Das Messer gut gereinigt und trocken für einen Tag sich ausruhen zu lassen, macht absolut Sinn.
Schaut man sich den Grat vor und nach der Rasur unter dem Microskop an, kann man u. U. sehen, dass dieser gearbeitet hat. Sprich, je Rasurtechnik und Schärftechnik, hat er sich in verschiedene Richtungen verbogen. Wenn jemand z. B. größtenteils nur mit dem vorderen Teil der Schneide rasiert, dann stehen vllt. vorne Teile nach rechts ab, während der hintere Teil gerade bleibt. Der ganze Grat wird soundso belastet. Lederst du dann gleich wieder und wieder und wieder, wie früher manch Barbier, dann brechen die Teile halt nach und nach ab.
Nimm dir eine Büroklammer und biege sie immer hin und her.. was wird passieren?
Ähnlich kann man sich das mit dem Grat vorstellen, nur das entweder nur kleine Stahlfahnen oder eben ganze Teile abbrechen. Das wird dann immer schlimmer. Es entwickelt sich eine Säge, die halt entsprechend rasiert.
Um die Schneide vor solchen Beschädigungen zu bewahren, lässt man ihr die Zeit, sich zu regenerieren, also leicht von alleine wieder in eine gewisse Grundstellung aufzurichten, bevor geledert wird. So kann sich die Schneide entwickeln, ohne Beschädigt zu werden.
Man könnte jetzt meinen, dass man bei manch Stahl, z. B. mit einer magnetischen Platte unter den hochkant gelagerten Messern, nachhelfen könnte, um sich möglichst schnell nachrasieren zu können.
Oder immer wieder gleich vor jeder Rasur auf einem Stein nachschärft, um die Fransel zu eliminieren und die Freuden eines frisch geschärft superscharfen Messers zu erleben.
Ich für meinen Teil, empfehle mal auf eine einzige gescheite Schärfung zu setzen und sich die Schneide entwickeln zu lassen. Das ist in den meisten Fällen dann eine angenehme Schärfe, Nachhaltig und entwickelt sich in einer laaangen Kurve zu einem immer angenehmer und schärfer werdenden Lieblingsklinge, bis es irgendwann in ferner Zukunft halt so ballig vom ledern ist, dass eine neue Facette her muss. Künstliches Hochhalten der nachlassenden Schärfe über Pastenriemen, macht am Ende tatsächlich nur mehr Arbeit für den Schärfer, ergo frisst mehr Material vom Stahl und hält die Schärfe nicht lange. Ich habe es nicht anders erlebt.
Ruhepausen sind tatsächlich kein Unfug. Es gab früher schon Wochensets der gleichen RM. Allerdings stellt sich da sicherlich die Frage, wer sich das leisten konnte. Bei Wohnungsauflösungen finden sich WS seehr selten, eher ein bis zwei Messer. Früher nutzen die Leute oft ein fein gehohltes, größeres Messer mit dem Strich und ein Kleineres mit mehr Rückhalt gegen den Strich und zum Konturieren. Diese Konstelation findet man oft.
Anfänger machen oft den Fehler, sich gleich ein weiteres Messer zu kaufen.
Entweder, weil es so gut geklappt hat und man weiter der Unterschiede der RM Typen Herr und Fröhnen werden will. Da steckt dann die Nadel bereits im Arm. Der Prozess ist kaum aufzuhalten und endet meist bei Erreichen mehrerer Schränke voll RM oder der Scheidung. Ich empfehle hier entweder kommunizierte Offenheit, nicht doppelte Böden und Decken.
Fall Zwei, die Rasur klappt nicht so gut.
Selten liegt es am RM. Schärfe prüfen, unbedingt auf die Ledertechnik achten, damit steht und fällt jedes Rasurerlebnis und an der Technik achten.
Der Großteil scheitert an der eigenen, vorsichtigen Zaghaftigkeit. Da hilft auch kein weiteres RM. Man lernt erst die Beherschung des Einen.
Sollte man sich tatsächlich an einem Tag mehrfach rasieren müssen, denn das gibt es auch, dann hilft hier wirklich nur ein Zweitmesser.
MfG Grognar