Forum der Rasur

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Heute habe ich ein Messer geschärft...

Neues aus dem Natursteingarten…


(Natursteinprogression IV)​


Meine letzte Progression in Sachen Naturstein hatte mir am Ende zwar ein Messer in „Rasurbereit“ beschert, dennoch fehlte es mir da ein wenig an der Endschärfe und somit an der Gründlichkeit. Keine Frage, rasieren funktionierte und das Rasurverhalten war wirklich sehr sanft und ohne jegliche Hautirritationen. Aber da ist mein innerer Monk, der mir sagt, da geht aber noch was…

GlaScharf160324.jpg

Ich habe mein Ergebnis und Analyse ja hier im Strang dargelegt und um Einschätzungen und/oder Ideen zur Verbesserung ersucht. So hat mich im regen Austausch der liebe Kollege & Mitinsasse der Nachbaranstalt, BastlWastl mit wichtigen Info‘s und vor allem dazugehörigen Erklärungen quasi auf den „rechten Weg“ (zurück)gebracht. Der Fokus ging zurück zum BBB und seinen Stärken, bzw. wie man sich diese Stärken richtig zu Nutze macht. Dafür hier nochmals meinen Dank!

Eine gute Vorarbeit in Form einer funktionierenden Facette, d.h. die Facette ist bis zum Kappen von Armhaaren (oder vergleichbares) vorgeschärft, das war und ist die wichtigste Grundvoraussetzung in einer Progression. Bis auf das letztendliche Finish wird alles andere in dieser Progression auf dem BBB gemacht, kein Zwischenstein und/oder Pre-Finish. Abgesehen von der Facette sind es somit „nur“ zwei Steine, die diese gesamte Progression bilden.

Progression:

  • Naniwa 1K –> Facette setzen
  • BBB
  • LaLune (Finisher)
  • Der Spanier + mein SelfMade-Riemen

Wichtiges Hilfsmittel: DTM Schärfkarte in „Super Fine“

Ich habe mich entschlossen, die Facette beim kleinen Gallito neu zu setzen und dazu ging es mit 1 x Tape (wie über die gesamte Progression) auf den NANIWA PS 1K. Nach wenigen Schüben zeigte der entfernte Edding, das ich die Schneidkannte korrekt „erwische“. Dazu möchte ich hier einen wunderbaren Begriff nennen, den der wehrte Mitforist BastlWastl in seinen tollen und vor allem hilfreichen Kommentaren und Erklärungen zu meiner vorherigen Natursteinprogression gepostet hat, der „SCHEIBENWISCHER“. Damit ist nichts anderes als die Art & Weise der Messer- bzw. Klingenführungführung auf dem Stein gemeint, das Messer bleibt auf der gleichen Seite, vor und! zurück und zwar, ohne das Messer zu wenden. Ich habe es zu Beginn verkehrt gedeutet, da ich den Stein nicht quer vor mir liegen habe, sondern der Länge nach im 90* Winkel. Zurück zur Facette…nach 1-2 Sätzen Scheibenwischer, das Ganze gewendet und auf der anderen Seite wiederholt. Anschließend in Wechselschübe übergegangen, bis die Armhaare bei aufgelegter Klinge gekappt wurden. Was nun folgt, ist keine Änderung oder Neuerung, es folgt ein neues Tape.

Jetzt kommt das Neue…ein Stein, ein Durchgang, keine Wechsel auf andere Steine! Begonnen habe ich mit einem recht stark angeriebenen BBB, die Konsistens des Slurry ist vergleichbar mit Vollmilch. Das wie, das wie oft und das womit kommt nahezu 1:1 von der Beispielprogression von BastlWastl…

Begonnen mit :

20/10/5/4/3/2/1 „SCHEIBENWISCHER“ auf der jeweiligen Seite, dann wird gewechselt zu Wechselschüben 10/5/4/3/2/1, dann den Slurry zur Hälfte verdünnt und das ganze wie v.a. wiederholt. Zu guter letzt ging es mit dem Slurry hinunterverdünnt bis zum klaren Wasser und ein dritter Durchgang wie zu Anfang. Zwischendurch habe ich mir die Schneidkannte unter dem Mikro angeschaut und war doch schon über den Fortgang ein wenig erstaunt und froh zugleich. Es begann sich doch schon in Richtung anpolieren zu verändern…Dann kam das, was ich absolut nicht gedacht habe, ein erster HT. Was soll ich sagen, bzw. schreiben, an zwei Stellen der Schneidkannte funktionierte der HT bereits. Ehrlich gesagt, ich habe es nicht für möglich gehalten und ganz ehrlich…Es zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht.

Was jetzt folgt, ist ein, für mich erstaunlicher Schritt. Ich habe den BBB unter fließendem Wasser gereinigt und im Anschluss mit meiner DMT Diät-Schärfkarte (extra fein 1200) angerieben, nicht übermäßig, aber so, dass sich dünner Slurry zeigte. Jetzt folgt ein ganz entscheidender Schritt, es wird so kein einziger Schub mit dem Messer auf dem angeriebenen Stein gemacht! Erst geht es wieder unter die „Dusche“, fließend Wasser und den Stein möglichst berührungsarm vom Slurry befreien. Zur Erklärung…das Anreiben mit der DIA-Karte legt die eingebetteten Schleifpartikel in der Steinmatrix oberflächlich frei, d.h. sie bleiben aber in der Matrix, es schauen praktisch nur die Spitzen heraus. So bildet sich bei den anschließenden Durchgängen mit klarem Wasser nahezu kein Autoslurry (wenn doch, unbedingt entfernen!). Die Durchgänge sind identisch wie die o.a. Durchgänge ganz am Anfang, also das obig genannte Programm von „Scheibenwischer“ und Wechselschübe wiederholen. Nach der Prozedur erneute Kontrolle unter dem Mikro, das Ergebnis übertrifft schon mal optisch meine bisherigen Erfahrungen mit dem BBB. Getoppt wurde es aber mit der Tatsache, dass jetzt ein HT auf ganzer Länge möglich ist und ohne Ledern und Finisher funktioniert…Kaum zu glauben, zumindest für mich.

Jetzt ist es Zeit, für den Wechsel auf den LaLune, zum eigentlichen Finish. Bevor ein neues Tape auf den Rücken kommt, muss ich auch kurz meinem Spieltrieb folgen, für kurze 2 Sätze auf meinem SelfMade-Riemen, kurz einen HT…und…ja…erstaunlich!, mein HT funktioniert tadellos…Hurra…Grins!!

Das Finish auf dem LaLune mit Glycerin/Wasser 50/50 geht über 12 Sätze und bietet keine spektakulären Erkenntnisse oder Besonderheiten, ist mittlerweile schon fast Routine. Zum Finale folgen gute 10Sätze auf dem neuen Spanier und gut 2 Sätze auf meinem SM-Riemen. Der anschließende HT stimmt mich froh und zum Schluß folgen noch ein bisschen Spanier, so für Vollmond und „Einbeinhüpfen“…haha.



Fazit der Testrasur:

Ich bin über das Ergebnis mehr als verwundert, ich habe ja jetzt nicht den Kreis neu erfunden, ganz im Gegenteil, das alles ist ja nicht auf meine Idee(n) zurückzuführen. Das Messer hat ein sehr sanftes, gründliches Rasurverhalten und in Sachen Schörfe toppt es mein Ergebniss meiner 3. Natursteinprogression.

Auch zu erlesen in RdT…:daumenhoch

Ich werde mit Sicherheit diesen Weg weiterverfolgen und hier und da an den Variablen drehen, aber das es heute so gut funktionierte, hätte ich so nicht gedacht. Dazu richte ich erneut meinen Dank an BastlWastl für seine Unterstützung.



Gruß
Gregor


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Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne’ Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
 
Da sich ja viele davon abschrecken lassen in die Messerrasur einzusteigen, möchte ich hier einmal kurz zeigen, was ich unter meinen Bordmittel verstehe.
Wer als Einsteiger ein Rasiermesser kauft, steht meist vor dem Problem, daß die Auslieferungsschärfe nicht brauchbar ist. Koraat bildet für mich eine Ausnahme, aber das nur am Rande. Nun braucht man aus dem Schärfen kein Ergänzungshobby zu machen, sondern darf auf die FdR Hilfe zählen.
Wenn ein rasurfertiges Messer vorliegt, wird die Schärfe mit zunehmender Rasurzahl nachlassen. Das ist nicht gleich ein Grund es auf die groben Steine zu nehmen und ein neue Facette zu setzen etc. Es reichen die erwähnten Bordmittel, die man mit wenig Aufwand und etwas Bastelgeschick selbst herrichten kann.
Bei mir sind es zwei Brettchen mit ca. 9cm Breite und ca. 50cm Länge. Auf eines ist ein Stück Isomatte plus ein Stück Lederriemen geklebt. Mit einer schwarzen Polierpaste bestrichen wird das zum "groben" Abziehen hergenommen. Auf das zweite Brettchen ist mittels doppelseitigem Klebeband ein Stück Geschirrhandtuch geklebt und am Rand getackert. Die Rückseite bekam einen unbehandelten Lederriemen aufgeklebt, der mit feinem Schmirgelpapier geschliffen wurde. Diese Seite stellt die feinste Stufe des Auffrischens dar. Für das durchlaufen dieser drei Stufen, klebe ich den Rücken mit einem TESA Klebeband ab, wie es auch von Ulrik verwendet wird. Damit passt das Winkel. Für den täglichen Abzug habe ich noch einen Hängeriemen und das war's.
So eine Auffrischungskur braucht es bei meinen Rasiermessern nach ca. 100 Rasuren. Das kann ich über mein Rasurtagebuch recht gut ablesen, da ich ein Rasiermesser meist über eine Woche lang benutze, bevor zu einem anderen wechsle.
Wie man sieht, braucht es zum Rasiermesser Einstieg keinen Steinbruch und keine wissenschaftliche Anleitung. Man kann es aber tun und seine Freude daraus ziehen, wenn man möchte.
Meine Bordmittel, mit denen meine White Lady heute wieder so richtig scharf gemacht wurde ;)

(Auf dem Bild ist durch Fotobearbeitung die Rückseite des unteren Brettchens einkopiert)
Bordmittel.jpg
IMG_20240318_164238.jpg
 
Schöne Beschreibung - ich übe jetzt aber erstmal mit meinem Feather AC, das die Woche kommt ;)
Das wichtigste ist bei allen Messern, sie niemals stumpf werden zu lassen - das lässt sich das Schleifen lange herauszögern.
 
Schöne Beschreibung - ich übe jetzt aber erstmal mit meinem Feather AC, das die Woche kommt ;)
Richtig. Nur nicht überstürzen. Deine Messer haben Geduld und warten auf Dich ;)

Das wichtigste ist bei allen Messern, sie niemals stumpf werden zu lassen - das lässt sich das Schleifen lange herauszögern.
Genau richtig. Und sollte es einmal notwendig sein, helfen hier viele Forenkollegen mit ihren Steinen und immenser Erfahrung.
 
Entschuldigt die Unwissenheit, aber was ist der Sinn der Isomatte und des Geschirrtuch?
Und ruiniert man nicht mit Schleifpapier das Leder ?
 
Entschuldigt die Unwissenheit, aber was ist der Sinn der Isomatte und des Geschirrtuch?
Und ruiniert man nicht mit Schleifpapier das Leder ?
Der Sinn der Isomatte ist, dass das Leder darauf etwas nachgibt. Rasiermessier haben ein balligen Schliff (d.h. die Schneide ist etwas abgerundet) und deshalb sollte man das grobe Abziehen nicht auf etwas Starren machen. Normalerweise nimmt man einen Riemen, der nicht 100% straff ist.

Das Geschirrhandtuch ist eine Zwischenstufe und mit gutem* Schleifpapier kann das Leder ganz fein angeraut werden.

*) Kein Billig-Schleifpapier aus dem Baumarkt nehmen, das verliert unter umständen Partikel, die man in das Leder einarbeitet und die Schneide ruinieren können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Sinn der Isomatte ist, dass das Leder darauf etwas nachgibt. Rasiermessier haben ein balligen Schliff (d.h. die Schneide ist etwas abgerundet) und deshalb sollte man das grobe Abziehen nicht auf etwas Starren machen. Normalerweise nimmt man einen Riemen, der nicht 100% straff ist.
Wieso haben die einen balligen Schliff. Woher kommt der, wenn der Rücken beim Schärfen aufliegt? Die Balligkeit entsteht, wenn überhaupt, erst auf dem Pastenriemen. Weswegen man den auch nicht zum Auffrischen hernehmen soll: weil die Klinge sonst komplett ballig wird und man beim Nachschärfen dann deutlich mehr abtragen müsste. Das Gleiche würde ich übrigens bei der Isomatte vermuten. Was übersehe ich hier?
 
Wieso haben die einen balligen Schliff. Woher kommt der, wenn der Rücken beim Schärfen aufliegt? Die Balligkeit entsteht, wenn überhaupt, erst auf dem Pastenriemen. Weswegen man den auch nicht zum Auffrischen hernehmen soll: weil die Klinge sonst komplett ballig wird und man beim Nachschärfen dann deutlich mehr abtragen müsste. Das Gleiche würde ich übrigens bei der Isomatte vermuten. Was übersehe ich hier?
Ja, Schliff ist der falsche Ausdruck. Die Microschneide wird durch das Abziehen minimal ballig - und die Isomattenkonstruktion ist doch der Ersatz für den Pastenriemen, wenn ich das richtig verstehe.

Ich bin ja kein Rasiermesserbesitzer - aber bei normalen, sehr dünnen Messern ist eine gewisse Balligkeit der Microschneide eher von Vorteil, da sie eine Ausbrechen verhindert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe dafür leider keine Vorstellung und zu wenig Kenntnisse.
Aber müsste man dann nicht auf der Isomatten Konstruktion einiges an Druck ausüben, damit die Isomatte überhaupt nachgibt?
 
Wieso haben die einen balligen Schliff. Woher kommt der, wenn der Rücken beim Schärfen aufliegt? Die Balligkeit entsteht, wenn überhaupt, erst auf dem Pastenriemen. Weswegen man den auch nicht zum Auffrischen hernehmen soll: weil die Klinge sonst komplett ballig wird und man beim Nachschärfen dann deutlich mehr abtragen müsste. Das Gleiche würde ich übrigens bei der Isomatte vermuten. Was übersehe ich hier?
Einen gotischen Bogen bekommt man auch auf Natursteinen oder Diaplatten hin.
Habe dafür leider keine Vorstellung und zu wenig Kenntnisse.
Aber müsste man dann nicht auf der Isomatten Konstruktion einiges an Druck ausüben, damit die Isomatte überhaupt nachgibt?
Du denkst zu groß. Es geht um Bruchteile von Mykrometern. Da reicht die Weicheit von Leder alleine
 
@Maaa
Es gibt 2 Möglichkeiten:
Du machst einfach und wenn es klappt nimmst du es so hin. (Hat Jahrhunderte so funktioniert)
Oder du liest dich in die Theorie ein und machst dann. Das Einzige was es dazu frei verfügbar gibt ist Scienceofsharp (oder du findest jemand der Zugang zur F&E Abteilung von Gillette hat :flucht1

Beides geht aber nicht ohne Übung Übung Übung.
Fragen darfst du hier natürlich auch immer. Aber wie das in Foren und der restlichen Welt so ist: 10 Fragen 20 Meinungen. :proud
 
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