CaptainGreybeard
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So ist es. Der heute noch als "Werbepapst" angesehene David Ogilvy sagte einst: "In our pursuit of creativity, we must never lose sight of the fact that the purpose of most advertising is to make the cash register ring." (Bei all unserem Streben nach Kreativität dürfen wir nie vergessen, dass es der Zweck der (allermeisten) Werbung ist, die Kasse zum Klingeln zu bringen.) Mit anderen Worten: Werbung darf ruhig künstlerisch anspruchsvoll sein, aber eben nur solange, wie sie auch erfolgreich ist. Eine "primitive", aber erfolgreiche Werbung ist einer künstlerisch anspruchsvollen, aber erfolglosen stets vorzuziehen.By the way: Daß da ein Praktikant am Werk war, kann ich mir kaum vorstellen. Für Werber ist Gillette als weltweiter Marktführer ein Premium-Großkunde. Da sind die besten und teuersten Agenturen zu Gange. Und auch wenn sie inhaltlich Stuss verbreiten - da läßt man bestimmt keinen Praktikanten dran.![]()
Der Spruch "Gillette - Für das Be-este im Ma-a-ann!" mag uns nur wie eine sehr unbeholfene Übertragung des englischen "Gillette - the best a man can get!" erscheinen. Aber es ist ein extrem erfolgreicher Werbespruch, vermutlich sogar der erfolgreichste, der in den letzten 30 Jahren an eine männliche deutschsprachige Zielgruppe gerichtet wurde. Gillettes Werbung mag einem stellenweise regelrecht dumm vorkommen (nicht, dass Wilkinsons Werbung auf mich irgendwie "intelligenter" wirken würde), aber wie es Ogilvy ebenfalls formulierte, richtet sich Werbung nicht an eine in Reihe und Glied angetretene Armee, sondern an eine vorbeiziehende Militärparade, d. h. die Aufmerksamkeit, mit der die allermeisten Menschen Werbung konsumieren, liegt ganz beträchtlich unterhalb der Aufmerksamkeit, mit der man üblicherweise z. B. die Nachrichten im Radio oder Fernsehen verfolgt.
So etwas ähnliches hatte ich schon ein paar Seiten zuvor geschrieben, nämlich dass ich es mir z. Z. nicht vorstellen könnte, mich wieder regelmäßig mit einem System zu rasieren. Allerdings könnte ich mir auch nicht vorstellen, wie es ist, durch alters- und/oder krankheitsbedingte Einschränkungen so gehandicapt zu sein, dass eine "normale" Rasur mit Hobel oder gar Messer nicht mehr möglich ist. Da geht es dann eben nicht mehr darum, ob sich nur "die unwissende Masse nassrasierender Männer" mit einem System rasieren, da geht es darum, ob man überhaupt noch ein selbstbestimmtes Leben in Würde leben kann. Und wenn dazu eine regelmäßige Rasur gehört und diese eben nur noch mittels Systemrasierer möglich ist, dann ist das eben so. Hauptsache, Mann (und Frau natürlich auch) kann selbstbestimmt und würdevoll leben.Man kann das Thema Systemrasierer auch aus dieser Perspektive betrachten:
Einem meiner Großonkel - eingefleischter Messerer seit 64 Jahren - hat jetzt Mr. Parkinson das Messer aus der Hand genommen. Lange hat sich der alte Mann dagegen gewehrt, aber jetzt ging's einfach nicht mehr...Schluss! Aus! Vorbei!
[...]
Und dann kaufe ihm sein Sohn (mein Onkel) einen Gillette Mach3. Und seither ist die (Rasur-)Welt für den alten Herrn wieder im Lot. Er kann sich wieder selbst rasieren - und das war für ihn das WICHTIGSTE! Dass es auch noch sehr gut, sehr schnell und trotz der Zitterei auch noch sehr sicher gehe, versetzt prozio Alessandro allmorgendlich immer wieder in (glückliches) Erstaunen.....
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