Forum der Rasur

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Rasieren und Umwelt - Ökologische Diskussion

Ich muss meins noch fotografieren. Winziges Teil.
 
Um nochmal auf den Kai Paper Razor zurückzukommen.
Nach kurzem google übersetzen von der offiziellen Seite, hier die wichtigsten Infos:
  • Gibts nur als set a 5 Stück in den Farben: Ocean Blue, Botanical Red, Jade Green, Sunny Yellow, Sand Beige
  • Kostenpunkt 1,100 Yen also so 8,3 EUR
  • Das Konstrukt wiegt insgesamt 4g
  • Der Karton hat eine Stärke von 3 mm und ist speziell behandelt, dass er wasserrestistent ist und sogar 40 Grad C Wasser aushält
  • Der Kopf ist in der Tat komplett Metall, außen rum Blech, die Klingen sind Edelstahl
  • Derzeit leider ausverkauft, der Zeitpunkt der Wiederauflage ist derzeit unbekannt
 
Ich habe mich ehrlich gesagt bislang eher nur wenig mit der Ökologie der Nassrasur beschäftigt.

Zwischen "Ich rasiere mich nie mehr und lasse mir einen Vollbart stehen" und "Ich lasse mich jeden Tag mit meinem Privatjet in eine andere Stadt fliegen, um mich dort per Limousine vom Flughafen zum besten Barbier der Stadt chauffieren und dort ausgiebig pflegen zu lassen" wird es bezüglich des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes noch eine Menge Abstufungen geben. ;)

Die längste Zeit meines Lebens rasierte ich mich mit Gillette Sensor und Mach 3, Rasierschaum gab's aus Cremes wie Kaloderma, später dann Nivea und Balea, aufgeschlagen mit einem billigen Graudachspinsel, der immer nur ersetzt wurde, wenn er kaum noch Besatz hatte. Die Klingen hielten so etwa acht bis zehn (Sensor) bzw. 12-15 Rasuren (Mach 3). Über Öko, Plastikmüll usw. machte ich mir überhaupt keine Gedanken. Dann erfolgte Ende 2013 aufgrund von Hautproblemen der Umstieg auf den Hobel (Merkur 23 mit Wilkinson Sword), der Schaum wurde weiterhin aufgeschlagen wie gehabt. Wäre ich dabei geblieben, so wäre mein ökologischer Nassrasur-Gesichtsabdruck - einen Fußabdruck kann ich nur in einem Gesicht hinterlassen, aber weder mit einem rasierten noch mit einem unrasierten Gesicht ;) - wohl deutlich kleiner geblieben als er heute ist.
Als ich dann Ende 2015 die Welt der Nassrasur-Foren für mich entdeckte - eigentlich nur mit der harmlosen Frage im Sinn, ob man einen durch einen Sturz abgebrochenen Hobelkopf reparieren kann - war es dann um mich und meinen Öko-Weißnichtwas-Abdruck geschehen. So viele Hobel, Klingensorten, Seifen, Cremes und sonstiges Zeug warteten nur förmlich darauf, von mir ausprobiert zu werden, von jeder neuen Kombi erwartete ich mir die sensationell perfekte Rasur. Ich habe aufgehört, die Zahl der bislang ausprobierten Hobel, Klingensorten, Seifen und Cremes nachzuhalten, es sind einfach zu viele. Nur bei den Pinseln und Rasierwassern bin ich halbwegs rational geblieben, da hatte ich nach "nur" einem Silberspitzendachs und fünf verschiedenen Synthies bzw. drei preiswerten Aftershaves, die ich vor meiner Forenzeit noch nicht kannte, meine persönlichen Favoriten gefunden.

Also jetzt mal ganz ehrlich: Ökologisch nachhaltig geht doch wohl auch anders, nicht wahr?

Natürlich achte ich inzwischen auch darauf, möglichst wenig Müll zu erzeugen und meinen Ressourcenverbrauch gering zu halten, nicht nur bei der Nassrasur, aber eben auch dort. Ich kaufen Nachfüllflaschen meines Rasierwassers und würde auch Nachfüllpacks meiner Rasierseife kaufen, wenn der Hersteller sie anböte. Ich kaufe mittlerweile nur noch Klingen, die in Papier eingeschlagen und in Pappschächtelchen statt in Plastikspender verpackt sind. Zum Waschen von Haut und Haaren verwende ich nur noch Aleppo-Seife, die in einem einfachen Pappkarton geliefert wird, bloß rasieren kann ich mich mit der Seife nicht. Ich verwende möglichst wenig warmes Wasser zum Rasieren und Duschen, wobei letzteres höchstens zweimal pro Woche stattfindet, ansonsten tut es auch eine gründliche Körperwäsche mit überwiegend kaltem Wasser. Ich achte darauf, dass mein Stromanbieter nur Ökostrom aus erneuerbaren Energien anbietet. Und natürlich rede ich mir ein, dass ich damit ökologisch ganz vorbildlich der breiten Masse der Systemrasierer, Rasiergel in Dosen, Flüssigseife, Duschgel und Shampoo in Plastikflaschen schwingenden und täglich dauerduschenden Menschen mit Yello Strom aus französischen AKW meilenweit voraus bin, sozusagen zur weltweiten Öko-Avangarde gehöre. Was für ein elender Selbstbetrug! Auch ich fahre mit dem Auto zur Arbeit, selbst wenn es nur ein Kleinwagen ist, den ich mit Bio-Methan betanke. Und auch wenn ich sämtliche Beleuchtung in meiner Wohnung längst auf langlebige LED umgestellt habe, so sind in meiner Küche diverse Elektrogeräte vorhanden, im Badezimmer befinden sich neben dem Durchlauferhitzer eine Waschmaschine und ein Trockner (immerhin mit Wärmepumpe) und im Wohnzimmer eine Hifi-Anlage und ein 55"-Fernseher. Dazu kommen noch "Kleinigkeiten" wie ein Computer, ein AIO-Gerät, eine Fritzbox mit zwei Schnurlosen, zwei Smartphones (ich und BEVA), ein Tablet (BEVA) und noch das eine oder andere Kleingerät, das mir momentan entfallen ist. Von der Heizung für meine Wohnung (Öl, aber darauf habe ich praktisch keinen Einfluss) gar nicht erst zu reden. Mein Energieverbrauch ist zwar, das habe ich vor einem halben Jahr mal ernsthaft ermittelt, leicht unter dem Bundesdurchschnitt, aber gemessen an dem, wie niedrig der Verbrauch sein müsste, um einen rapiden Temperaturanstieg in den nächsten 20 bis 30 Jahren zu verhindern, ist er, genau so wie beim Rest der vermeintlichen Öko-Avantgarde, deutlich zu hoch. Da reißen das eingesparte Plastik, Metall bzw. Verbundmaterial durch das Nicht-Verwenden von Systemrasierern und Dosenpampe nichts mehr raus, beim besten Willen nicht.

Aber immerhin haben sich meine Hautprobleme erledigt, seit ich keine Systemrasierer mehr verwende. Und das ist doch immerhin auch was, oder? ;)
 
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