Forum der Rasur

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Paul Drees, Solingen (Adresso, Dreifuss, Sistrum u.a)

Nun zur Klarstellung hier nochmal einige Infos zu den neuen Adresso Messern.

Bei den Rohlingen, die Werner Breidenbach verwendet hat, handelt es sich durchweg um alte Rohware. Und es ist so, dass früher standardmäßig keine expliziten 8/8 Rasiermesserrohlinge in Solingen geschlagen wurden, zumindest nicht von den bekannten Gesenkschmieden, die zu keiner der Rasiermesserfabriken gehörten. Der breiteste Rohling war der bekannte 14er, ein typisches Soll-7/8 Messer, dessen Rohling im Urzustand aber knapp über 25 mm breit und somit 8/8 ist. Je nach Kunstfertigkeit des Schleifers wurde daraus ein Rasiermesser innerhalb der Maße 7/8 bis 8/8.

Die Rückenbreite war bei diesen Rohlingen also vom Gesenk her, schon rein rechnerisch nicht auf eine exakt über den Winkel berechnete Breite für 8/8 ausgelegt.
Dazu ist zu ergänzen, dass bei sehr breiten Rasiermessern früher auch ein etwas breiterer Abzug an der Wate gewünscht wurde. Das hatte neben dem rein ästhetischen Gesichtspunkt, dass ein breiterer Abzug auch zu einem breiten Messer passt, auch praktische Gründe. So sollte ein flacherer Schneidenwinkel die Handhabung der breiten Messer vereinfachen und das Verletzungsrisiko gering halten. Man darf nicht vergessen, dass die Rasur in den alten Zeiten hauptsächlich von Friseuren/ Barbieren durchgeführt wurde und die Selbstrasierer sowieso eher zu schmäleren Messern griffen.

Wenn man z.B. das von mir kürzlich vorgestellt alte 14er Böker mal als Vergleich nimmt, dass bei einer Breite von ca. 15/16 nur 6,05mm Rückenstärke hat (ohne größeren honewear) oder z.B. auch alte Palmera 14er, erkennt man die Ähnlichkeiten zu den Adresso’s. An das Schärfen dieser Messer stellt das natürlich schon etwas mehr Ansprüche an Erfahrung und Geschick.
Natürlich gibt es aber auch alte 14er Rasiermesser mit breiterem Rücken. Zum einen kam es in den Gesenkschmieden darauf an, wer gerade am Fallhammer stand, will sagen, es gab eine gewisse Bandbreite der Abmessungen. Zu anderen konnten natürlich größere Firmen Sonderwünsche äußern.

Zum Wall der Adresso Messer ist zu sagen, dass die Messer selbstverständlichen einen Wall haben. Ein so breites Messer vollhohl ohne Wall zu schleifen ist nahezu unmöglich oder mit einem so großen Aufwand verbunden, dass es vollkommener Blödsinn wäre. Von der Handhabung her sowieso.

Die eigentliche Kunst des Rasiermesserschleifens ist es ja aber, den Watenbereich so perfekt dünn zu schleifen, das beim Daumentest die Biegung sich bis in den Wall hinein fortsetzt. Dazu muss die Wate, die ja ursprünglich beim Schleifen konkav geformt ist, händisch in eine konvexe Form überführt werden.
Das hatte ich ja bereits hier: https://forum-der-rasur.de/forum/th...r-marke-adresso-von-werner-breidenbach.10619/
schon mal versucht zu erklären.

Gut scharf! hatzicho
Vielen Dank für den Einblick.
Schon interessant, dass es auch früher nie „echte“ 8/8“ gab (oder in Ausnahmefällen, von Herder hab ich auch schon 9/8“ gesehen).
Das angesprochene Böker 14 hab ich auch und das hat bei mir auch einen so schmalen Rücken. Die anderen 14er liegen da so zwischen 6,5 und 6,7 mm. Ich empfinde den Adresso Schliff tatsächlich vergleichbar zu den guten, dünnen 14er, besonders für den südeuropäischen Markt gefertigten, Messern.

Wie gesagt, ich bin begeistert von dem Messer.
 
Ich habe mal zum Spaß meine 8 echten 14er Klingen gemessen. Die Maße der Rücken sind zwischen 7,15 und 6,34mm. Keines liegt darunter. Das 6,34mm hat aber schon ordentlich Honeware und ist auch nur noch rund 2,3cm breit. Selbst mein Böker 14er liegt bei 6,7mm. Da finde ich die 6,02 bei dem 8/8 trotzdem schon sehr dünn.

Aber es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob es für ihn passt, oder nicht. Für mich persönlich passt es nicht.
 
Hätten die Hersteller früher einen Laser zur Verfügung gehabt, hätten die den unter Garantie auch eingesetzt.
Das glaube ich kaum. Gerade z.B. auch bei hochwertigem Schmuck stempelt der Goldschmied sein fertiges Schmuckstück mit jeweils einer Punze welche den Feingold oder Silbergehalt dokumentiert und mit seinen Insignien. Das gehört einfach so. Ist quasi ein Zeichen der Qualität und Hochwertigkeit des fertigen Produktes.

Gerade mal geschaut bei einer billig Schere aus aktueller Produktion, auch diese ziert eine Punzierung.

Ähnlich halt wie der Künstler sein Gemälde signiert.
 
Das glaube ich kaum. Gerade z.B. auch bei hochwertigem Schmuck stempelt der Goldschmied sein fertiges Schmuckstück mit jeweils einer Punze welche den Feingold oder Silbergehalt dokumentiert und mit seinen Insignien. Das gehört einfach so. Ist quasi ein Zeichen der Qualität und Hochwertigkeit des fertigen Produktes.

Gerade mal geschaut bei einer billig Schere aus aktueller Produktion, auch diese ziert eine Punzierung.

Ähnlich halt wie der Künstler sein Gemälde signiert.
Hochwertige Diamanten werden heutzutage gelasert ;) Versuch mal die zu punzieren. Beim Gold ist punzieren einfacher, da weicher.
Ich bezog mich mit der Laserung auch auf die Klinge, nicht den Erl.
Mir grundsätzlich auch Wursch. Die neueren Wacker werden auch mittlerweile gelasert (mein Jungmeister zumindest)
 
Ich dachte du meinst die Punzierung auf dem Erl.

Der Vergleich mit den Diamanten hinkt aber gewaltig, ich glaube das weißt du auch selbst.

Aber Spaß beiseite, wenn der Diamant in der Spaltrichtung einen Schlag bekommt dann kann es passieren dass er in 1000 unbrauchbare Splitterchen zerspringt. Im alten Indien hat man Diamanten auf Echtheit überprüft in dem man sie auf einen Stein legte und mit dem Hammer draufschlug. Jawohl, so hat man das gemacht.

Blieb er intakt, so dachte man, war es ein Diamant, zersplittere er, war es halt kein Diamant. Was meinst du wieviele schöne, echte und großen Diamanten dieser "Echtheitsprüfung" zum Opfer fielen.

Aber BTT, Metalle lassen sich alle mehr oder weniger gut punzieren. Eine Punzierung mit den Herstellerinsignien nennt man auch Meistermarke.
 
Wenn man sich neue Rohlinge bei Herkenrath in großer Stückzahl schlagen lässt, macht das sicher Sinn. Der Erlstempel wird eingeschlagen, bevor die Rohlinge gehärtet werden. Bei Jahrzehnte alten, bereits gehärteten Rohlingen, macht das halt weniger Sinn.
Wird/wurde der Erl immer mit gehärtet? Bzw. Lässt sich die Punze überhaupt in gehärteten Stahl setzen?

Natürlich wäre Weichglühen, dann punzieren, und wieder Härten plus Anlassen unnötig kompliziert, nur um den Namen zu Stempeln.
 
Natürlich wird der Erl mitgehärtet. Das läßt sich auch gar nicht vermeiden. Beim Härten werden die Rohlinge üblicherweise am Erl aufgehängt und dann in ein entsprechend genau temperiertes Bleibad (zumindest früher) getaucht. Zwar ist der Erl üblicherweise nicht im Bad, da die Messer aber einige Minuten im Bad verbringen, erreicht auch der Erl die Härtetemperatur, wenn auch nur annähernd und ungleichmäßigt.
Die Punze wird also vor dem Härten geschlagen. Wenn Du mal versucht hast, verzogene Rasiermesserrohlinge am Erl kalt zu richten, oder nachträglich eine Punze einzuschlagen, weißt Du, wie hart der Erl ist. Da kannst Du auch mit normalem Werkzeug kein Loch mehr reinbohren, deswegen wird das auch schon im Rohling vor dem Härten gebohrt. Herkenrath fragt dich deshalb auch immer, soll vor dem Härten noch eine Stanzung des Erls erfolgen.

Gut scharf! hatzicho
 
Zwar ist der Erl üblicherweise nicht im Bad
Deshalb fragte ich. Danke für die Einschätzung.

Dass auch der Erl verdammt hart ist, habe ich schon feststellen dürfen, als ich mir ein altes TI zu nem Kamisori umgebaut habe. Dazu hab ich den Erl zu nem Rundstab geformt, was wirklich eine Quälerei war. Der Erl hat die Metallsäge quasi ausgelacht.
 
Da kann ich @Hatzicho's Kotten nur zustimmen .

Die Carl Rader Rohlinge die Koraat im Frühjahr bearbeitet hat haben ihm punkto Bohrung zu schaffen gemacht , als er mir mitteilte dass
die Löcher etwas sitzen war meine Idee einfach nachzubohren sinnlos . Ulrik sagte kurz und trocken , sind gehärtet da mach ich nichts mehr .
 
Da kann ich @Hatzicho's Kotten nur zustimmen .

Die Carl Rader Rohlinge die Koraat im Frühjahr bearbeitet hat haben ihm punkto Bohrung zu schaffen gemacht , als er mir mitteilte dass
die Löcher etwas sitzen war meine Idee einfach nachzubohren sinnlos . Ulrik sagte kurz und trocken , sind gehärtet da mach ich nichts mehr .
Mit einem normalen Bohrer wird man da auch nichts mehr. Höchstens mit einem guten Hartmetallfräser bekommt man da noch Löcher rein bzw. geweitet. Mit wenig Zustellung, Geduld und sehr viel Kühlung. 61-62 HR ist eben keine weiche Butter.
 
Hat alles nichts mit Messern von Paul Drees zu tun, ist aber ein Fachthread hier.
 
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