Goofy-bee
Writes More Here Than At Work
Vielen Dank für den Einblick.Nun zur Klarstellung hier nochmal einige Infos zu den neuen Adresso Messern.
Bei den Rohlingen, die Werner Breidenbach verwendet hat, handelt es sich durchweg um alte Rohware. Und es ist so, dass früher standardmäßig keine expliziten 8/8 Rasiermesserrohlinge in Solingen geschlagen wurden, zumindest nicht von den bekannten Gesenkschmieden, die zu keiner der Rasiermesserfabriken gehörten. Der breiteste Rohling war der bekannte 14er, ein typisches Soll-7/8 Messer, dessen Rohling im Urzustand aber knapp über 25 mm breit und somit 8/8 ist. Je nach Kunstfertigkeit des Schleifers wurde daraus ein Rasiermesser innerhalb der Maße 7/8 bis 8/8.
Die Rückenbreite war bei diesen Rohlingen also vom Gesenk her, schon rein rechnerisch nicht auf eine exakt über den Winkel berechnete Breite für 8/8 ausgelegt.
Dazu ist zu ergänzen, dass bei sehr breiten Rasiermessern früher auch ein etwas breiterer Abzug an der Wate gewünscht wurde. Das hatte neben dem rein ästhetischen Gesichtspunkt, dass ein breiterer Abzug auch zu einem breiten Messer passt, auch praktische Gründe. So sollte ein flacherer Schneidenwinkel die Handhabung der breiten Messer vereinfachen und das Verletzungsrisiko gering halten. Man darf nicht vergessen, dass die Rasur in den alten Zeiten hauptsächlich von Friseuren/ Barbieren durchgeführt wurde und die Selbstrasierer sowieso eher zu schmäleren Messern griffen.
Wenn man z.B. das von mir kürzlich vorgestellt alte 14er Böker mal als Vergleich nimmt, dass bei einer Breite von ca. 15/16 nur 6,05mm Rückenstärke hat (ohne größeren honewear) oder z.B. auch alte Palmera 14er, erkennt man die Ähnlichkeiten zu den Adresso’s. An das Schärfen dieser Messer stellt das natürlich schon etwas mehr Ansprüche an Erfahrung und Geschick.
Natürlich gibt es aber auch alte 14er Rasiermesser mit breiterem Rücken. Zum einen kam es in den Gesenkschmieden darauf an, wer gerade am Fallhammer stand, will sagen, es gab eine gewisse Bandbreite der Abmessungen. Zu anderen konnten natürlich größere Firmen Sonderwünsche äußern.
Zum Wall der Adresso Messer ist zu sagen, dass die Messer selbstverständlichen einen Wall haben. Ein so breites Messer vollhohl ohne Wall zu schleifen ist nahezu unmöglich oder mit einem so großen Aufwand verbunden, dass es vollkommener Blödsinn wäre. Von der Handhabung her sowieso.
Die eigentliche Kunst des Rasiermesserschleifens ist es ja aber, den Watenbereich so perfekt dünn zu schleifen, das beim Daumentest die Biegung sich bis in den Wall hinein fortsetzt. Dazu muss die Wate, die ja ursprünglich beim Schleifen konkav geformt ist, händisch in eine konvexe Form überführt werden.
Das hatte ich ja bereits hier: https://forum-der-rasur.de/forum/th...r-marke-adresso-von-werner-breidenbach.10619/
schon mal versucht zu erklären.
Gut scharf! hatzicho
Schon interessant, dass es auch früher nie „echte“ 8/8“ gab (oder in Ausnahmefällen, von Herder hab ich auch schon 9/8“ gesehen).
Das angesprochene Böker 14 hab ich auch und das hat bei mir auch einen so schmalen Rücken. Die anderen 14er liegen da so zwischen 6,5 und 6,7 mm. Ich empfinde den Adresso Schliff tatsächlich vergleichbar zu den guten, dünnen 14er, besonders für den südeuropäischen Markt gefertigten, Messern.
Wie gesagt, ich bin begeistert von dem Messer.