Darf ich mal fragen, wie Du die dann einsetzt?
Aber immer. Ich bin ja zum Meinungsaustausch hier und nicht zur Selbstbeweihräucherung nach dem Motto seht-alle-her-was-ich-für-toller-Messerschwinger-bin ... der ich im Übrigen
nicht bin, ich bin nur Durchschnitt.
[Ich meine bis welche Körnung ungefähr schärfst Du vor, und reibst Du den Thüri dann an oder nimmst Du nur Wasser? Wieviele Züge lang bleibst Du denn dann an dem Stein?
Jetzt wirds (un)kompliziert. Wenn ich ein Messer von Grund auf schärfe, habe ich meistens nur ein 3-Stein-Setup - weil ich eine faule Socke bin und nicht nach dem Schärfen noch Dutzende von Steinen reinigen und trocknen möchte.
Den 1000er (beliebiges Fabrikat hier einsetzen, ich habe die meisten) zum Setzen der Facette ... den ich aber immer öfters durch eine DMT Extra Fine ersetze, weils mit der einfach viel schneller geht und ich eine faule Socke bin.
Dann ein GBB (Les Latneuses Bankstein), der mir den kompletten Mittelbereich bis hin zum Prefinisher abdeckt und mit dem ich meist sehr schnell durch bin ... früher wars nur ein mit einem GBB-Bröckchen angeriebener Rozsutec ... das dürfte also einem Schärfen bis auf etwa 8000er Level entsprechen, nach der Methode BastlWastl. Hatte ich übrigens schon erwähnt, daß ich eine faule Socke bin?
Dann kommt der Finisher ... Thüringer, Chinese, JNat, Arkansas, Charnley Forest, La Lune, GBB ... irgendeiner, je nach Lust und Laune. Auf dem Finisher lasse ich mir dann aber wirklich Zeit, poliere einfach ganz gemütlich vor mich hin, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.
Möche ich Finisher vergleichen, dann baue ich nach dem GBB noch einen 10000er Naniwa oder Shapton GS als Prefinisher ein. Einfach weil ich einen definierten Startpunkt haben möchte, bevor es auf den Finisher geht.
Das ist mein Standard-Setup, nix besonderes, aber es hat sich bewährt und funktioniert sehr zuverlässig
Wie lange ich auf den einzelnen Steinen bin und wie viele Züge ich jeweils mache ... ich kann es Dir nicht exakt sagen.
Ich bleibe auf einem Stein, bis ich damit "durch" bin. Das merke ich u.a. daran, wie das Messer den Slurry bzw. die Wasserwalze, die auf dem Stein vor der Klinge hergeschoben wird, unterschneidet - der berühmte "slurry undercut". Ferner fühle ich, wie das Messer über den Stein gleitet und höre, wie es beim Darüberschieben klingt. Wenn diese 3 Marker (visuell, taktil und akustisch) auf dem jeweiligen Stein für mich übereinstimmen, dann weiß ich, daß ich mit dem Messer auf dieser Stufe/diesem Stein durch bin.
Grobe Anhaltspunkte für ein Messer, das keinerlei Probleme macht - auf der DMT etwa 2, 3 Minuten, auf dem GBB etwa 5-8 Minuten, auf dem Pre-Finisher etwa 5 bis 10 Minuten und auf dem Finisher etwa 10 bis 15 Minuten.
Kommt aber hinzu, daß ich auf jeden Stein noch den Anpreßdruck des Messers von stark über mittel bis gegen Ende sehr schwach variiiere. Und ich verdünne nebenher auf den Natursteinen noch den Slurry. Beim GBB (Prefinisher) von "Sahne" bis zu "stark verdünnte Vollmilch", beim Thüringer von "Vollmilch" bis zu "ich kann die Klinge unter dem trüben Wasser gut erkennen". Das sind leider so Dinge, die man besser zeigen als beschreiben kann.
Unberücksichtig bleiben müssen besondere Feinheiten wie Verwenden von Glyzerin/Wasser, Glycerin/Wasser/Seife oder Wasser/Seife, sonst schreibe ich morgen früh noch hier.
Ich bspw. gehe entweder bis 8k und reibe dann den Thüri als Finisher leicht an. Dann wird runterverdünnt bis eben nur noch klares Wasser am Stein bleibt. Oder ich gehe bis 12k und nehme dann nur wenige (20-30) Züge auf dem Stein nur mit Wasser oder Wasser/Glycerin.
Wie gesagt, sind meine Ergebnisse nicht immer gleich. Da geht die Range von meist ziemlich gut bis sehr gut bis hin zu "geht so - machen wir nochmal"
Ich besitze drei verschiedenfarbige, die sich untereinander leicht unterscheiden. Der gelbe ist der feinste.
Wie ich oben schon schrob - ich reibe den Thüringer mittelmäßig an und mache dann eine Art von Dilucot, also verdünne stetig runter bis auf "sehr trübes Wasser unter dem ich die Klinge beim Undercut gut erkennen kann". Mit nur-Wasser finishe ich (bis auf den GBB) fast nie, das erzeugt meiner Erfahrung nach auf dem Thüringer eine zwar sehr hohe, aber auch unangenehme Schärfe. Mit dem Finish auf "trübem Wasser" erhalte ich praktisch die gleiche Schärfe, aber die Schneide rasiert deutlich angenehmer. Ein Trick ist noch, wenn ich auf der finalen Verdünnungsstufe bin, die Messerklinge auf den Stein zu stellen und möglichst drucklos über die Kante des Steines zu ziehen - joining the edge. Dann den Slurry wieder etwas dicker (wirklich nur "etwas") anreiben und das Messer mit schwachst möglichem Anpreßdruck nochmal bis zur finalen Verdünnung und bis zu einem Undercut, bei dem der Slurry über die gesamte Klinge fast bis hin zum Klingenrücken hochschwappt, über den Stein zu schieben. Dann Leinen/Leder, herauskommen sollte ein superscharfes und supersanftes Messer, bei dem Dir glatt das Blech weg fliegt
Es gibt noch andere Möglichkeiten das Maximum aus einem Thüri herauszuholen, aber wie gesagt, dann schreibe ich morgen noch hier.
Und auch ich finde, mein gelbgrüner Escher ist der feinste meiner Thüringer ... allerdings macht das auf
diesem Level den Kohl nicht mehr fett, die sind alle Spitzenfinisher!