Eigentlich hatte ich bei Forumskumpel
@maranatha kürzlich nur wegen einem Pröbchen der Taylor Tobacco Leaf RC angeklingelt. Auf die Frage, ob mir sonst noch was gutes tun könnte, meinte ich, na gut, wenn Du so direkt fragst, eine Le Pere Lucien hätte mich aus Neugier mal interessiert, weil ich bei französchischen Seifen eine generelle 'Bildungslücke' habe.
Ob ich Martin de Candre kenne, beantwortete ich so in etwa mit
'Nö, aber haben mich von den Beschreibungen her jetzt nie so interessiert - aber OK, wenn wir eh schon dabei sind, warum nicht ...'
So begab es sich, daß ich letzte Woche meine erste Rasur mit einer MdC hatte (die Fougere). Aber meine vorangegangene Gleichgültigkeit wandelte sich bereits nach wenigen Umdrehungen in
'Leck mich am Arsch, was ein Schäumchen!' 
(Sorry, aber eine vornehmere Ausdrucksweise hätte meine Stimmung nur verfälscht wiedergegeben
)
Ich habe ja nunmehr schon seit knapp 30 Jahren eine Schwäche für feine Rasierseifen und Cremes und hätte wirklich nicht gedacht, daß ich mich 'auf meine alten Tage' nochmal zu Superlativen hinreißen lassen würde, aber diese Martin de Candre ist rein schaumtechnisch das beste, was ich jemals an Rasierseife im Gesicht hatte! Einzig meine britischen RCs würde ich in Sachen Performance in meinem persönlichen Ranking vielleicht noch einen Tick darüber ansiedeln.
Egal ob bei vermeintlich zu wenig Wasser, oder vermeintlich zu viel, der Schaum der MdC wird immer auf eine ganz besondere Art cremig (und zwar anders als bei den amerikanischen Talgbomben). Wenn man meint, man hätte zu viel Wasser, wird der Schaum trotzdem keineswegs dünn oder wässrig, und bei gefühlt zu wenig Wasser wirkt er dennoch nicht wirklich trocken. Grundsätzlich kommt der Seife ein ordentlicher Schluck aber schon zu Gute.
Auf die Jubelarie folgt allerdings gleich ein Wermutstropfen:
Aus irgendeinem Grunde verursacht die Seife bei meiner eigentlich völlig unempfindlichen Haut während der Rasur ein leichtes Brennen und nach dem Auftragen des AS eine leichte Rötung. Das einzige Mal, daß meine Haut bisher unangenehm auf eine RS reagiert hat, war vor vielen Jahren bei einer Faena.
Die Sache hat sich zwar wenige Minuten nach der Rasur wieder erledigt, aber das Gesamtbild wird bei mir dadurch natürlich etwas getrübt.
Außerdem könnte die Intensität des ansonsten sehr eleganten und ausgewogenen Fougere-Duftes für meinen Geschmack erheblich höher sein.
Nicht zuletzt deshalb habe ich aufgrund meiner Begeisterung für den Schaum einen anderen Kollegen noch um ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk gebeten. So befinden sich gerade noch zwei weitere MdC Proben auf dem Weg zu mir.

Ich hoffe dadurch vielleicht auch der Sache mit der Hautreaktion noch etwas näher auf den Grund gehen zu können. Wäre traurig, wenn sich dies bei allen Varianten zeigen würde.
Abschließend nochmal ein Wort zur Qualität der Seife:
Beim Durchlesen des Strangs hat sich bei mir hier und da wie so oft bei relativ teuren Rasiersachen der Eindruck aufgedrängt, daß manche Leute nur auf eine Gelegenheit warten, um behaupten zu können, daß der Preis nicht gerechtfertigt ist, die Kunden abgezockt werden, man nur den Namen bezahlt oder, wie es anderswo schon manchmal zu lesen war, eine Seife nur hoch gelobt wird, weil sich die Käufer nicht der Schmach aussetzen wollen, viel Geld für was schlechtes ausgegeben zu haben.
Ich habe umgekehrt bei manchen überkritischen Kommentaren eher manchmal den Verdacht, daß da so eine Art klassenkämpferisches Element mit im Spiel ist und es nicht ins Weltbild passt, daß Geld in den meisten Fällen halt doch Tore schießt (außer vielleicht heute Abend bei den Bayern

).
Als jemand, der die Seife weder gekauft, noch größere Erwartungen an sie gehegt hat, noch als bekennender England Liebhaber Gefahr läuft, generell für einen Fanboy französischer Produkte gehalten zu werden, kann ich zur Martin de Candre jedoch mit aller Deutlichkeit sagen: Diese Seife ist von ihrer Leistungsfähigkeit her jeden Cent wert!
Und bezüglich des Kaufverhaltens mancher Leute hier sage ich für mich selbst, lieber eine einzige Spitzenseife für 50 Euro als zehn mittelmäßige, die im Schrank vor sich hin gammeln.