Die Neigung zur Knotenbildung liegt möglicherweise in der Struktur des Pferdehaares begründet.
Nicht "möglicherweise", sondern tatsächlich. Und das ist wiederum rasseabhängig. Früher wurde für die Herstellung von Rosshaarpinseln ausschließlich das Haar von Kaltblutpferden genommen, da dieses grob und hart war und somit schon qua natura nicht zur Knotenbildung neigte. Mit dem starken Rückgang der Kaltblutbestände - viele Rassen stehen schon auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Rassen - durch die Technisierung der Landwirtschaft und dem völligen Verschwinden des schweren Arbeitspferdes aus der Wirtschaft, steht diese Ressource nicht bzw. nicht mehr im ausreichenden Maß zur Verfügung.
Dadurch waren die Hersteller gezwungen, das Haar von Warm- und Vollblutpferden zu nehmen, deren Haar sich von dem von Kaltblutpferden aber elementar unterscheidet, da es nicht grob und hart, sondern weich und fein ist. Bei den Vollblütern sogar seidig. Es versteht sich von selbst, dass Haar von dieser Beschaffenheit zur Knotenbildung neigt.
Dieses Problem ist den Herstellern durchaus bewusst, weshalb sie auch versuchen, möglichst viel Haar von Ponys beizumischen, da dieses dem Haar von Kaltblütern sehr ähnlich und somit fast gleichwertig ist. Da Ponys aber meist in Robusthaltung gehalten werden, also nicht in Boxen, sondern in Freilaufställen stehen, werden sie naturgemäß kaum geschoren, da bei dieser Haltungsart das Langhaar eine wichtige Rolle spielt: Im Winter als Kälteschutz, im Sommer zur Abwehr der Fliegen. Das heißt, bei den Ponys werden meist nur die Spitzen von Mähne und Schweif gekürzt. Aus diesen Haarschnipseln lassen sich aber keine Pinsel herstellen.
Was den Tierschützern kaum gefallen wird, jedoch ein Faktum ist: Das brauchbarste Haar für die Herstellung von Rosshaarpinseln kommt heutzutage von ausschließlich für die Schlachtung gezüchteten Kaltblütern. Da der Markt für Pferdefleisch auch in den traditionellen Konsumländern wie Frankreich und Italien jedoch stark zurückgeht, wird auch hier das Angebot an brauchbarem Haar immer knapper und somit logischerweise auch immer teurer. Da greift man dann doch lieber zum reichlich vorhandenen Haar von Freizeit- und Sportpferden, deren Mähnen und Schweife regelmäßig geschnitten werden müssen und somit reichlich zur Verfügung steht. Bei diesen Marktverhältnissen nimmt man dann die Knotenbildung zwangsläufig in Kauf.