Natursteinprogression III
Nachdem mir ja im Januar eine, mehr oder weniger zufällige Progression auf Naturstein ein doch ansprechendes und gutes Ergebnis bescherte, habe ich ab und an meinem Spieltrieb freien Lauf gelassen und so kam ich zu dem Schluß, dass ich ein erstes Bestandsmesser auf Naturstein schärfe. Dabei bleibt weiterhin der erste Stein zum Setzen der Facette, der NANIWA PS 1K im „Programm“, da mir immer noch ein adäquater Naturstein in diesem Bereich fehlt.
Als Messer habe ich mein BÖKER „The Celebrated“ in 6/8 gewählt. Das Messer ist neu und unbenutzt, entsprechend ist natürlich auch die Facette/Schneidkannte noch in der werkseigenen Auslieferungsschärfe, wobei eine vorhergehende Testrasur leider erneut bestätigt hat, dass diese nicht wirklich als Rasurbereit betitelt werden kann, zumindest nicht für mich.
Die Progression habe ich wie folgt gewählt:
NANIWA PS 1K -> setzen der Facette
BBB -> angerieben und schrittweise verdünnt bis zum klaren Wasser
MUSTANG -> dto. angerieben und schrittweise verdünnt bis zum klaren Wasser
Grey Slate
LaLune mit Glycerin/Wasser-Gemisch 50/50
Als Leder kommen der Spanier & mein SelfMade-Riemen zum Einsatz.
Da ich mir aus leidiger Erfahrung angewöhnt habe, die Klingengeometrie des Messers zu überprüfen bevor es auf die Steine geht, kann ich diesen Punkt heute schon einmal mit einem großen „WOW“ ad Acta legen. Das WOW deshalb, weil ich glaube, noch kein dermaßen gerades Messer in Händen gehalten zu haben. Nicht nur, da es ein Gradkopf besitzt, das verstärkt das lineare ja auch, sondern weil eine Glasplatte und Stahllineal in diesen Größenverhältnissen wohl nicht lügen.
Die Schneidkannte wie immer mit dem Edding markiert, das Tape in der Vorbereitung schon vorkonfektioniert, Material und Zubehör liegt bereit, Musik läuft (für heute habe ich Jean-Michelle Jarre gewählt), Schärfbrause kalt und geöffnet, kurzer Rundumblick…Es kann losgehen…
Für das setzen der Facette auf dem 1K braucht es heute insgesamt relativ wenig Zeit. Jeweils 1 Satz auf jeder Seite zeigt, das ich mit 1 x Tape exakt die vorderste Kannte getroffen habe. Nicht nur die exakte gerade Klinge macht Freude, sondern auch, das die Klinge ja beim „The Celebrated“ recht kurz ist und so wunderbar zur Breite aller heute genutzten Steine passt. Nach 2 Sätzen Einzelschübe pro Seite beginne ich mit Wechselschüben und es geht wirklich fix, nach insgesamt 5 Sätzen werden die spärlich vorhandenen Arm- und/oder Beinhaare bei aufgelegter Klinge gekappt. Dann 1-2 x über die „Hornkannte“, 1.5 Sätze WS und ich bin zufrieden.
Wie immer folgt beim Wechsel zum nächsten Stein auch der Wechsel vom Tape. Bevor es auf den BBB geht, habe ich mit dem dazugehörigen Anreiber entsprechend für mein Dafürhalten den Slurry erzeugt, relativ dünn, in etwas vergleichbar mit einer rahmigen Milch. Nach 3-4 Sätzen Wechselschüben geht es zur Kontrolle das erste Mal unters Mikro, polieren macht der BBB unter diesen Bedingungen eh (noch) nicht, aber er verändert bzw. egalisiert die Spuren vom 1K. Ab jetzt verdünne ich alle 2 Sätze den Slurry gut um 50% bis am Ende nur noch klares Wasser genutzt wird.
Da ich mittlerweile weiß, dass der Stein bei dieser Vorgehensweise die Facette nicht wirklich poliert, erwarte ich dies bei der nächsten Kontrolle auch nicht, was ich erwarte, ist die Egalisierung der Schleifspuren vom 1K und so ist es auch. Somit entschließe ich mich zum Wechsel auf den MUSTANG.
Bereits im Januar habe ich ja bei einem
Test bzw. beim Rumspielen mit dem MUSTANG ein sehr gutes Ergebnis erreichen können, was letztendlich ungeplant zu einem tollen Rasurverhalten wurde. Da aus welchem Grunde auch immer, mein Anreiber nicht wirklich funktioniert, hat dies auch heute wieder meine kleine Dia-Karte übernommen. Der Slurry hat in etwa die gleiche Konsistenz wie bei BBB und auch die Vorgehensweise übernehme ich. Nach gut 3 Sätzen beginne ich mit dem Verdünnen des Slurry bis hinunter zum klaren Wasser. Die erste Kontrolle nach gut 5-6 Sätzen zeigt eine stetige Verbesserung der Facette in Richtung „poliert“, mit sauberer und trockener Klinge probiere ich bereits jetzt mal einen HT und zwar noch nicht durchgängig, aber im Bereich am Ende der Klinge gelingt er schon. Ich entschließe mich zu 2 Sötzen auf meinem SelfMade-Riemen, der nachfolgende HT ist dann auch schon besser. Es folgen noch ein paar Sötze mit klarem Wasser und ein Zwischenledern, bevor es auf den nächsten Stein, den GS geht.
Ob dieser Schritt eigentlich notwendig ist oder nicht, muss ich noch herausfinden, mein Gefühl sagt mit, schaden kann es auf alle Fälle eher weniger. Da gibt es auch nicht viel Veränderung oder spektakuläres bei der Kontrolle und so belasse ich es bei 5 Sätzen. Altes Tape runter, kurz zwischenledern und weiter geht‘s…halt…Spaßhalber noch fix die Neugier mit einem HT befriedigen…klappt ganz gut…auf ganzer Länge…na‘ bitte.
Es geht zum Finish auf den LaLune, wie mittlerweile gewohnt, verwende ich hier ein Glycerin/Wasser-Gemisch mit 50/50. Da fällt mir ein, dass ich da auch schon länger vorhatte, einmal mit dem Medium und auch anderen Mischungsverhältnisse zu „spielen“, ja, aber nicht heute. Aus Erfahrung weiß ich, wie langsam der LL mit diesen Vorraussetzungen arbeitet und es folgen insgesamt 12 Sötze. Gerade hier beim LL macht sich auch die geringe Lönge der Klinge bemerkbar, für ein gesamtes Aufliegen der Klinge fehlen vielleicht nur 5mm. Dieser Tage habe ich mal im Shop des Herstellers vom LL geschaut, was die Preise machen, denn nur dort gibt es eine 80mm breite Ausführung. Ich muss aber leider sagen, gab es diese Ausführung. Egal wie breit oder schmal, der LL ist dort z.Zt. nicht mehr erhältlich, seeeehr schade aber immerhin gut fürs Sparschwein.
Nach insgesamt 12 Sätzen reinige ich die Klinge, entferne das Tape und es geht final zum Ledern. Zuerst gut 10 Sätze auf dem neuen Spanier und zu einem HT, hurra, alles bestens. Nun schauen ob mein SelfMade-Riemen auch seine Arbeit macht oder ob er, zumindest sichtbar an der Schneidkannte etwas negativ beeinflusst. 3 Sätze SM-Riemen, anschließend nochmal kurz einen HT und siehe da, funktioniert wie vorher auch. Zum Schluß, so zum Spaß noch ein bisschen Spanier und ich glaube, es ist vollbracht. Alles weitere ergibt sich in der ersten Rasur, denn da ändert sich nix:
Egal womit, egal wie lange, wie oft, mit was auch immer geschärft wurde, was zählt ist die Rasur im Gesicht, nur das Ergebnis zählt, das ist das Wichtigste.
Auch zu erlesen in
RdT…
Fazit nach der ersten Testrasur:
Das Messer ist sehr sanft und bietet eine gute Gründlichkeit. Bei der Endschärfe fehlt das letzte µ , ist aber besser als meine vorherige Naturstein-Progressionen…und auch als manch anderes Messer.
Gruß
Gregor
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Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne’ Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!