Hier mal ein kleines Zwischengebnis was die Geschichte mit den Pasten anbelangt. Dabei möchte ich mich aber noch nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, da ich ja gerade erst mal seit ein paar Tagen einen Pastenriemen eingesetzt habe.
Sechs Messer habe ich mit dem Pastenriemen bearbeitet, danach kam der Latigo zum Einsatz. Mit der Paste habe ich 30 Doppelzüge gemacht, egal in welchem Zustand das Messer vorher war. Der Latigo hatte danach noch 50-70 Doppelzüge. Dabei sind Messer, die sowohl von ihrem Schärfezustand ganz unterschiedlich waren, als auch verschiedene Wege dorthin gegangen sind. Von scharf und gründlich über ganz brauchbar, aber verbesserungswürdig bis ganz schlecht war alles dabei. Es waren welche, die "nur" die Naniwa Reihe bis 12k gesehen haben, oder auch den violetten Waliser bzw. den gelben Thüringer als Finisher zu spüren bekamen. Wobei meine Steinschärfkünste bekanntermaßen noch nicht derart sind, dass ich von Zuverlässigkeit reden kann. Unter den Messern, die z.B. den violetten Waliser als Finisher hatten war eines so, dass ich es im Grunde in der Form weiter benutzen wollte, als auch eines das ich als rasuruntauglich empfand.
Um es kurz zu machen, mit vieren habe ich mich jetzt rasiert. Alle haben im Vorfeld einen teilweise überragenden HHT abgeliefert, aber von dem kann man ja halten was man will. In meinem Schärfstadium ist er wohlmöglich noch ein ganz guter Indikator dafür, was tatsächlich heraus gekommen ist. Alle vier Messer haben sich in ungeahnter Höchstform präsentiert. Das, welches am schlechtesten im Vorfeld war, ist jenes, das ich mit überragender GBB-Schärfe vom Vorbesitzer bekam, und das jetzt beinahe wieder dort angelangt ist. Von Schärfe und Sanftheit würde ich es dort einordnen, es fühlt sich nur etwas anders an. Die anderen drei laufen so gut, wie ich sie hier noch nie hinbekommen habe. Die letzten vier Rasuren waren alle ein reiner Genuss. So wollte ich diese Messer eigentlich immer hinbekommen, jetzt ist es gelungen.
Und das Ganze ist nur der groben grünen Paste geschuldet. Ich hatte mir den Chromox-Riemen von Jewgeni angeschafft, ihn erst mal hier liegen lassen, weil ich mit den Steinen vorankommen wollte, und jetzt habe ich nach einem Mißerfolg mit den Walisern diesen Riemen einfach mal ausprobiert. Bestellt sind zwei einfache Herold Riemen und zusätzlich die rote und schwarze Paste, die ich zusammen bei "Scharferladen" geordert habe. Ich bin gespannt, was die Behandlung mit den dann feineren Pasten noch für Ergebnisse bereithalten werden.
Insgesamt muss ich sagen, noch recht vorsichtig, dass die Geschichte mit den Pastenriemen auf Anhieb ein voller Erfolg war. Es kommt bei mir der Gedanke auf, warum ich mich mit Steinen als Finisher überhaupt noch "rumplagen" soll, wo es viel schneller und unkomplizierter mit dem Pastenriemen gehen kann. Das klingt in den Ohren der Fans von Steinen wahrscheinlich wie Ketzerei, ist auch nicht ganz ernst gemeint und tatsächlich noch ein Zwischenfazit, aber wenn man wirklich pragmatisch an die Schärfungs-Geschichte heran geht, könnten die Pasten zumindest für mich ein erfolgversprechender Weg sein. Der Stein hat für mich zwar nach wie vor das Flair überhaupt, es hat eine meditative Komponente und "Messer auf Stein" hat einfach was anziehendes, beruhigendes, etwas von altem, traditionsreichem Handwerk und solche Aspekte. Vielleicht ist aber für mich eher der einfache Weg zum richtigen Ergebnis das Entscheidende. Wenn ich ehrlich bin hat sich dadurch, dass sich der Erfolg einfach nicht zufriedenstellend einstellen wollte, ein wenig Missmut bezüglich der Messer bei mir breit gemacht. Noch nicht so stark, dass ich alles hinschmeißen wollte, aber schon so, dass ich dringend zwischendurch ein Messer brauchte, das mir zeigte wie geil es doch sein kann, sich so ein Ding durchs Gesicht zu schieben. Der Pastenriemen hat es jetzt geschafft, dass ich ganz offensichtlich in der Lage bin auf diesem Weg für scharfe, gründliche und sanfte Messer zu sorgen. Dass es jetzt momentan nicht auf dem steinigen Weg geschieht, ist für mich erst einmal zweitrangig, vielleicht stellt sich dadurch auch hier dann schneller der Erfolg ein. Ganz schlecht war das in manchen Versuchen ja auch nicht.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass wir noch in der Rubrik der "Messerpflege/Instandhaltung" etwas für die Anwendung für Pasten brauchen. Das fehlt da etwas bzw. kommt zu kurz.