Gelber Belgischer Brocken
- Die Premiere -
Nachdem ich ja mit der Verwendung des Blauen Belgischen Brocken als Teil verschiedener Progressionen und auch als einzigen Stein vom Setzen der Facette bis zum Finish erfolgreich eingesetzt habe, folgte für mich nun auch endlich ein erster Einsatz des Gelben Belgischen Brocken. Schon länger im Bestand, wollte ich aber zuerst mit dem BBB ein wenig Erfahrungen sammeln. Durch meine Recherche zu den beiden Steinen kam ich zwar im Vorfeld zu dem Schluss, dass sich die Vorgehensweise bei bzw. mit beiden Steine im Grunde genommen zwar gleichen und die Herangehensweise nahezu identisch ist, dennoch hieß es zuerst mit einem der beiden Erfahrungen zu sammeln. Die Wahl fiel dabei auf den BBB, nicht zuletzt, da ich über einzelne Steine verfüge, welche u.a. auch eine entsprechende Größe haben und mir so das Probieren und Variieren erleichterten. Nun geht es das erste Mal auf den GBB, jedoch nicht als alleinigen Stein von der Facette bis zum Finish, sondern nachdem die Facette auf dem NANIWA PS 1K neu gesetzt wurde.
Die Progression
- NANIWA PS 1K -> setzen der Facette
- GBB (130x70mm - Neu und unbenutzt)
- Hilfsmittel zum GBB: DMT DIA-Schärfkarte in FEIN
- provisorischer Leinenriemen*
- QUERCUR Shell Cordovan (Der Spanier)
Zu Anfang hatte ich geplant, nur mein Leid geprüftes GARANTIE SOLINGEN in 5/8 statt, wie versprochen, in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken, erneut als Protagonist auf dem GBB einzusetzen. Dabei blieb es auch, aber es gesellte sich noch ein zweites Messer dazu, das erst kürzlich erworbene J.A.Henckels #70. So hatte ich zwei Solinger Klingen am Start. Ich hätte auch ein oder zwei der vorhandenen GOLD DOLLAR & Co. nutzen können, da aber dessen „Stahl“ doch etwas anders ist, sah ich davon ab, denn das hätte alle Ergebnisse und wohl auch die Dauer verfälscht und meine Geduld wohl überstrapaziert.
Die Progression (beide Messer mit 1 x Tape)
Bevor es losging, habe ich das GARANTIE SOLINGEN an der Flanke des NANIWA 1K „genullt“, d.h. ich bin mit der Schneidkannte ohne großen Druck 3-4 x über die Kannte des 1K gegangen, danach war da nix mehr mit Armhaare rasieren. Beim J.A.Henckels konnte ich mir diesen Schritt sparen, das Messer hatte keine funktionierende Schneidkannte bzw. Facette. Geplant habe ich keine parallele Vorgehensweise mit beiden Messern, sondern erst das GARANTIE SOLINGEN von dem Setzen der Facette bis zum Finish und Ledern mit HT, erst wenn mir das gelungen sein wird, werde ich das J.A.Henckels schärfen. So wollte ich sicherstellen, etwaig erkannte Fehler oder schon gesammelte Erfahrungen direkt und unmittelbar beim zweiten Messer umzusetzen.
Ich will und werde nicht behaupten, dass ich mich auskenne oder gar ein „alter Hase“ bin, dennoch habe ich im Umgang mit dem NANIWA 1K beim Setzen der Facette mittlerweile doch schon etwas Erfahrungen gesammelt und so hatte ich unter Zuhilfenahme meiner üblichen Verdächtigen aus der Zubehörkiste keine großen Probleme mit dem Setzen der Facette beim ersten Messer. Dennoch benötigte ich etwas mehr Zeit und DS als gewohnt, es schien, als sei das GARANTIE SOLINGEN etwas zickig…wahrscheinlich weil es wieder ran musste. Nützt aber nix, letztendlich erbrachte Geduld und Schübe ein Facette, die die noch spärlich vorhandenen Arm- und/oder Beinhaare abrasierten (bei aufgelegter Klinge).
Nun ging es auf den GBB…
Zur Vorgehensweise hatte ich den identischen Weg wie beim BBB erdacht, zuerst den Stein anreiben und ein milchigen, eher kräftigen Slurry erzeugen und dann beginnend mit dem „Scheibenwischer“ 16-14-12-10-8-6-4-2, übergehend mit gut 3 Sätzen beidseitiger Wechselschüben. Dann den Slurry mind. zu 50% verdünnen und das Ganze von vorn. Es heißt ja, der GBB ist nur ein schnellerer BBB, dies kann ich aber zumindest bei diesem Messer und meinem Stein nicht bestätigen. Es brauchte da schon insgesamt 3 x den oben genannten Weg zu gehen, bis sich die Schneidkannte entsprechend positiv veränderte. Nun ging ich dazu über, den noch vorhandenen Slurry immer weiter zu verdünnen, bis nahezu nur noch klares Wasser auf dem Stein war. Es folgten so 2-3 Sätze und dann reinigte ich den Stein unter fließendem Wasser und rieb ihn mit der DIA-Karte an um die Oberfläche „zu öffnen“, zur weiteren Verwendung habe ich aber den entstandenen Slurry wieder abgewaschen. Nun folgte 3-4 Sätze Doppelschübe, dabei habe ich peinlich darauf geachtet, dass sich kein neuer Slurry entwickelt. Einen knappen Satz habe ich auch freihändig unter fließendem Wasser probiert, da muss ich gestehen, das ist nicht meins, da bleibt das Messer nicht Plan auf dem Stein. Nach den Sätzen ein erster Haartest (HT)…positiv war, an ein, zwei Punkten ging es knapp, aber noch nicht zufriedenstellend und auch nicht auf der gesamten Klingenlänge. Von wegen der schnellere Stein…nützt aber nix…wat mutt, dat mutt. Es folgte DS auf DS, immer wieder mal unter dem Mikro geschaut, immer mal wieder einen HT…selbiger wurde zwar besser, aber dennoch mit großem Defizit ggü. einer Progression auf Synthies und dem LaLalune. Da fiel mir eine meiner Progressionen mit dem BBB ein, da war es ähnlich, da brachte das Ledern den Erfolg. Also, warum auch nicht…das Messer gereinigt und zuerst 2-3 Sätze auf Leinen* und anschließend 5 Sätze auf den Spanier…Haartes…na bitte, das sah vielversprechend aus. Noch 6-7 Sätze auf dem Spanier, erneuter HT, siehe da, es funktionierte auf der gesamten Klingenlönge, und zwar richtig gut. Ich entschied, für dieses Messer reicht es jetzt.
Ich habe nach einer kleinen Pause und einer lecker Schärfbrause, so von wegen Flüssigkeitshaushalt und so, zum J.A.Henckels gewechselt. Nach dem Tape ging es ans Setzen der Facette, die Klinge ist zwar in sich gerade, allerdings lächelt die Klinge etwas, und zu meinem Leid das Ganze auch vorn und hinten unterschiedlich. Am Kopf hatte die vorhandene Schneidkannte, sofern es so nennen kann, reichlich feine Einkerbungen, da galt es, behutsam vorzugehen. Alles in allem gelang mir aber eine relativ feine und beidseitig gleichmäßige Facette zu setzen mit der auch das Rasieren der noch übrig gebliebenen Haare an Arm und Bein gelang. Die Vorgehensweise auf dem GBB habe ich nicht geändert, nur fiel mir sehr schnell auf, das es mit diesem Messer doch schneller in Richtung Ziel ging…war das GARANTIE SOLINGEN wirklich „nur“ zickig? Dennoch waren auch mit dem J.A.Henckels die zwischenzeitlichen HT‘s nicht unbedingt besser, aber ich kam früher, mit weniger DS soweit, das ich es wagte, vom Stein auf Leinen und Leder zu wechseln. Siehe da, auch mit dem gleichen Ergebnis, nach 5 Sätzen auf dem Spanier funktionierte der HT mit gut 1 cm vom Haltepunkt entfernt. Final noch 5-6 Sätze Ledern und ich entschied, auch dieses Messer ist bereit für eine Testrasur.
Kleines Zwischenfazit:
Die Geschwindigkeit bei beiden Messern ist doch recht unterschiedlich, hier hatte das J.A.Henckels deutlich die Nase vorn. Woran es liegt…? Ich gehe mal einerseits von unterschiedlichen Stahl der Klingen aus, andererseits hat sich natürlich auch der neue, unbenutzte Stein verändert, ich schätze, er wird sich bei neuerlicher Nutzung weiter verändern und, so hoffe ich, auch verbessern. Den Rest werden die Testrasuren mit den beiden Messern zeigen, letztendlich zählt auch nur das Rasurergebnis…
Wie schon in der RDT erwähnt, habe ich bei der Software mit der Speick Men RC auf bewährtes zurückgegriffen um da möglichst keine Unbekannten ins Spiel zu bringen. Rasiert habe ich mit beiden Messern, das GARANTIE SOLINGEN rechte Seite, das J.A.Henckels die linke Seite. Theoretisch hätte ich nicht ledern müssen, da dies ja zum Abschluss der Progression gehörte, dennoch, sei es auch nur aus Macht der Gewohnheit, habe ich jedes Messer 2 Sätze DZ auf dem Spanier „gegönnt“. Bereits bei den ersten Zügen fällt mir sehr deutlich auf, die Messer zeigen nahezu identisches Rasurverhalten. Positiv ist, sie sind sehr sanft, da hakelt und/oder ziept nix, leider fällt der erste DG aber auch etwas ungründlich aus. Da fehlt es mir um 1 µ an der Endschörfe, ein kleiner Trost…Es ist bei beiden Messern gleich. Nach dem ersten DG (↓) betrachte ich das Ergebnis (mit Brille!) im Spiegel, es ist gut rasiert, soviel steht fest, aber mit den Fingern gefühlt, nicht so glatt. Der zweite DG (↓ ↔︎ ↑) mit etwas steilerem Winkel des Messers verbessert das Ergebnis und der letzte DG zum Ausputzen bringt im Endergebnis eine zufriedenstellende, glatte Rasur. Das AS bestätigt die Sanftheit beider Messer und hat da wenig bis gar nix zu mäkeln, ein finaler, prüfender Blick in den Spiegel zeigt mir, das der GBB funktioniert.
Fazit
Beide Messer haben eine sanfte, reizfreie Rasur mit nahezu identischen Rasurverhalten geliefert, jedoch fehlt es mir auch bei beiden Messern gleichermaßen um 1 µ an der Endschörfe. Für meinen ersten Versuch mit dem GBB bin ich sehr zufrieden, ich hatte bzw. habe schon deutlich schlechteres im Gesicht gehabt. Nun gilt es, die Progression und Vorgehensweise zu verfeinern, den/die Stein(e) besser kennenlernen um im Endergebnis besser zu werden. Im Raum steht für mich auch, evtl. doch nach dem GBB meinen Top Finisher, den LaLune einzusetzen. Auch gilt es für mich, mit der geringen Größe des verwendeten GBB besser klar zu kommen, da fehlen ja nicht nur gefühlt ein paar cm zu den sonst gewohnten Maßen anderer Steine. Kleiner Trost…jeder Stein ist anders, gerade bei den GBB‘s die heutzutage angeboten werden…und ich hab da ja noch den ein oder anderen Stein (GBB) zum Probieren.
Gruß
Gregor
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*) Das Material ist für meine nächste „Riemenbastelei“ und besteht aus Naturleinen/Flachs und ist nur noch nicht zu einem Stilechten Hängeriemen verarbeitet. Heute wurde der Leinengurt einfach um eine Türklinke gelegt und mit der Hand gespannt und gehalten, der Abzug konnte so wie bei einem normalen Hängeriemen gemacht werden.
Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.
Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne’ Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!