist, ich hoffe, das führt nicht zur Verwirrung.

Ich versuche künftig die Anzahl und die Auswahl der Steine zu variieren, um auch mal einfachere Varianten mit euch zu teilen.

Gruß
Philipp
 
Ergebnisse der zweiten Testrasur.

Wieder gleiche Kriterien:
1. Schärfe entsprechend dem Haartest nach dem Finisch. Solider HHT4 (für meine Haut-Bart-Kombination wäre HHT5 ideal)
2. Empfundene Schärfe beim Rasieren mit dem Haarwuchs. Diesmal hat es deutlich besser funktioniert, die Schärfe war nicht 100% aber
dafür habe ich keinen Abfall der Schärfe während der Rasur gespürt. 4 von 5 Punkte.
4. Empfundene Schärfe beim Rasieren gegen den "Strich". Da hatte ich ein Gefühl gehabt, die Klinge durch das Haar schieben zu müssen, was aber bei HHT4 bei mir zu erwarten war. 3 von 5 Punkte
5. Empfundene Sanftheit zur Haut während der Rasur. Durchgehend ziemlich sanft zur Haut, aber nicht ganz perfekt. Ich würde sagen auch hier etwas besser: 4 von 5 Punkten
6. Gründlichkeit der Rasur. Die Rasus war sehr gründlich, bleibt bei 4 von 5 Punkten, da nicht ganz perfekt.
7. "Brennen" beim Anwenden des Aftershave hatte ich das "Frischegefühl", macht 4 von 5 Punkte
8. Hautgefühl später (also mehrere Stunden bis einen Tag nach der Rasur). Die Haut fühlt sich "frisch" an, aber nicht "empfindlich". 4 von 5 Punkten


Unter dem Mikroskop sieht die Kante deutlich besser aus, als beim letzten Mal, ich habe aber noch einige Defekte gefunden, die während der Rasur entstanden sind, hier ein Bild:
17DD5541-4BA7-4012-B1F0-60D27F0972E1.jpeg



Also hat das Messer verglichen mit der ersten Schärfung etwas weniger Schärfe erhalten, konnte sie aber besser halten und hat so zur besseren Rasur geführt.
Ich würde vielleicht noch einen Versuch wagen, die Kante noch etwas stabiler zu bekommen.
 
Ich würde vielleicht noch einen Versuch wagen, die Kante noch etwas stabiler zu bekommen.

Versuch es doch mal mit weniger Aufwand und einfach mit einer zweiten Lage Tape auf dem Rücken. Das Fritz Bracht Dovo 38 ist recht fein ausgeschliffen und der zweite Winkel bringt enorm an Stabilität in die Schneide. Just my 2 cents ;)
 
Hey @Hellas, vielen Dank für den Tipp, der zweite Winkel würde sicher das Problem lösen. :daumenhoch :)

Ich behalte die Idee für den Fall, dass mein nächster Anlauf keinen Erfolg haben wird.

Habe das Messer heute erneut gefinished (ist das Denglisch? :p) und warte, bis mein Bart einigermaßen aus der Haut wächst...
Videos stelle ich hier rein, sobald hochgeladen...
 
Zurück
Oben