Forum der Rasur

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Kleine Riemen Bastelei

Hi,

wenn es Leder ist, dann wurde es schon gegerbt. Meist wird das pflanzlich gegerbt. Je nach Lederart wurde es evtl auch schon geschliffenen gespalten oder mit Fett behandelt oder eben nicht. Das sollte man aber vor dem Kauf recherchieren.

Ist das Leder dafür geeignet?? Wenn es ein Kernstück ist, also aus dem Rücken geschnitten dann ist das für einen Hängeriemen deutlich besser als ein Bauchstück. Bauchstücke neigen dazu sich zu verwinden.

Normalerweise eignen sich von einer kompletten Rinderhaut max 40% für die Herstellung von Abziehriemen.

Ansonsten kannst du da bestimmt einen Hängeriemen draus bauen. Wie ist den die Oberflächenbeschaffenheit?

Viele Grüße Marko
 
Danke für die ausführliche Antwort!

Wie gesagt, Donnerstag hole ich den Fetzen ab, der angeblich aber wohl recht groß ist, eventuell fast ganze Kuh… da dorfmäßig mit Naturalien bezahlt wird ist es auch eine eher kleine finanzielle Investitionen :)

Genaueres was Beschaffenheit und ähnliches angeht kann ich euch sagen, sobald ich’s hab. Werde dann natürlich auch Fotos teilen.
 
Der etwas „ungewöhnliche“ Riemen



Wie kam es dazu?

Ich habe letzte Woche ein kurz davor bei Kleinanzeigen erworbenes Zwilling FRIODUR 5/8 erhalten und als ich es voller Vorfreude ausgepackt hatte, wurde mir schnell klar, das Rasiermesser ist nicht so, wie ich es mir anhand der Fotos vorgestellt hatte. Das ein wenig verzogene Heft ist etwas ärgerlich, richtig, aber nichts im Vergleich zu der Schneidkannte am vorderen Teil der Klinge. Mit dieser Klinge ist etwas geschnitten worden oder es wurde versucht etwas zu schneiden, wofür dieses Messer nicht vorgesehen war und ist. Die Schneidkannte war praktisch auf gut 1,3cm Länge mit einer Art Wellenschliff ausgestattet, zwar nicht breit, so um gute 1mm im Ø, aber es reichte mir auf Schlag die Laune zu verderben. Meine Gedanken kreisten sofort um die Schadensbegrenzung und vor allem das Wie. Mit diesen Gedanken um die Enttäuschung und einer Portion schlechter Laune kreisten meine Gedanken darum, wie ich das wieder hinbekommen könnte.

Nachdem sich mein Frust einigermaßen gelegt hatte, besann ich mich nachzudenken und zu konzentrieren. Der erste Gedanke ging Richtung Abziehleder, wurde aber sehr schnell verworfen, da die Klinge dort auch auf einer Seite einen sehr starken Grat durch die Fehlnutzung hatte und garantiert tiefe Scharten auf dem Leder hinterlassen hätte. Dann sah ich mir meinen schmalen HEROLD an, bzw. die Hanfseite des Selbigen, damit sollte zumindest der Grat legalisiert werden können. Ich hatte das Teil schon eingehakt, da kamen mir auch hier Skrupel, den nagelneuen Riemen wollte ich nun auch nicht gleich zerstören.

Wieder nachgedacht, erinnerte ich mich, viele sprechen doch von Baumwollriemen und Co. Meine Riemenbastelei dazu ist noch nicht fertig, wird also nix. Als ich dann den, noch recht steifen HEROLD mit Hanfseite in den Händen hielt, Bilder von Leinen- und Baumwollriemen im Netz anschaute, kam der Geistesblitz!

Ich habe da doch noch was im Keller. Es ist recht steif aber nicht bretthart, es ist aus 100% Baumwolle, es ist 5cm breit und gut 3mm stark, vor allem entbehrlich und unmittelbar verfügbar…

…ein Feldkoppel der Firma…

GlaKop1.jpg

Also ab in den Keller, ein paar Minuten gestöbert und das Koppel ward gefunden. Wieder oben, das Teil kurz gesäubert und begutachtet, als ob ich es nicht kennen würde, ich habe es schließlich mehr als 12 Jahre beruflich genutzt, aber das ist eine andere Geschichte.

Im direkten Vergleich betrachtet, ist es sogar feiner verwebt als die Leinenseite vom HEROLD und sogar gute 5mm breiter. Aufgrund seiner Stärke von gut 3mm und seiner grundsätzlichen Steifigkeit sollte bei ausreichendem Zug auch ein hochkommen der Seitenränder nicht passieren. Kurzerhand habe ich mir eines meiner Übungsmesser genommen und bei gestraften Riemen ein paar DZ zur Probe gemacht, siehe da, es funktioniert und zwar sehr gut. Dann habe ich das ZWILLING Friodur genommen und auch ein paar DZ gemacht und dabei stellte sich bereits eine sichtbare Legalisierung des einseitigen Grates und des „Wellenschliffs“ ein.

Leinenseite vom Herold (li.) im Vergleich zum Koppel (re.)
GlaKop2.jpg


Um das Koppel letztendlich in die Reihe meiner „Riemenbasteleien“ aufzunehmen, sollte dies aber auch über die Abmessungen, Möglichkeiten zum Hängen und evtl. eine Art Griff oder Greifmöglichkeit besitzen. Zerlegt ist das Teil schnell, hat ja nur zwei Teile aus Metall, die wohl über sind, das Koppelschloss und der Halter. Letzterer läßt sich ohne Werkzeug durch öffnen einfach entfernen, beim Koppelschloss sollte aber ein Schlitzschraubendreher als Hilfsmittel Verwendung finden. Aus eigener, langjähriger Erfahrung weiß ich, dass das Öffnen durchaus Fingernägel kosten kann! Die Klemmung am Koppelschloss ist schnell geöffnet und das Koppel ist von den beweglichen Metallteilen befreit. An der einen Seite bleibt noch der Endschutz aus Metall, der könnte aber auch dranbleiben, da er über zwei vorhandene Bohrungen verfügt, bietet er sich zur Aufnahme eines Haltebandes quasi an.

Der „Prototy“ mit einfachem Band (durch den Endschutz gefädelt) als Aufnahme.
GlaKop4.jpg

Da ja bekanntermaßen das Auge mit rasiert, habe ich mich nach den ersten Tests mit dem Riemen entschlossen, ihn ein wenig aufzuhübschen und entsprechend mit Aufhängepunkt und Haltemöglichkeit auszurüsten. Dazu kommen der Breite entsprechende ein D-Ringe ohne Karabiner und eine fertige Karabineraufnahme zum Einsatz. Zuerst wollte ich die Enden einfach umschlagen und durch verkleben und zusätzlichen Buchschrauben fixieren und sichern, aber aufgrund seiner Stärke und Eigensteifigkeit habe ich mich aber für „Laschen“ aus Leder entschieden, zumal ich noch selbiges in der Bastelkiste habe. Beide Enden sind dann aber auch entsprechend mit Patex unter Druck verklebt und anschließend mit Buchschrauben zusätzlich gesichert. Hierbei ist mir leider bei der zweiten Bohrung selbiger etwas „abgedriftet“, daher der Symetriefehler…

Das Endergebnis

GlaKop1a.jpg


GlaKop3.jpg

Zum ersten Einsatz kommt der Riemen als Vorstufe vor dem Ledern unmittelbar vor einer Rasur, die erste Rasur ohne den Riemen dann folgt die zweite Rasur mit dem Riemen bei gleichem Messer. Das werde ich einige Zeit mit verschiedenen Messern machen und dann natürlich berichten.

Als weitere Einsatzgebiete stelle ich mir vor, ihn z.B. in einer Progression nach einem GBB oder ähnlichem Naturstein zu nutzen, um der Klinge ein wenig die Aggressivität zu nehmen. Vorstellen kann ich mir aber auch den Einsatz als Pastenriemen, besser gesagt eine Seite „Natur“ und die andere Seite z.B. schwarz gepastet.


Gruß
Gregor


Material:

D-Ring
Buchschrauben
Karabinerhaken

Falls jemand neugierig geworden ist, ein gebrauchtes Feldkoppel der Firma gibt es für wenige Euronen (Ø 12.-€, je nach Länge) im Netz. Obacht, achtet darauf, dass es ein Original ist und kein Nachbau, die sind meist aus Kunststoff.
 
Du machst mich feddich!
Ich habe mir tatsächlich heute exakt das selbe Zubehör, Karabiner und so, zusammengesammelt bei eBay, Amazon und co.
Hättest du das nicht um 14:55 posten können?
Den Shop kannte ich nicht :rolleyes:
Nächstes Mal.

Übrigens, geiler Riemen daumenh! nur hätte ICH die Enden nicht verklebt, falls man mal wieder da ran will.
 
Den Shop kannte ich nicht
Na ja, das vertröstet jetzt hoffentlich ein bisschen…:lol

Den Shop habe ich auch so über die berühmten „sieben Ecken“ (oder waren es nicht die sieben Brücken?) gefunden,
da ich selbst die Bestellung von drei Sachen in vier Shops nu‘ überhaupt nicht mag, da bezahle ich lieber einen € mehr
und man hat effektiv alles, was der Riemenbastler braucht unter einem Dach. Quasi einmal hin, alles drin. Scheint
auch ein recht kleiner „Laden“ zu sein, die Bearbeitung und Versand ging bis dato immer super fix und vor allem,
immer problemlos.

Was die Zeit zum Posting angeht, werde ich vor dem nächsten natürlich erst meine Kristallkugel befragen,
Knochen werfen und die Haushexe um einen Zaubertrunk bitten, um den richtigen Zeitpunkt zu treffen…:proud
 
Dann will ich euch doch auch mal meine Riemenbastelei zeigen. Nachdem Scrupleworks sich ja nicht mehr meldet, musste ich mein Weihnachtsgeschenk halt selbst machen.

Angefangen habe ich mit der Aufhängung und dem Teil, wo man den Riemen hält. Da mir dieses ganze Drahtgedöns zu windig erschien, habe ich die Teile gezeichnet und aus 5mm Aluminium gebohrt, auf der Dekupiersäge ausgesägt, per Hand grob in Form geschliffen und poliert.
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Dann ging es an das Leder. Der Riemen selbst ist von Schachenmayr und 70nn breit. Sie Befestigungn sind aus Fettleder. Hier schon die Abstände für die Sattlernaht mit dem Prickrad aufgebracht.

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Mit einem Nähpony wäre ich bei der gerundeten Naht nicht weit gekommen. Daher bisschen was gebastelt.
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Hier mal eine der Nähte:
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Und weil es ja sonst zu einfach gewesen wäre, habe ich das Leder oben und unten geprägt und den Hasen oben mit 24Karat Transfergold vergoldet. Kommt nicht so schön raus. Sieht live besser aus.
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Zur Stoffseite kann ich nicht so viel sagen. Nur, dass es kein Kunststoff ist (schmilzt nicht) und aus DDR-Beständen sein soll. Wenn jemand mal testen will, einfach melden. Ich habe eine riesen Rolle bekommen.

Und hier der Riemen mal komplett:
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Hat Spaß gemacht und wird bestimmt nicht der letzte Riemen sein. Wie findet ihr ihn?

Schöne Grüße
Michael
 
Hallo @Drechsler,

eine wirklich sehr feine Arbeit! Hat schon was von Professionell! Besonders der Entwurf, Ausarbeitung
und Bearbeitung des Griffs sind wirklich eine sehr schöne Arbeit. Wo hast Du die Bestellnummer dazu?

goodjob!:respect_schild

Gruß
Gregor
 
Dafür bin ich mit dieser Art an Arbeiten leider zu langsam.

Aber, mein Angebot: Bis auf das Leder habe ich alles da. Du besorgst das Leder und machst einen Kurzurlaub in Hessen. Innerhalb eines Tages solltest Du das unter Anleitung hin bekommen. Und ein selbstgemachter Riemen ist natürlich was ganz anderes, als ein gekaufter.

Vorschlagen würde ich aber eher Frühjahr, da meine Werkstatt nicht beheizt ist uns eir dann auch das Nähen etc. im Garten machen können.
 
Super Riemen. Wie hast du die schönen Prägungen hinbekommen. Das ist noch das i Tüpfelchen an dem Riemen. Von Schachenmayr habe ich mir auch schon Lederriemen gekauft und daraus Abziehriemen gebaut.
 
OK, die Prägung. Die Buchstaben habe ich mit 8mm hohen Schlagzahlen gemacht. Damit sie einigermaßen in eine Linie kommen, habe ich eine Holzleiste mit zwei kleinen Schraubzwingen befestigt und diese als Anschlag verwendet.

Der Hase... den habe ich in Kleinanzeigen geschossen. Das war ein Prägestempel, mit dem wohl Pappe im noch feuchten Zustand gestempelt wurde. Also eigentlich nichts für Leder, da die Prägung nicht ausgeprägt genug ist. Habe ich im Schraubstock mit zwei planen Unterlegen mit ordentlich Schmackes ins Leder gepresst. Ich hatte auch Versuche gemacht, bei denen ich das Leder vorher nass gemacht hatte. Ein schöner Effekt war, dass der Bronzestempel das Leder dunkel eingefärbt hat. Das hatte ich aber dann doch Angst, dass es Wasserflecken drumrum gibt.

Leider sind die Prägestempel für Leder normalerweise ziemlich teuer. Ich habe da jetzt was preislich interessantes in Thailand gefunden und da bestellt. Mal schauen. Bis spätestens Ende Januar soll es kommen. Ich denke, dann kommt ein neuer Riemen.

Hat jmand noch eine interessante Adresse für Leder?

Ach, am Rande: Hirschleder, zumindest sämisch gegerbtes, kann man für Riemen leider vergessen. Habe einen geschnitten und als ich ihn leicht gezogen habe, hat er sich gleich in der Breite zusammengerollt. In der Branche, in der ich arbeite, sagen wir gecurlt. Abziehen daher damit leider nicht möglich.
 
Ich war auch nochmal tätig, allerding etwas simpler ;)

Erst die Riemenoberseite geschliffen (leider vergessen fotografisch festzuhalten) so das eine wildlederartige aber weiche Oberfläche entsteht. 100er - 300er - 600er - 1000er Schleifpapier
Dann auf der Rückseite Kamelienöl aufgetragen und 24 Std. abgewartet.

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Zu helle Stellen nochmals mit Kamelienöl behandelt und dann einen mit Lukas 1862 Chromoxidgrün stumpf (0153) eingepinselt, trocknen lassen und überschüssige Farbe mit einem Küchenmesser-Rücken abgeschabt.

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Beschläge drangefriemelt, nochmal ca. 100.000 Züge mit der Küchenmesserschneide über den CrOx-Riemen und feddich :)

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Der Grüne bekommt natürlich auch noch Halterungen.
 
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