Ein Grund, wieso es sehr wenige deutsche oder europäische Artisans gibt.
Du tust gerade so, als ob das was Schlechtes wäre. Ich bin schon der Meinung, daß man, um eine gewerbliche Kosmetikherstellung betreiben zu dürfen über nachweisliche Qualifikationen verfügen sollte. Also im besten Fall eine Ausbildung zum Chemiker, Apotheker o.ä. haben sollte. Das muß natürlich nicht so anspruchsvoll sein, aber jedenfalls sollte man schon abschätzen können, was man da tut und welche Folgen das haben kann. Und daß die fertigen Produkte von Behörden kontrolliert werden, halte ich auch für richtig.
In den USA kann der Trucker, wenn seine Augen nachlassen oder er keine Lust mehr aufs Fahren hat, den Truck stehenlassen und sich hochtrabend "Artisan" nennen und die Menschheit mit von ihm zusammengerührten Rasierseifen beglücken. Niemand fragt, ob er auch nur die geringste Ahnung von dem, was er da tut hat. Niemand kontrolliert seine Seifen. Der Kunde ist der Tester. Sollte jemand zu Schaden kommen, dann kann der Hersteller allerdings auf extrem hohen Schadenersatz verklagt werden.
Das ist ein völlig anderes System. Du scheinst die Freiheiten des amerikanischen Systems vorzuziehen, mir ist das reglementierte europäische System lieber. Aber es kann nicht sein, daß die US-Produkte ohne jede Kontrolle auf den EU-Markt dürfen, während EU-Hersteller kontrolliert werden. Darum ging es doch beim Anfang der Diskussion.
So, und jetzt muß ich mich noch mal zu diesem, in meinen Augen unsäglichen Begriff "Artisan" auskotzen. Ein Artisan ist ein Kunsthandwerker, jemand, der mit seinen Händen Kleinode erschafft, die höchsten handwerklichen, ästhetischen und küstlerischen Ansprüchen genügen. Da denke ich dann an Berufe wie Goldschmiede, Silberschmiede, verschiedene Textilarbeiten, Geigenbauer und so etwas. Jemand, der talentiert ist, eine Berufsausbildung in dem Metier und jahrelange Erfahrung hat und mit viel Herzblut seiner Tätigkeit nachgeht.
Aber daß der schlecht sehende Trucker, der ein paar zugekaufte Öle und Fette mit Kali- und Natronlauge in der Seifenküche des Hinterhauses zusammenrührt nun als "Kunsthandwerker" durchgehen soll, geht mir gegen den Strich.