Ich würde normalerweise sagen, dass eine Rasur ohne Schaum aus irgendwelcher Seife doch höllisch weh tun muss.
Doch dann sah ich, dass im Rockwell offensichtlich auch keine Klinge eingelegt war, das hat mich dann wieder beruhigt.
RdT: Mittwoch, 23.10.2024
Durchgänge: 1 x M, 1 x Q & G kombiniert, Nachputzen an Hals und Kinn
Schaum: Wickham 1912 "Shamrock Tweed"
Pinsel: Simpson The Colonel X2L Super Badger
Hobel: Merkur 47C
Klinge: Gillette Nacet (RUS) (4)
Lotion: Proraso Lozione dopobarba
Duft: La Rive "Distant Wave"
Bewertung: 10/10
The perfumer's fragrant revenge
Eine interessante Anekdote um die Historie des wohl berühmtesten Herrendufts der 1980er findet sich
an dieser Stelle (klick), und ich habe diesen Einstieg nicht einfach so gewählt. Denn die von mir heute ausgewählte Rasierseife, die Shamrock Tweed, ein mittlerweile leider eingestelltes Produkt von Darron Barnes' Firma Wickham 1912, gilt als an ein bekanntes Herrenparfüm der Firma Creed angelehnt, nämlich an "Green Irish Tweed." Als vertraut dürfte jedem, der schon einmal an dieser Seife geschnuppert hat, der Duft der Shamrock Tweed vorgekommen sein, selbst wenn er noch nie an G.I.T. selbst gerochen hat, nämlich durch dessen frappierende Ähnlichkeit mit "Cool Water" von Davidoff. Und damit sind wir auch schon bei der Frage, was denn nun das Original und was die Kopie ist. Sie ist umso schwieriger zu beantworten, als dass beide Düfte, sowohl G.I.T. als auch C.W. von ein und demselben Parfümeur stammen, einem Franzosen namens
Pierre Bourdon. Der Legende nach war Monsieur Bourdon über das Verhalten der Firma Creed, insbesondere des Geschäftsführers Olivier Creed, bezüglich der Anerkennung seiner duftkompositorischen Leistung dermaßen verärgert, dass er sich im Streit von Creed trennte und drei Jahre später eine fast exakte Kopie des G.I.T. unter dem Namen "Cool Water" für die Firmengruppe von Zino Davidoff neu auflegte, sozusagen als duftende Rache eines Parfümeurs an seinem Ex-Auftraggeber. Dank geschicktem Marketing entwickelte sich C. W. zu einem Bestseller, der bis heute in den Verkaufsregalen jeder besseren Parfümerie zu finden ist, als (inzwischen gar nicht mehr so) moderner Klassiker. Und wie immer rufen solche Klassiker zahllose Nachahmer auf den Plan, so auch die Firma La Rive, die es mit preiswerten und m. E. recht guten Dupes bekannter Markendüfte zu einer gewissen Bekanntheit und Repräsentanz in den Verkaufsregalen von Drogeriemärkten gebracht hat. Ich räume ein, dass mir für den alltäglichen Gebrauch die preiswerten Dupes ausreichen und die Markendüfte nur in Ausnahmefällen aufgesprüht werden. Unzweifelhaft habe ich also ein Dupe, die Frage bleibt aber, ob eine "Kopie" von "Cool Water" eigentlich eine Kopie der Kopie darstellt.
Die Rasur selbst verlief übrigens äußerst unspektakulär: Colonel Simpson waltete seines Amtes und schlug die Seife gnadenlos
zusammen auf, bis sie freiwillig genug Schaum bildete, der sich im nassen Gesicht verteilen ließ. Der Solinger Hobel mit der amerikanischen, ursprünglich von einer englischen Firma für den osteuropäischen Markt entwickelten Russenklinge machte keine Gefangenen, sondern mähte alles nieder, bis nur noch glatte Haut fühlbar war. Das Rasierwasser, eine angenehm duftneutrale italienische Supermarkt-Brühe, pflegte die wenig gestresste Haut und sorgte für einen irritationsfreien Übergang in den Alltag. Insgesamt eine Top-Rasur, die nach einer baldigen Wiederholung ruft!
Mit dieser kleinen Anekdote aus der Welt der Düfte wünsche ich euch allen einen schönen Mitten-in-der-Woche-Tag!