In einigen Punkten teile ich deine Meinung voll, einen Teil sehe ich ein wenig differenzierter.
Grundsätzlich ist meine Erfahrung mit den Feather Klingen so, dass es Kombinationen gibt, in denen sie sehr gut funktionieren, und Kombinationen die eventuell schwierig sind. Auch ist die Wahrnehmung eine sehr subjektive Sache.
Grundsätzlich hängt der Erfolg der Klinge u.a. vom Hobel ab, vom Winkel, vom Schaum und der Erfahrung sowie den Erwartungen des Anwenders.
Generell ist die Feather schon sehr scharf und effektiv, und auch durchaus sehr langlebig (zumindest bei mir).
Aber zuerst zu den Nachteilen der Klinge, sie ist eben am Anfang verdammt scharf und kann mehr beißen und verletzten als alle anderen Klingen, die ich kenne. Gerade im R41 GS gebe ich dir Recht, ist die Feather bei den ersten zwei Rasuren eventuell deutlich zu viel des guten.
So bietet sie hier wenig bis keinen wirklichen Mehrnutzen (glatter als aalglatt geht nicht) gegenüber anderen Klingen, bei einem stark erhöhten Risiko von Verletzungen.
Leider spreche ich aus Erfahrung, nach gut 70 problemlosen Rasuren mit dem R41 und R41 GS ohne echte Blessuren, gab es mit einer frischen Feather bei mir kurz vor Weihnachten einen sehr bösen Schnitt in den Rand der Oberlippe, der inzwischen schon verheilt ist, leider aber immer noch in Form einer Narbe, bzw. eines kleinen Risses sichtbar ist.
Liegt das nun ausschließlich an der Klinge? Ich denke ganz bestimmt nicht. Primär liegt es natürlich an mir selber Allerdings bin ich mir sicher, dass der GS zusammen mit der extremen Schärfe der Klinge das Malheurl erst ermöglicht hat.
Dann käme der Preis der Feather, der ist in der Tat genau wie du sagst, im Vergleich zur Leistung anderer Klingen, auch aus meiner Sicht nicht angemessen.
Die Perma-Sharp ist z.B. für mich von Preis- Leistungsverhältnis eine viel bessere Klinge, sie liegt aktuell bei einem Drittel des Preises.
Daher ist die berechtigte Frage, was bekommt man für den Mehrpreis bei der Feather überhaupt?
Hier wären wir dann bei den möglichen Vorteilen, aus meiner subjektiven Sicht.
Die Feather ist von der Qualität sehr gut, die Abnutzung ist bekannt und berechenbar.
Was ich dementsprechend inzwischen mache ist, dass ich sie für 2 Rasuren in einem weniger aggressiven Hobel mit moderatem Klingenspalt verwende. Bei mir wäre das z.B. der Game Changer .84-P oder auch der Rockwell 6S mit Platte 4.
Hier funktioniert die Feather wirklich sehr gründlich und problemlos, ohne Verletzungsrisiko.
Ich finde in diesen Hobeln gibt dann für mich keine bessere/gründlichere Klinge, auch wenn für mein Empfinden z.B. Perma-Sharp und vielleicht auch die Personna gleichziehen könnten.
Ab der 3. Rasur ist sie dann "eingefahren" und entschärft, somit weniger gefährlich, dann wechsle ich sie in eine etwas aggressiveren Hobel wie den Lupo .72 oder .95 SB und bekomme auch dort wieder einwandfreie Rasurergebnisse.
Ab Rasur 5-6, sofern ich auf die Klinge dann überhaupt noch Lust habe, ist meine Erfahrung die, dass sie dann noch einige Rasuren hervorragend in den aggressiveren Hobeln funktioniert, z.B. bei mir im Lupo .95 OC, Ur-Greencult oder R41 oder R41 GS.
Wer jetzt denkt das sei ein ganz schöner Zirkus mit dem Wechseln der Hobel, nur um die "überteuerte" und extrem auf scharf getunte Klinge optimal zu nutzen, der hat natürlich vollkommen Recht.
Klar ist das Aufwand, den man nicht braucht, wenn man gleich die richtige Klinge im passenden Hobel benutzen kann und sie dann einfach entsorgt wenn sie nicht mehr zu 100% abliefert.
Aber was tut man nicht alles, um bei der Sucht nach der täglichen BBS Rasur die optimalen Werkzeuge einzusetzen