Forum der Rasur

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Heute habe ich ein Messer geschärft...

Auch wenn ich, glaub' ich, den Link zu diesem Video schon einmal gepostet habe, tue ich es nocheinmal: Possible Touch-Up strokes at "razorlovestones"
... wenn ich mir das Video so anschaue, dann folgere ich daraus: völlig egal, wie ich das Messer auf dem Stein bewege, ob ziehen oder schieben, kreisen, Wellenform, ... es gibt nichts, was nicht zum Erfolg führt.
Daher nochmal speziell meine Frage: ziehen oder schieben? Ich hatte bisher geglaubt, dass die hier gezeigten „8th Spine Leading Strokes“ (also mit dem Messerrücken voran schiebend/Schneide ziehend) nicht obsolet ist, weil es dadurch zu Ausbrüchen/Ausreißern an der Schneide kommt?
Ist das so, oder geht tatsächlich beides gleich gut?
 
Es gibt auch ein Video, in dem nach dem Setzen der Facette nur "rückwerts" gezogen wird. Dafür wird das Messer vor dem Finish dann einmal durch weiches Holz gezogen, um den Grat zu eliminieren. Das hat mich dazu gebracht, das auch mal zu probieren, zumal ich genau den Stein habe, der im Video benutzt wird. Das Ergebnis war ganz vorzüglich. Abgezogen wurde dann auf Zeitungspapier! Auch das funktioniert bestens.
 
Daher nochmal speziell meine Frage: ziehen oder schieben? Ich hatte bisher geglaubt, dass die hier gezeigten „8th Spine Leading Strokes“ (also mit dem Messerrücken voran schiebend/Schneide ziehend) nicht obsolet ist, weil es dadurch zu Ausbrüchen/Ausreißern an der Schneide kommt?
Ist das so, oder geht tatsächlich beides gleich gut?

ich denke, am einfachsten lässt sich die Frage beantworten, wenn man die Unterschiede (Pros/Cons) der einzelnen Methoden aufzeigt, hier mein Wissensstand:


Ziehen.
Rückenführende Bewegungen führen zu einer sehr fein ausgeschliffener Schneidkante, auch die Facette zeigt ein deutlich homogeneres Schleifbild. Allerdings verändert sich die Geometrie in der Näche der Schneidkante, der Facettenwinkel in den letzten Mikrometern wird flacher. Man kann sich das so vorstellen als wäre die Klinge aus Gummi, man greife an der absoluten Schneidkante und ziehe dran. An sich ist das erstmal nicths schlechtes, nur nich jeder Stahl kann eine solch fragile Struktur halten und eine solche Schneidkante kollabiert gern während der ersten Rasur. Außerdem entwickelt bei dieser Bewegung die Schneidkante sehr gern einen Grat/Bart, der sehr schnell und sehr groß werden kann. Dieses gebilde sorgt für eine unangenehme Rasur und führt wenn es abbricht, hinterlässt er eine sehr ungleichmäßige Schneidkante, die ebenfalls zu einer unangenehmen Rasur beiträgt. Man kann auf den Stufen vor dem Finisch durchaus das Messer ziehen, man sollte aber vor dem Finish sicherstellen, dass der Grat vollständig entfernt wird. Und der Stahl soll in der Lage sein, eine dünnere Schneidkante zu halten.


Schieben
Kantenführende Bewegungen sind standard, weil sie genau den oben Risiken gegenarbeitet: die Geometrie der Facetten ind er Nähe der Schneidkante gleibt erhalten und ist damit deutlich robuster als beim Ziehen. Außerdem kann der Grat nicht so schnell entstehen (kann schon eigentlich entstehen, aber eben nicht so schnell).
Nachteil: wenn man das Messer mit der Kante voran über den Stein schiebt, treffen die einzelnen Körner des Steis auf die Schneidkante und demolieren sie, dadurch kann die Schneide nicht so scharf/fein ausgeschliffen werden wie beim Ziehen, dafür braucht man noch feinere Steine.


Zwischenfazit ME
  • Ich denke, dass nur mit "Ziehen" kann kein rasurfertiges Messer geschärft werden.
  • Mit Schieben kann ein Messer Rasurtauglichkeit erreichen, wenn der Finisher fein genug dafür ist
  • Man kann die Methoden kombinieren, um sich die Vorteile zu Nützen zu machen, z.B: Man schärft das Messer mit "Schieben" durch und macht beim Abschluss die letzten 5-10 Bewegungen rückenführend, so kann die Schneidkante etwas verfeinert werden, ohne, dass gleiche in Grat entsteht. Oder man zieht das Messer auf den Steinen außer Finisher und baut beim Finisch die kantenführende Bewegung mit ein, um die SChneidkante etwas robuster zu machen


Kreise
Die Kreisende Bewegung stellt eine Art Kompromiss aus den jeweiligen Vor- und Nachteilen der beiden oberen Methoden. Außerdem erlaubt kreisende Bewegungen ein deutlich fokussiertes Durcharbeiten bestimmter Bereiche der Klinge.
 
Wunderbar ausgeführt :)

Als kleine Ergänzung: Ziehende Technik halte ich wegen der heiklen Graterzeugung für keine sinnvolle Schleifmethode im Finish (nur für Enthusiasten vielleicht) . Beim Facetten setzten auf einem 800 sieht das anders aus, hier kommt man schneller voran, wenn man zwischen schiebenden und ziehenden Zügen wechselt.
 
Habe heute mal den unbekannten Stein ausprobiert:

20201211_235106.jpg

Das Heartring habe ich "nur" aufgefrischt.
Ich habe es mit einer Lage getapet und ca 40 DZ auf dem Stein gemacht. Ich hatte keine großeErwartungen aber als das Messerchen dann beim Haartest abliefert hab ich nicht schlecht geschaut. Hab dann noch 10 DZ unter fließenden Wasser gemacht und freu mich jetzt auf die morgige Rasur.
 
IMG_20201212_133458.jpg


Ich habe mich heute mal an meinen ersten Versuch mit einem Coticule gewagt. Das gute Stück ist mein Weihnachtsgeschenk, und musste selbstverständlich glei "bespielt" werden.

Und es ist tatsächlich ein rasurtaugliches Messer dabei heraus gekommen. Und das Messer musste 100% von Grund auf geschärft werden.
Entgegen dem Ratschlag von @Hellas, habe ich fürs Finish doch ne Lage Tape genommen und ca 40 DS.

HHT ist an der Spitze absolut perfekt, nach Hinten läßt er nach. Rasiert aber wunderbar auf gazer Länge am Arm.
Mal sehen wie es sich im Gesicht verhält.

Ich denke, für den ersten Versuch absolut in Ordnung.
 
Ist der GBB von Remos?
Ich habe auch einen, bei dem die Oberfläche genauso aussieht, bin damit aber noch nicht richtig warm geworden.
Bisher habe ich ihn nur erfolgreich als Ersatz für meinen 3000/8000 Kombistein eingesetzt, aber einen Haartest schaffe ich erst nach dem Thüringer oder der Alvaro-Fliese. Hast Du den kompletten Schärfvorgang oder nur das Finish damit durchgeführt? Testest Du direkt vom Stein oder noch mit diversen Abziehriemen?
 
Ich habe mir heute nochmal das Le Grelot vorgenommen und versucht möglichst etwas von dem umzusetzen, was ich auf den letzten Seiten gelesen habe. Dafür schonmal danke an alle!:buana

Weil ich den Verdacht hatte, dass ich noch nicht alle Spuren vom 6000er los war, bin ich auf dem angeriebenen Herbertz Schiefer gegangen, hab mit kreisenden Bewegungen geschärft und stufenweise verdünnt bis ich auf Wasser war. Dann auf den SS10k erst kreisend, dann mit Kreutzschüben.
Danach ging es auf die angeriebene Alvaro-Fliese. Bis hier hin alles mit einer Lage Tape.
Der Abschluss war dann mit Wasser und einer zusätzlichen Lage Tape auf der Fliese. Dieses mal bin ich mehr nach Geräusch gegangen, wie @Hellas das meine ich in WoA Faden gesschrieben hat. Nach ca.10-15 Doppelschüben hat sich das Geräusch deutlich verändert. Danach ca. 50x auf Leder.
Jetzt hoffe ich, dass meine Damen mir heut noch die Zeit zum testen lassen, sonst muss das Messer morgen mit ins Hotel zur Schulung(die leider nicht abgesagt wurde:rolleyes:)
 
IMG_20201214_115007.jpg


So, da mein erster Versuch auf meinem Coticule vielversprechend aussah, das Rasurergebnis aber etwas enttäuschend war hier nun Versuch 2.

Ein altes Böker King Cutter. Seit dem ich es habe wurde es noch nie geschärft. Also auch hier aufbau der Schneide von Grund auf.

Eine Lage Tape aufs Messer, den Stein schön milchig angerieben und los gehts. 30* hin und her auf einer Seite, dann Messer gedreht und wieder 30*. Dann nur 20* usw bis ich nach 5* von jeder Seite angefangen habe Wechselschübe zu machen. Nach ca 20 Wechselschüben am Arm getestet - an der Spitze
fallen Haare, näher am Ansatz keine.
Also Slurry dick gelassen und so lange Wechselschübe gemacht bis auch hier Armhaare gefallen sind.

Mit der Sprühflasche einen Stoß auf den Stein und weiter Wechselschübe.... ca 40 St und wieder etwas Wasser auf den Stein. So lange bis kaum noch Slurry zu sehen war. Dann nur mit Wasser wieder 40-50 Wechselschübe.

Dann Messer und Stein unter fliesendem Wasser gewaschen, eine 2 Lage Tape aufs Messer und wieder ca 50 St.
Dann Messer gereinigt und 100 DZ über Leder und ab ins Bad rasieren.

Um es mit den Worten meines Navi's zu sagen : Sie haben ihr Ziel erreicht. Im Vergleich zu meinen sonstigen Messer fehlt es immer noch etwas an Schärfe, aber nicht viel, musste das Messer etwas durch die Haare schieben. Aber der Hals (Peoblemstelle) ist perfekt glatt und das Hautgefühl wirklich traumhaft. Wie nach meinen Thüringer.
 
Hehe danke @Philipp78.

Das ich direkt nach dem 2. Versuch ein gut rasierendes Messer erhalte, hätte ich nicht gedacht.
Aber ich habe es mir schwieriger vorgestellt muss ich ja ehrlich zugeben.
Ich hab das Gefühl, wenn erstmal Arm Haare fallen, kann man nichts mehr falsch machen. Dann sitzt die Facette und muss
nur noch verfeiner werden. Lieber ein paar Züge mehr gemacht mit wenig bis garkein Slurry. Ich hab jetzt auch nicht groß auf die Verdünnung geachtet.
 
Heute ein A. Herlitzius Burgsteinfurt 11/16 aufgefrischt, weil es sich beim letzten Mal etwas schwer getan hat. 30x Paste schwarz und dann 60x Leder. Haartest locker bestanden(3-4 cm vom Haltepunkt), was immer das heißt...
Danach waren Schwierigkeiten bei der Rasur wohl eher ein Bedienerproblem :daumenhoch
 
Heute habe ich mal ausnahmsweise mein eigenes Rasiermesser geschärft :D

Das Messer ist AGUILA GOLD vom Richard Schmitz, vorgestellt hier:
https://forum-der-rasur.de/forum/threads/richard-schmitz.5243/

Finisher ist der winzige Neuzugang bom Bösner; GBB, vorgestellt hier:

Vor dem GBB habe ich den alten Finisch auf meinem schmalen, convex abgerichteten Nakayama Kiita wie folgt "gelöscht":
  1. Recht dickere Slurry anreiben (kremige Konsistenz)
  2. Die Schneide mit kleinen Kreisen (1-2 cm Durchmesser) durcharbeiten
  3. Slurry langsam verdünnen (immer noch kreisende Bewegungen) und den Druck langsam verringern
Mit dem GBB gings es dann utner Wasserhahn, nach ca. 20 Doppelschüben hat sich angefangen die Friktion zu verändern, nach ca. 35 Schüben habe ich aufgehört.
Die Oberfläche des Steins fühlt sich beim Führen der Schneide darauf sehr-glatt an, vielleicht nicht so glatt wie die Hybridseite meines Let latneuses aber deutlich glätter als meine anderen GBB-Vertreter.


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Ausgiebig auf Lein- und dann auf Ledergurt abgezogen und mich gleich damit rasiert.

Die Rasur würde ich als typisch GBB bezeichnen: kein Rasurbrand (verwende AXE Aftershave), Schneide fühlt sich beim Rasieren sehr glatt auf der Haut an, die Rasur wird sehr gründlich, man hat aber den Eindruck, dass die Schärfe bei nur 95% des möglichen dieses Messers liegt.
 
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