Rex Supply Co. Ambassador - Versuch eines Reviews
Am letzten Mittwoch (17.04.2019) ist endlich der Rex Ambassador bei mir angekommen. Der Hobel hat mich fasziniert, seit ich das erste Mal von ihm gehört hatte. Als ausgewiesener Fan des Gillette Fatboy ist der Rex Ambassador die moderne und konsequente Weiterentwicklung zu den Fatboys. Einzig der Butterfly-Kopf fehlt in dieser Hinsicht.
Der Hobel ist aus massivem Edelstahl produziert, man merkt, dass man ordentlich was in der Hand hat. Nach meinem Geschmack noch wertiger als ein Merkur Vision, der bisher für mich persönlich das Maß der Dinge war.
Ich gestehe aber gerne ein, dass ich mir sehr schwer getan habe über 200 US $ zzgl. Porto und Zoll für den Ambassador zu bezahlen. Dank des Verkaufs eines Hobels und eines Messers hatte ich aber genug Startkapital eingesammelt, um den Kauf vor mir selbst zu rechtfertigen.
Ich habe den Ambassador dann schließlich über das Internet bei The Gentleman‘s Groom Room in Dundee bestellt. Obwohl das Gerät umgehend vom Shop versandt wurde, hat es lange gedauert, bis der Rasierer endlich in Edinburgh und später dann in London abgefertigt wurde - womöglich hing das mit den Unsicherheiten zusammen, ob die Briten am 12.04.2019 die EU tatsächlich verlassen würden. Haben sie nicht - wissen wir heute.
Die Eindrücke vom Ambassador waren von Anfang an positiv. Schweres Gerät. Von den vereinzelt hier im Forum berichteten Qualitätsproblemen bei den Oberflächen könnte ich nichts feststellen. Alles top, nichts zu beanstanden.
Jetzt endlich zum Wesentlichen:
Der Ambassador ist in der Benutzung von Anfang an völlig problemlos. Ich finde das hohe Gewicht vollkommen unproblematisch. Ich habe der Ambassador auf Stufe 2 in Betrieb genommen. Bei meinem Bartwuchs führt das in den üblichen drei Durchgängen mit einer Personna Platinum zu einer absolut einwandfreien Rasur. Ohne Verletzungen, ohne Pünktchen, ohne Probleme. Andere Klingen habe ich noch nicht getestet. Auf Stufe 2.5 wird es mir persönlich schon fast zu aggressiv. Die Verstellung erfolgt stufenlos. Auf 3.0 oder höher würde ich momentan, insbesondere bei „gegen“ nicht gehen. Mein Bartwuchs ist sicher nicht der stärkste, für einen ordentlichen Vollbart reicht es aber allemal. Ich habe auch keine Drahtbürsten-Borsten - aber auch keinen Pfirsich-Flaum. Da der Ambassador bis Stufe 9 verstellbar ist, dürften auch Benutzer mit hartem und extrem dichten Bartwuchs ausreichende Leistungsreserven haben - eine unempfindliche Haut vorausgesetzt. Auf Stufe 1.5 wird mir der Ambassador dann zu mild - ich muss dann vermehrt nachbessern. Stufe 2.0 ist vorläufig die Standardeinstellung für m/q/g.
Zum Fazit:
Ich bin mit dem Ambassador bestens zufrieden und kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Ob der Rasierer inklusive aller Nebenkosten deutlich über 200 EUR wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Ohne die Subventionierung durch den Verkauf eines Hobels und eines Messer, die mehr als die Hälfte des Gesamtpreises finanziert haben, hätte ich mir mit dieser Investition extrem schwer getan. So konnte ich mit halbwegs ruhigen Gewissen zuschlagen. Der Hobel ist aus vollem Edelstahl gefräst. Man kann deutlich spüren, dass dies etwas anderes ist, als ein Hobel aus verchromten Messingguss. Von den Hobeln, die ich kenne, können es allein der Merkur Vision - und mit Abstrichen der Merkur Futur - „in Sachen Material“ in etwa mit dem Ambassador aufnehmen, wobei die Merkurianer aus Alu bestehen. Der Edelstahl macht da natürlich deutlich mehr her. Man glaubt dem Ambassador, dass er ein Leben lang (und auch länger) hält. Gepaart mit der life-Time-guaranty (wenn sie denn Bestand haben sollte) muss man sicher also Otto-Normal-Rasierer nie wieder im Leben einen weiteren Hobel kaufen. Dafür, dass viele hier in der Anstalt Hobel hörten, kann man den Hersteller Rex Supply Co. ja nicht verantwortlich machen. Oder doch, wenn er so ein Zeug produziert und verkauft.
Ich würde den Ambassador jederzeit wieder kaufen - einzig der Preis schreckt natürlich etwas ab. Er hat ohne weiteres das Zeug, meinen bisherigen Favoriten, den Gillette Fatboy, zu verdrängen. Auch der Merkur Vision, der ebenfalls sehr wertig und für mich vollkommen problemlos zu handhaben ist, hat gegen den Ambassador einen schweren Stand. Wenn ich mich für einen von den dreien entscheiden müsste, würde ich den Ambassador wählen.
Ausblick
Ich habe gesehen, dass Rockwell mit dem „T“ einen Adjustable mit Butterfly-Kopf rausbringen wird - sozusagen einen modernen Gillette Fatboy. Das wäre ein potentieller Kandidat, der dem Ambassador ernsthafte Konkurrenz machen könnte. Bis der „T“ am Markt ist, ist der Rex Ambassador für mich ohne Zweifel „top of the pops“.