Forum der Rasur

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Heute habe ich ein Messer geschärft...

Nach der Aufarbeitung auf die Steine…das Eduard Vitting

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Nachdem ich die Aufarbeitung des Rasiermessers abgeschlossen habe, soll es dann natürlich auch seinem Lebenszweck zugeführt werden…der Rasur. Da das Messer nu‘ überhaupt keine erkennbare Facette oder Schneidkannte mehr hatte, war klar, dass es eine Schärung von Grund auf sein wird. Ich überlegte im Vorfeld, ob ich dem Alter des Messers geschuldet, quasi so etwas wie eine „Traditionelle Schärfung“ durchführe, d.h. dass ich eine reine Natursteinprogression mit europäischen Steine mache. Ich bin zu dem Schluss gekommen, Traditionell ja, aber erst beim Finisher, die vorherigen Schritte werde ich mit jSyn durchführen.

Bei der Aufarbeitung hatte ich bereits mit dem Mikro die vorhandene oder hier besser ausgedrückt, die gerade nur noch zu erahnende Originalfacette betrachtet und dabei den doch schlimmen Zustand selbiger erkannt. Natürlich sieht es unter dem Mikro grausig aus, man darf aber nicht vergessen, dass dort schnell mal mit einer 3-stelligen Vergrößerung gearbeitet wird. Anhand der u.a. Bilder (das sind „nur“ 2 Bereiche von vielen) sieht man deutlich, dass der Rostfraß zum Teil nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar (Fingernagel) fortgeschritten ist. Nützt aber alles Jammern nix, es soll ja rasieren, dafür ist es da…​

Die Progression

1 x Tape

-SHAPTON Pro 1K + SHAPTON Glass 1K—> setzen der Facette
-SHAPTON Glas 4,8 und 10K (16⇅ & 3⇅) *
-Zwischen den Steinen ca. 2 Sätze geledert (QUERCUR Shell Cordovan - der Spanier)
-Hellgrüner Thüringer (stationär, dann unter fließend Wasser)

2x Tape

-Hellgrüner Thüringer (unter fließend Wasser)
-finales Ledern mit dem Spanier und SM-Riemen Nr.3 (beide Seiten)

Das Setzen der Facette verlief auf dieser äußerst fein ausgeschliffener, vollhohlen Klinge ohne Probleme, da ja quasi nix mehr von der ursprünglichen Facette „übrig“ war. Die Klinge ist wirklich superdünn ausgeschliffen und dazu noch ein „Steinfreudiger“ Stahl…das verspricht ein klangvolles Rasurerlebnis, insofern ich alles richtig mache und die Wate nicht kippt.

Aufnahmen der Schneidkannte (Nur 2 Bsp.) vor der Progression

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Wie im Vorfeld vermutet, zeigte die heutige Rasur ein sehr sanftes und auch wohlklingendes Rasurverhalten, ein feiner Sing-Sang alter Meister. :daumenhoch

Zur RdT bitte hier entlang…


Gruß
Gregor

_________________________________

1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.
*) Ein Durchgang „16⇅ & 3⇅“ bedeutet:
16 Schübe/Züge auf einer Seite, dann Seitenwechsel und 16 Schübe/Züge auf dieser Seite. Dann geht es alternierend jew. -2 Schübe/Züge bis runter auf die 0.
Die 3 bedeutet 3 Sätze á 10 Wechselschübe/-Züge

Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne’ Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
 
Meine Herren, ich mal wieder.


Meine alten Wade&Butcher sind zurück und heute wurde mein alted Wedge Messer geschärft.
Hab das schon 4 Jahre, selbst mal aufpoliert und von @Nachbar ein neues Heft machen lassen. Peter hat mir jetzt ne Facette gesetz.

Screenshot_20250708-111558_Galerie.png


Jedenfalls heute die komplette Mikawa Progression, mit einer Lage Tape.
Kreisbewegungen wie immer, zum Abschluss X Schübe. Und Finisch unter fließendem Wasser.

Man beachte die Spiegelung meiner Deckenlampe in der Facette.

Screenshot_20250708-111609_Galerie.png


HHT funktioniert einwandfrei, rasiert wird später und im W&B Strang vorgestellt
 
Das habe ich auch schon einige Male feststellen müssen. HHT und Mikroskopaufnahmen sagen nichts (nicht viel) über die Rasurschärfe aus.
Keineswegs, hab mich auch schon super mit Messern rasiert die keinen HHT bestanden hatten. Ach ja ne kleine Anmerkung noch zum Schärfen: Heut ist mir das erste mal wirklich der Materialabtrag aufgefallen in Form von gelblich werdender Slurry durch oxidierte Eisenpartikel, gerade bei den ersten beiden Steinen die ja weiß sind.
 
HHT sagt eben nichts aus
In aller Regel kann ich mich mit Messern, die den HHT schaffen zumindest ordentlich rasieren und mit denen, die ihn nicht schaffen, nicht. Sicher ist meine Stichprobe klein und es könnte auch andersrum passieren. Eine gute Indikation über das, was mich erwartet, liefert er für mich aber allemal.
 
Eine gute Indikation über das, was mich erwartet, liefert er für mich aber allemal.
Da schließe ich mich an, der HT ist für mich nach wie vor, eine Art „Grundindikator“.
Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass ich mit einem partiell gezielt durchgeführten
HT auch oder gerade feststellen kann, ob ich bei einem „Problemmesser“ entsprechende
Bereiche mit den Steinen auch „getroffen“ habe.

Ich habe aktuell ein Messer in Bearbeitung (Bericht folgt noch dieser Tage) bei dem es ein
„Problem“ gab und der Erfolg bzw. Nichterfolg der Steinarbeit mir mit diesem partiell durch-
geführten HT doch recht klar angezeigt wurde.

Gruß
Gregor
 
Das doofe daran ist nur, dass ein HHT z.B. bei mir nach einem 8k besser klappen kann als nach einem Finisher
Naja, das ist wie mit dem Fühlen auf Stein oder Leder. Wer das kann, weil er über die Erfahrung verfügt, braucht keine Züge zu zählen. Noobs wie ich, die da nix spüren brauchen eben ein paar feste Wegmarken.
 
Frisch „renoviert geht‘s auf die Steine…

Wenn die aktuellen Messer nicht auf die Steine müssen oder sollen, muss halt ein anderes Messer her und somit schließt sich der Kreis schon fast. Das schöne an der Arbeit bzw. am Vergnügen, die ein „restaurierungswürdiges“ Messer ist, man kann endlich wieder ein Messer nach seinen Vorstellungen über die Steinchen schicken. So auch in diesem Fall, hier handelt es sich um das Friedrich Schlemper (Focus) in schönen 5/8. Nach dem Aufarbeitung und Aufhübschen des Messers entschied ich mich für eine Progression auf jSyn mit Finish auf dem NAKAYAMA ASAGI, also eine rein japanische Angelegenheit, abgesehen von den genutzten Lederriemen. Ein weiterer, für mich recht wichtiger und letztendlich äußerst positiver Nebeneffekt ist, ich kann die komplette Schneide von Grund auf neu erarbeiten.
GlaSchlemper1.png

Die Progression:

1 x Tape


-SHAPTON Pro & SHAPTON Glass 1K —> setzen der Facette
-SHAPTON Glass 4 & 8k
-Zwischenledern mit QUERCUR Shell Cordovan (der Spanier) mit ca. 1,5-2 Sätzen
-NAKAYAMA ASAGI, angerieben mit Tomo Nagura (16⇅ & 3⇅) dann bis zum klaren Wasser verdünnt
-NAKAYAMA ASAGI (16⇅ & 3⇅) m. klarem Wasser, stationär, dann unter fließend Wasser, nur ⇅

2 x Tape

-NAKAYAMA ASAGI (nur ⇅) um einen 2.Winkel zu setzen
-Finales Ledern auf dem Spanier und dem SM3

Zur Progression möchte ich anmerken, dass ich durchaus bereits einiges an „krumm & schief“ über die Steine schieben durfte, aber bei diesem Messer kam etwas Neues. Wie immer prüfte ich im Vorfeld, wie es um die Geometrie der Klinge bestellt ist und konnte bis auf ein minimales Lächels, aber wirklich nur minimal nichts anderes feststellen, dennoch hatte ich das Problem, dass ich auf der Vorderseite die ersten 1,5cm ab der Klingenspitze kaum erreichen konnte, das kuriose war bzw. ist aber, dass das auf der Rückseite ohne Probleme ging. Jetzt denkt sich der halbwegs erfahrene Schärferlehrling, dass die Längsachse in sich etwas gedreht ist und entsprechend spiegelverkehrt dann auf der Rückseite die hinteren 1,5cm nicht erreicht werden…tja, Pustekuchen, genau das war bzw. ist hier bei dem Messer nicht so, die letzten cm zeigten sehr deutlich, dass hier Kontakt zum Stein vorhanden war. Ich denke mir, da ist wohl dem Schleifer beim Bearbeiten der Hohlung ein Fehler passiert und sich so der einseitige, partielle Verschliff zu erklären ist.

Was habe ich nun getan, um diesen Fehler der Klinge entgegenzuwirken? Einzig Bogenschwünge oder eine höhere Anzahl an Schüben auf der Seite brachten da erstmal nix und ich dachte erst an ein gezieltes „anheben“ der Klinge, ließ aber davon ab, da ich mir der fehlende Kontrolle und somit der daraus wohl unweigerlich entstehenden Ungleichmäßigkeit bewußt war. Stattdessen habe ich eine Unachtsamkeit aus der Anfangszeit meiner „Schärfkarriere“, nämlich zuviel einseitiger Druck, diesmal bewußt und gezielt eingesetzt. Durch ein Versetzen der Klinge über die rechte Kannte der Schärfsteine und partiell wohldosierter Druck mit der Fingerspitze brachte letztlich den gewünschten Erfolg. Hier war auch der HHT ein sehr hilfreicher Begleiter zur Erfolgskontrolle, partiell eingesetzt, konnte ich so genau erkennen, inwieweit meine Vorgehensweise Früchte trug. Den daraus resultierende Mehraufwand und höheren Zeitansatz nahm ich aber gerne in Kauf, denn wie sagt da schon der englischsprachige Messerschärfer „Only Success Counts“ - Nur der Erfolg zählt. Letztendlich hat aber alles noch gut funktioniert und die Facette konnte durchgängig auf beiden Seiten gesetzt werden. Kurios, aber auch irgendwie schön, dass es immer mal wieder eine neue Überraschung gibt.

Auf den ersten beiden Bildern sieht man noch in etwa, wie und wo die ehemalige Facette angesetzt war, zur Unterstützung habe ich den Verlauf mit den roten Hilfslinien markiert. Die Vergrößerung bei allen Aufnahmen ist 80-fach (Mikro) + ca. 3,5 bis 4-fach Zoom am iPhone 13mini, somit bewegen wir uns wieder bei einer Gesamtvergrößerung im Bereich von ca. 240-fach und a bisserl…​

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Die heutige Rasur zeigt ein sehr ausgewogenes, sanftes und gründliches Rasurverhalten. Dieses kleine hässliche Entlein hat sich mit ein wenig Zuneigung zwar nicht zu einem stolzen Schwan gemausert, aber ein stolzer Erpel ist es allemal geworden.


Gruß
Gregor

__________________________________________
Schärf-Legende:

1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.
*) Ein Durchgang „16⇅ & 3⇅“ bedeutet:

16 Schübe/Züge auf einer Seite, dann Seitenwechsel und 16 Schübe/Züge auf dieser Seite. Dann geht es alternierend jew. -2 Schübe/Züge bis runter auf die 0.
Die 3 bedeutet 3 Sätze á 10 Wechselschübe/-Züge

Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne’ Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
 
Das Schörfen einer Mikroton-Klinge

oder

…manchmal kommt es anders, als man denkt …



Als ich die Verkaufsanzeige auf einer der bekannten Verkaufsplattformen las, wollte ich mein Glück nicht fassen, dass ich tatsächlich die Chance habe, eines dieser kuriosen Rasiermesser zu erstehen. Also nahm ich umgehend mit dem Verkäufer Kontakt auf und ich hatte tatsächlich Glück: Nach dem unumgänglichen Schritt des Geldloswerdens war das Messer unterwegs zu mir. Als ich es dann in Händen hielt, war die Freude allerdings aufgrund der beschädigten Klinge doch etwas betrübt. Dadurch, dass das Heft verbogen war, schrammte die Klinge im vorderen Teil unschön über eine der metallenen Heftseiten. Ich war mir allerdings sicher, dass ich diese quasi umgebördelte Schneidkante im Zuge der ersten Steinzeit wieder hinbekomme. Eine Kontrolle der Schneidkante unter dem Mikro zeigte, dass der Schaden schlimmer aussieht, als er tatsächlich ist, und ich selbigen beim Setzen der Facette egalisieren kann.​

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Mein Vorhaben stand von Anfang an fest: Dieses Messer ist zum Rasieren da und aufgrund der Klingengeometrie plante ich ein Vorgehen, wie ich es aus meiner Lehr- und Gesellenzeit als Bau- und Möbeltischler kenne. Da es meine erste Mikrotomklinge ist, dachte ich: „Sieht ja im Grunde nicht anders aus als eine Hobelklinge/Hobeleisen (…natürlich von einem Hobel zur Holzbearbeitung). Davon hast Du genug scharf bekommen, so schwer oder sehr viel anders wird da diese Klinge auch nicht sein …“ Da es ja keine Vorgehensweise im herkömmlichen Sinne geben wird, orientierte ich mich an meinen Erfahrungen mit den Hobeleisen, also zuerst die Fase (auf der Seite mit der Hohlung) bearbeiten und dann so alle 10–12 Schübe für 2–3 Schübe auf die Spiegelseite (die geplante, gerade Seite), um einem Grat entgegenzuwirken. Das Ganze bis zum Finish ohne Abkleben, da ja ein Tape (komplett) nicht nur die Seite und somit den Winkel der Fasenseite anhebt, sondern dann auch die Spiegelseite, was sich dann aber kontraproduktiv auswirken würde. Hier wußte ich aber noch nicht, was da auf mich zukommt​

Die geplante Progression (zumindest die erste …)

  • Ohne Tape
  • SHAPTON Glass & Pro 1K — Setzen der Facette
  • SHAPTON Glass 4 & 8 k —> verfeinern bis zum HT
  • Nakayama Asagi —> Finish
  • Jeweilig ab dem 4K mit Zwischenledern auf dem QUERCUR Shell Cordovan (der Spanier).

Die Klinge hatte neben den angesprochenen Beschädigungen auch ein dezentes Lächeln. Darin sah ich aber nicht das Problem. Die ersten Schübe erfolgten und ich war schon nach gut 3 Sätzen sehr erstaunt, welcher Abrieb sich da zeigte. Es folgten so auch die ersten Schübe auf der Spiegelseite und da zeigte sich recht klar und deutlich, dass bei diesem Messer gerade nicht gerade ist und Planheit neu definiert werden muss. Die Spiegelseite war alles andere als plan und glatt … also erst einmal diese Sache angehen, denn von der Planheit hing letztendlich auch die Schärfe der Klinge ab. Die Arbeit zeigte auch Wirkung auf der Klinge, vor allem aber auch auf den Steinen … Ich habe noch nie so schnell so schwarze Steine bekommen. Hier zeigte sich sehr deutlich, dass die Klinge aus einem ganz anderen Stahl gemacht ist, als wir es von herkömmlichen Rasiermessern gewohnt sind. Dadurch, dass das Messer in seiner ursprünglichen Verwendung in der Medizin auch sterilisiert werden musste, konnte man keinen herkömmlichen Kohlenstoffstahl verwenden. Dies hat u. a. mit den Temperaturen beim Sterilisationsvorgang (bis zu 180°C und mehr) zu tun. Immer wieder überprüfte ich den Fortschritt meiner Schärfarbeit unterm Mikro und stellte dabei fest, dass zwar die Facette mit jedem Stein besser poliert war, aber die Wate doch grob und „ausgefranst“ blieb. Dies führte ich letztlich auf die noch nicht völlig plane Spiegelseite zurück. Das war quasi die problemgebende Seite des Messers. Der schwarze Abbrieb war enorm, ebenso die Geräuschentwicklung. Ein Quietschen und Pfeifen begleitete jeden Schub, letztere wurden auch immer schwerer. Irgendwann funktionierte dann auch an ein, zwei Stellen so etwas wie ein HT und ich war langsam aber sicher auch ein wenig frustriert.​

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Ich wechselte auf den Nakayama, mit einer Tomo-Nagura angerieben, sollte er zu Beginn des Finishs das bereinigen, was die 4 & 8k an der Wate nicht geschafft hatten. Also den Stein angerieben und los ging’s. Letztendlich ging es mit einem kontinuierlichen Herunterverdünnen bis zum klaren Wasser seinen Gang. Allerdings stellte sich auch hier rasch ein Ansaugen der Klinge auf dem Stein ein … Prima, dachte ich, dann funktioniert ja das Finish schneller als gedacht. Auch hier immer mal eine Kontrolle unterm Mikro und mit dem HT, es blieb unregelmäßig. Unter fließendem Wasser ging es dann weiter und … siehe da … nach gut 2–3 Sätzen klebte die Klinge förmlich auf dem Stein, allerdings dermaßen, dass ich die Spiegelseite kaum noch bewegen konnte. Ich hatte dann auch genug und dachte mir, das finale Ledern auf dem Spanier bringt schon die restliche Feinheit und Schärfe in die Klinge. Nach gut 5 Sätzen auf dem Leder zeigte ein HT nicht unbedingt eine Verbesserung. Er funktionierte, rein subjektiv betrachtet, aber wohl etwas besser … vielleicht wollte ich das aber auch nur.​

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Ein wenig frustriert und mit ein wenig Unlust räumte ich erst mal alle Utensilien weg und den Arbeitsplatz auf. Nach diesem Tagwerk plagte mich aber dann doch die uns allen so bekannte Ungeduld und ich wollte es zumindest wissen, ob ich da eine rasurfertige Klinge hinbekommen habe … kurze Hose, Holzgewehr … ab ins kleine Lesezimmer und nur schnell die Wangen eingeschäumt. Das Messer angesetzt und … hm … irgendwas passierte schon im Gesicht, das Messer rasierte auch, allerdings hatte es schon mit 1-Tages-Stümpfchen an der Wange Probleme. Das war erst mal nix! Ich musste da schon 2–3 × über die gleiche Stelle (m), um halbwegs zufrieden zu sein. Letztendlich stoppte ich den Versuch und dachte nach und kam zu dem Schluss: „Was soll’s, ich kann eh nicht schlafen.“​

Die zweite, ungeplante „Nachtschicht“-Progression

  • Mit 1 × Tape
  • SHAPTON Glass & Pro 1K — Setzen der Facette
  • SHAPTON Glass 4 & 8 k —> verfeinern bis zum HT
  • Nakayama Asagi → Pre-Finish

  • Mit 2 × Tape
  • Nakayama Asagi unter fließendem Wasser — > Finish
  • finales Ledern auf dem Spanier

Ich habe kurzerhand alles wieder hergeräumt und eine Nachtschicht eingelegt … alles für den Dackel – alles für den Club!

Ich setzte quasi alles auf Null und begann von vorne, allerdings mit einem großen (kleinen) Unterschied … diesmal mit Tape. Siehe da, die Steine blieben fast bei ihrer „natürlichen“ Farbe und das Gequieke der Klinge hörte auf. Beim Ansetzen des ersten Tapes dachte ich erst an ein partielles Abkleben, d. h. nur so viel Tape zu setzen, dass nur die Fasen-Seite (Hohlung) davon profitiert. Ich habe mal über ein solches Vorgehen beim Schärfen eines Kamisoris gelesen, hier und jetzt war mir aber die Schnippelei dann doch zu viel des Guten … war auch schon spät. Die 2. Progression durchzuarbeiten (ja, von Anfang an!), ging deutlich schneller und einfacher von der Hand, auch ein Erfolg beim HT war schneller und qualitativ besser erreicht. Beim Wechsel des Tapes fiel mir übrigens auf, dass die vorherige Progression tatsächlich recht deutlich ihre Spuren in Form von Hone-Wear auf der Fasen-Seite hinterlassen hat. Scheinbar ist der Stahl doch nicht ganz so hart. Dies würde auch die immense Verfärbung der Steine erklären.​

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Im Grunde ging jetzt alles fast wie gewohnt, ein Unterschied war allerdings in der Anzahl und Art der Wechselschübe zu finden. Hier habe ich die Anzahl auf ein Verhältnis von ca. 10 zu 3 geändert, d. h. zuerst 10 Schübe auf der Fasen-Seite (Hohlung) und dann „nur“ 3 Schübe auf der Spiegelseite. Der restliche Ablauf ist im Grunde der gleiche wie bei Progression I, jedoch mit sichtbar und messbar höherem Erfolg. Dennoch bleibt auch hier am Ende nur die Rasur, die zeigt, ob alles geklappt hat oder nicht.

Die RdT lief gut, allerdings fehlt es am Ende doch an der Endschärfe, ist aber ein deutlich besseres Rasurverhalten als beim ersten Versuch. Dieses subjektive Manko schreibe ich den Besonderheiten des verwendeten Stahls der Klinge zu, ob es sich noch weitgehend verbessern läßt, werden kommende Auffrischungen zeigen, vielleicht fühlt sich der Stahl ja zu einem Thüringer hingezogen…ich werde es zu gegebener Zeit versuchen.​

Zur RdT bitte hier entlang…



Gruß
Gregor
 
Neues aus dem Natursteingarten

Einfach mal was anderes…


Diese Steinzeit ist eher einer Spontanentscheidung „geschuldet“ denn einer länger geplanten Notwendigkeit, um ein Messer wieder auf Rasurschärfe zu bringen. Auslöser war der absolute Glücksfall, letzte Woche gleich drei gut bis sehr gut erhaltene Solinger Rasiermesser auf einer der bekannten Plattformen zu erstehen. Ich hatte mir die Messer zwar nach Erhalt schon genau angeschaut, dazu gehörte natürlich auch die Kontrolle der jeweiligen Schneidkante mit Hilfe des Mikroskops. Bei dem heute geschärften Messer, einem Abraham (A.) Schnittert in satten 6/8, gab es zwar einige kleine Rostpünktchen auf der Facette, aber wirklich nicht dramatisch, dazu kam eine feine Rostnarbe am Rücken. Als ich dieser heute mit dem Dremel „zu Leibe“ rückte, kam ich auf die Idee, dem Messer nach der erfolgreichen Rost-OP auch gleich seine erste Steinzeit zu gönnen.​

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Zuerst dachte ich an eine meiner „Standard-Progressionen“, d. h. die SHAPTON Pro & Glass bis zum Finisher, dann wohl Thüringer oder jNat als Abschluss. Doch irgendwie kam ich bei der Aufbereitung der schön geätzten Klinge auf die Idee, man könnte dem Messer eine etwas andere Progression gönnen … Um irgendwie dem Alter und dem tollen Zustand eine gewisse Würdigung angedeihen zu lassen, kam ich auf die Idee, das Messer in etwa so zu schärfen, wie man es wohl zur Blütezeit der Rasiermesser auch machen konnte und vielleicht auch gemacht hat. Wobei ich hier darauf hinweisen möchte, dass sich zu der damaligen Zeit die heute hier verwendete Kombination der Schärfsteine wohl nicht jeder hätte leisten können oder für die meisten Nutzer auch für nicht notwendig erachtet worden wäre. Hier hat aber im Hier und Jetzt mein Spieltrieb mal wieder übernommen und so kam es zu folgender Progression (quasi einer „Back-to-the-Roots-Progression“):​

Die Progression

  • Gelber belgischer Brocken vom Setzen der Facette bis zum Pre-Finish
  • hellgrüner Thüringer als Finisher, stationär & unter fließendem Wasser
  • geledert ausschließlich auf Rind (Natur)


Ich selbst habe den hier verwendeten GBB (130 mm × 70 mm) ja schon mehrfach verwendet und stufe ihn mittlerweile schon als recht „schnellen“ Stein ein, insofern er zu Beginn einer solchen Progression gut und ausgiebig mit dem dazugehörigen Anreiber angerieben wird. Zu Anfang ging es los mit einer kräftigen, an Milch erinnernden Slurry, und wurde dann immer weiter durch tröpfchenweise Zugabe von Wasser herunterverdünnt. Vorgegangen bin ich mit meiner alternierenden „Scheibenwischer-Methode“ (16⇅ & 3⇅)* und anschließenden Wechselschüben. Wider Erwarten zeigten die Kontrollen mit dem Mikro, dass es wohl nicht lange braucht, bis die Facette gesetzt und erste Haare am Arm erfolgreich gekappt wurden. Letztendlich hat das Ganze dann keine 30 min. gedauert, wobei ich hier sagen möchte, dass ich mir auch Zeit lasse … Ich hab‘ da ja auch Spaß dran und genieße das als Entspannung. Anschließend ging es ohne Anreiben, nur mit klarem Wasser (stationär und dann fließendes Wasser) bis zum Pre-Finish mit funktionierenden HT.​

Auf dem hellgrünen Thüringer ging es nur mit Wechselschüben und klarem Wasser weiter, zuerst wie beim GBB stationär mit 1 × Tape, zum eigentlichen Finish ging es dann unter fließendes Wasser. Die finalen 2–3 Sätze Wechselschübe unter fließendem Wasser habe ich mit 2 × Tape gemacht, um somit nur die eigentliche Wate zu erreichen, für einen deutlich sichtbaren 2. Winkel reichen aber meiner bescheidenen Meinung nach, die 2–3 Sätze nicht aus. Dennoch hat sich für mich diese Vorgehensweise bis jetzt bei jedem verwendeten Finisher immer gelohnt … Versuch macht kluch!

Geledert wurde final ausschließlich auf einem meiner Selfmade-Riemen mit naturbelassenem Rindleder, diesmal also kein Spanier, kein Yak, kein Injener etc., bin sehr gespannt. Nach dem Ledern hat ein sehr guter, durchgängig funktionierender HT schon mal gezeigt, dass da was Scharfes herausgekommen ist. Ob und wie … das zeigt wie immer erst die Rasur.

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Die erste Rasur

Das Messer hat ein sehr sanftes Rasurverhalten, kein Ziepen oder Zerren, auch gegen den Strich nichts zu meckern. Die Schärfe ist sehr gut, läßt sich aber evtl. mit als I-Tüpfelchen mit dem Spanier noch etwas verfeinern, aber wie das erste Rasieren nach dem Schärfen so ist, Es ist eine Momentaufnahme, eine wirklich fundierte Beurteilung wird sich erst nach weiteren Rasuren machen lassen.

Zur RdT bitte hier entlang…

Bis dahin…und immer neugierig bleiben!!



Gruß
Gregor

__________________________________________
Schärf-Legende:

1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

*) Ein Durchgang „16⇅ & 3⇅“ bedeutet:
16 Schübe/Züge auf einer Seite, dann Seitenwechsel und 16 Schübe/Züge auf dieser Seite. Dann geht es alternierend jew. -2 Schübe/Züge bis runter auf die 0.

Die 3 bedeutet 3 Sätze á 10 Wechselschübe/-Züge
Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Tesa Tape, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne’ Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Loch an Loch und hält doch.

oder

Ab wann man(n) sagt: „Jetzt ist Schluss, das lohnt nicht.“


Nachdem ich das E.F. Weverbergh ja mit der Elektrolyse von seinem Rostmantel befreit hatte, folgte ja die weitere Bearbeitung der Klinge auf die gute alte händische Art, mit Schleifpapier, Stahlwolle und Polierpasten. Nach all dieser Mühe und Hingabe hat sich aus dem rostigen Etwas ja nun doch ein halbwegs vorzeigbares Messerchen entwickelt und ich fasste den Entschluss, das Messer nun auch wieder für die eigentliche Aufgabe vorzubereiten, wofür es vor langer Zeit gebaut wurde … die Bartrasur. Dass die doch deutlich sichtbaren, recht tief in die Schneide eingedrungenen Rostnarben die ganze Sache nicht unbedingt einfacher machen, war mir allerdings schon während der Weiterbearbeitung nach der Elektrolyse klar. Dennoch war da mein allzu bekannter Spieltrieb und Ehrgeiz bereits geweckt und so ging es mit u. a. (geplanter) Progression auf die Steine:​

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Progression (geplant):

  • diesmal ohne Tape, die Klinge war mir dafür zu schmal, da hätte ich viel schnippeln müssen …
  • SHAPTON Pro 1K Facette
  • SHAPTON Glass 1K —> Facette verfeinern bis zum berühmten „Armhaare kappen“.
  • SHAPTON 4,8 & 10K — > Polieren der Schneidkante / Pre-Finish
  • Hellgrüner Thüringer als Finish
Ledern auf dem SM2 & dem Spanier


Bevor es losging, erfolgte meine (mittlerweile gewohnte) Überprüfung der Klingengeometrie. Dabei stellte sich überraschend heraus, dass die Klinge neben einem leichten „Lächeln“ wirklich sehr gerade ist. Das sollte die Sache doch schon mal etwas vereinfachen. Das „Lächeln“ ist im Verhältnis zur Klingenbreite sehr gleichmäßig, aber nicht so stark, als dass ich hier ein großes Problem sah. Eine genaue Prüfung der Schneidkante unter dem Mikroskop zeigte zwar einige „Macken“ und Scharten, aber trotz eigener Befürchtungen hielt sich das Schadensbild auch hier noch in einem recht vernünftigen Maß. Es gab nur eine größere Schadstelle. Diese konnte ich aber bereits vorher mit bloßem Auge (und Fingernagel) sehen und fühlen. Ich dachte mir „Wird schon …“, hatte ich auch schon Vergleichbares bei anderen Messern egalisieren können.​

Hier sah alles noch vielversprechend aus…(120-fach)
GlaEloScharf3.png

Also den ersten Stein in den Halter und mit Wasser benetzt, angefangen mit meiner bewährten Vorgehensweise, der „Scheibenwischer-Methode“, alternierend von 18 rückwärts bis 2. Nach dem ersten Durchgang ging es zur Kontrolle unters Mikro, alles soweit i. O., der größere Schaden war natürlich noch nicht deutlich weniger, aaaaber es zeigte sich überall ein nahezu gleichmäßiges Schliffbild … nächste Runde. Diesmal direkt gleich 2 × einen kompletten Durchgang, danach die Kontrolle. Im ersten Augenblick sah es schon fast wie eine Facette aus. Ich bewegte den Kreuztisch weiter, sah ein Loch. „Toll“, dachte ich, „das ist ja die große Schadstelle“, und bewegte den Kreuztisch weiter bis, ja bis … zur großen Schadstelle. Ups, was is‘ nu los? Es folgten weitere Mini-Ausbrüche.

Zurück auf den Stein, erneut zwei Durchgänge, diesmal mit anschließend 3 Sätzen Wechselschüben. Ein Blick auf den mittlerweile ausgetauschten SHAPTON Glass 1K ließ mich etwas erstaunen: Da waren plötzlich so kleine Knubbel auf der „Fahrbahn“. Stücke vom Tape können es ja nicht sein, war ja keins drauf. Nu‘ denn, neues Wasser auf den Stein, mit dem Finger einmal drüber gewischt und weg damit … halt! … alles halt! Das, was ich da wegwischen wollte, ist aus Metall, mir schwante Böses. Die Klinge sofort trocken gemacht und unters Mikro gelegt, was ich da dann sah, erschreckte mich schon: Anstatt dass die Scharten und Macken weniger werden, wurden es mehr und mehr. Das anfänglich bereits Vermutete bewahrheitete sich jetzt: Je weiter ich mit dem Schliff in Richtung Rücken kam, umso mehr Rostnarben wurden getroffen. Kleinen Bläschen gleich „platzten“ diese und gaben mit jedem Schub Material auf den Stein ab. Nicht wirklich gut, aber ich dachte mir: „Ein Durchgang noch, dann schaue ich weiter.“ Was ich da aber noch nicht geschaut hatte, war die Tatsache, dass das Messer ja auch noch eine zweite Seite hat … Oje … Da tat sich auch schon ein anderes Bild auf … ein noch schlimmeres, kurzes innehalten…Mein Spieltrieb und die Vernunft konferierten und diskutierten bereits sehr heftig. Währenddessen noch ein paar Wechselschübe gemacht, die sich aber da bereits in ein gewisses „nachlässiges Steinzerkratzen“ wechselten. Das Wasser auf dem Stein/der Abrieb war immer mehr mit diesen „Brocken“ durchsetzt, da brauchte ich schon kein Mikro mehr, der Daumennagel signalisierte mir unmissverständlich, dass es reicht. Die ganze Sache wurde Gewissheit: Ich müsste wahrscheinlich das Messer bis zu einem 2/8 „verdünnen“, um ansatzweise außerhalb dieser Rostnarben und Rostbläschen (?) zu kommen. Hier obsiegte letzten Endes die Vernunft und das Ganze wurde hier beendet. Was übrig bleibt, sind neue Erfahrungen und ein frisch aufgearbeiteter, neuer Brieföffner …:proud

Das war‘s dann wohl…(120-fach)
GlaEloScharf2.png


Ich habe diesen Fachstrang bis dato einige Male komplett durchgeschaut und gelesen. Ich glaube, einen Bericht über einen Abbruch in dieser Form habe ich noch nicht gefunden. Tja, nun ist auch das geschafft …

Zur Vorstellung des Messers bitte hier entlang…

Gruß
Gregor
 
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