Forum der Rasur

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jNats - japanische natürliche Wassersteine

Dann bin ich mal gespannt, was du noch da hast. :sabber1

So bin jetzt fertig mit versiegeln.
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Ein Nakayama Karasu... Superfeines Steinchen.
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Ich liebe Karasu... Aber dazu ein andermal etwas mehr.

Viele Grüße Marko
 
Koma-Nagura:

Koma Nagura sind selten. Den gezeigten hier im Beitrag habe ich vor Jahren von aframestokyo erhalten. Ein Koma Nagura wie aus dem Bilderbuch. Leicht anzureiben, fein und sehr schnell. Macht einfach Spaß. Ich fürchte die Dinger werden in Zukunft immer weniger zu sehen sein. Hier mal ein paar Bilder von dem Koma aus dem aframestokyo Shop. Der Materialabrieb im Schlamm war bereits nach wenigen Sekunden zu sehen.

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So, das war es erstmal wieder von meiner Seite. Marko macht weiter.
Ach ja, bei Fragen, bitte einfach fragen. Wir wollen ja nicht den Alleinunterhalter geben. :xmas_wave

-Andreas
 
Hallo an alle Natursteinfreunde,

Ich greife gleich die Vorlage von Andreas auf und möchte heute etwas zum Thema Härte bei JNats erklären.

Das was jeder für das Schärfen von Rasiermessern bei JNats sucht ist ein ultraharter, superfeiner und superschneller Abziehstein. Ergo die eierlegende Wollmichsau... und kosten darf es ja auch nichts. :rofl

Das zu finden wird nicht einfach. In Japan wurden die Abziehsteine vor allem für Handwerker abgebaut.. Zum Schärfen von Beiteln und Holzwerkzeugen. Das musste, weil Zeit rar ist und die Handwerker nicht 5 Steine für eine volle Progression mitschleppen wollten, ein ausreichend feiner und sehr schneller Stein sein. Das sind in der Regel die Okudo, Shinden Suitas, die durch die hohe Nachfrage selten geworden sind. Danach kommt ein großer Bereich an weichen bis mittelharten Steinen für das Schärfen von Kochmessern. Ein Nischenbereich hierfür sind die Uchigumori Steine für die Schwertpolitur. Nur ein ganz kleiner Teil der abgebauten Steine war tatsächlich für den Einsatz für Rasiermesser gedacht.

Nun ist ein gängiger Aberglaube, dass ein Rasiermesser JNat immer ultrahart sein muss, damit er superfein ist. Ja viele superharte JNats sind auch superfein und bestens für das Schärfen von Rasiermessern geeignet. Sie sind aber in der Regel keine Beginnersteine.

Je härter so ein Stein umso langsamer ist er für gewöhnlich und umso schwerer wird es Schleifpartikel herauszulösen, die dann die Schärfarbeit erledigen.

Diese Steine werden in der Regel am besten mit der Einsteinmethode verwendet. Das ist die Methode für die die sogenannten Naguras eingesetzt werden. Richtig wir kommen jetzt zu den kleinen weis-gelblichen Steinen.

Bei dieser Methode dient der harte Stein nur als Schärfgrundlage. Auf ihm wird mit den Anreibern in unterschiedlicher Korngröße jeweils ein Schärfschleim gebildet und dann damit die Progression durchgeführt.
Im Rasiermesserbereich haben sich 4 typische Naguras dafür durchgesetzt.

Asano Mikawa Nagura Botan, Tenju, Meijero und Koma.

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Zu den Naguras kann ja Andreas noch was erzählen. Es gibt ungefähr ein Dutzend verschiedene Nagurasorten. Die entsprechen den in den Minen vorkommenden Gesteinsschichten und haben unterschiedliche Korngrößen und Härten.

Nach der Progression wird auf dem extremharten Stein nur noch die Schneide poliert. Und fertig ist das Rasiermesser. rasierensmilie

Diese Methode ist quasi die umgekehrte Progression, die wir mit verschiedenen großen Steinen machen. Damit sich die Grundlage hierbei nicht so stark abnutzt muss der Stein entsprechend hart sein.

Wenn ihr bei den Händlern einen Stein sucht, so gibt der die Härte in der Regel als seine subjektive Schätzung an. Es gibt für die Angabe keine einheitliche Regelung. Viele verwenden dann eine Skala von 1-5 wobei nach 5 nicht Schluss ist. :confused Andere wiederum zahlen bis 10... es wird auch viel mit halben Schritte gearbeitet oder wenn die Skala zu Ende ist mit +++ :rolleyes:

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Das sind alle drei superharte Steine.
Die beiden außen stammen von Nikloas und der in der Mitte ist direkt in Japan bestellt.

Der linke Stein ist ein Suita Kuro Renge. Die Mine ist unbekannt. Härte 5+ ;)
Dieser Stein ist anders als von Suitas gewohnt kein super schneller Stein. Er muss angerieben werden, dafür ist er aber superfein. Solch harte Suitas sind sehr selten... In der Regel liegen die harten Suitas bei 4,5 und sind nicht unbedingt die feinsten Steine.

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Ich habe einen passenden Naguras dazu, mit dem ich ein superfeine Slurry anreiben kann. @Großer vielen Dank ;)
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Der Abrieb ist so fein, dass er ganz schnell oxidiert und sich von schwarz in bräunlich verfärbt.

Der zweite Stein Härte 5+ von Nikolas.
Ein Nakayama Karasu... Schicht ist unbekannt. Karasu bedeutet Crow (Krähe) und es sieht bei den Steinen aus wie ein Krähenschwarm, der in den Himmel aufsteigt.
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Das ist der Stein, den ich gestern versiegelt habe. Dieser Stein ist durchaus hart aber weicher als der Suita oben. Tatsächlich wäre es auf meiner Skala eine 4,5.
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Durch die geringer Härte ist dieser Stein deutlich schneller obwohl genauso fein. Dieser Stein kann auch ohne Nagura verwendet werden.
Dieser Stein entspricht meiner Lieblingshärte... Man kann ihn in einer normalen Progression verwenden oder mit Naguras... er funktoniert immer.

Deshalb empfehle ich jedem, der mit JNats anfangen will.. startet eher mit einer Härte 4,5 als mit einem superharten Stein.

Der letzte Stein ist ein Nakayama Kato Suita. Das ist kein Stein, den man bei einem Händler in Europa finden wird. Dieser Stein ist anders als alles was ich bisher in der Hand hatte. Der Stein ist superhart... Auf einer Skala bis 5 hat der eine 10 :flucht1
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Das Abrichten ist ein Qual selbst mit DMT Diamantplatten. Die Oberfläche ist so glatt, dass nicht mal der Lack zum versiegeln daran hält. Die Slurry von diesem Stein ist mindestens so fein wie von meinem Gokumyo 20000.
Das Gefühl beim Schleifen ist eigenartigt. Die Facette gleitet zunächst und dann saugt sie sich richtig fest. Das ist der Zeitpunkt, wenn die Klinge fertig ist.
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Ich schaffe es nicht auf diesem Stein einen schwarzen Abrieb zu erzeugen. Trotzdem ist er nicht langsam. Ein Überschärfen hab ich auch noch nicht geschafft. Das ist der absolute Spiegelpoliturstein.

Es ist mein bester Finisher, aber trotzdem der Japaner, den ich am wenigsten verstehe. o_O

Fazit... Superharte JNats sind nicht die einfachsten Beginnersteine. Sie können mit einem Satz passender Naguras eine günstigere Variante als 5 große Steine für das Schärfen von Rasiermessern darstellen. Unter den superharten Steinen gibt es superfeine Finisher, die könnt ihr aber auch bei etwas weicheren Steinen finden.

Viele Grüße Marko
 

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Hallo JNat-Freunde :)

Ich kann nicht anders und muss auch ein paar Steine herzeigen. Es freut mich sehr, dass dieser Thread belebt wird.
Das Gebiet der japanischen Natursteine ist riesig und es macht unglaublich Spaß es zu erforschen :)

Zum Thema Karasu hab ich was. Dieser Stein war mein 2. JNat, damals gekauft von DerJäger hier im Forum.
Als ich ihn bekam roch er recht stark nach Maschinenöl und ließ Wasser einfach abperlen, ich hatte ihn deswegen mit Geschirrspülpulver entfettet. Er ist sehr hart und macht richtig scharfe Schneiden. Woher er stammt ist unbekannt, wahrscheinlich Nakayama oder Narutaki, aber genaues weiss ich nicht. Er stammt aus dem Bestand eines japanischen Barbiers.
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An der Unterseite ist die Kawa/Steinhaut zu sehen, das Karasu-Muster zieht sich durch die ganze Dicke des Steins.
Mit Diamant angerieben ist er recht schnell, durch seine Härte eignet er sich aber auch gut für eine Nagura Progression.
 
Der nächste Stein ist ein unbekannter Karasu, den ich in Japan ersteigert habe. Auf der Unterseite hat er einen Stempel den ich nicht identifizieren kann, eine befreundete Japanologin konnte mir leider auch nicht weiterhelfen.
Mit Diamant angerieben erzeugt er einen bräunlichen Slurry, was sonst keiner meiner japanischen Steine macht. Er riecht auch sehr eigen.
Das Schärfgefühl ist ein bisschen kratzig, der Stein ist recht hart. Trotz des kratzigen Gefühls beim abziehen lässt sich ein toller HHT und eine scharfe und angenehme Rasur erzielen.

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Auch hier geht das Karasu Muster durch den ganzen Stein. Die sichtbaren Linien sind Suji, das heißt sie sind nicht toxisch und beim schärfen nicht spürbar.
 
Der nächste Stein ist ein Highlight in meiner Sammlung, ich konnte ihn damals über das Kitchen Knife Forum ergattern. Ein Karasu mit einem recht eigenen Muster. Dieser Stein ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass feine Steine nicht unbedingt hart sein müssen. Ich würde ihn auf 3,5-4/5 einschätzen und er macht eine unglaubliche Schärfe. Angerieben oder nicht, in kürzester Zeit gibt es grauen Abrieb und eine Schärfe vor der sich alle Haare fürchten müssen.
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Mein einziger Stein mit dem begehrten Stempel :D
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Er ist nur noch schwach erkennbar, der Stein ist schon älter und der Stempel dementsprechend verblasst, er kommt aber aus einer vertrauenswürdigen Quelle und ich habe keine Bedenken dass er gefälscht sein könnte.
 
Diesen Stein habe ich als Barber Stone in Japan ersteigert. Er ist Teil eines Paares, dessen 2. Stein gerade bei einem Freund ist. Er ist recht weich, ich würde ihn auf 3/5 schätzen, und produziert tolle Schneiden. Er bietet ein unglaublich sahniges Schleifgefühl.
Trotz seiner geringen Härte ist er nicht ganz einfach, er benötigt doch ein bisschen Übung um damit klar zu kommen.
Angerieben ist er superschnell.

Solche Steine sieht man nicht allzu oft, Kiita Karasu

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Wie man auf dem letzten Bild sehen kann, besteht der Stein aus mehreren Schichten. Ein Paradebeispiel für einen Stein, der durch Feuchtigkeit brechen könnte.
Zum Glück ist nichts passiert, denn ich hatte ihn einige Male verwendet, bevor ich ihn versiegelt hatte.
Erst durch ein Malheur mit einem anderen Stein wurde mir bewusst, wie schnell ein Stein kaputt gehen kann.
 
@kube

Was krieg ich, wenn ich dich über den Stempel und über die Mine und evtl. Schicht des Steins aufkläre? :flucht1

Ich habe eine starke Vermutung, da ich verschiedene Steine mit ähnlichem Stempel habe. Die kommen nur aus einer bestimmten Region..

... und werden meist mit dem Zusatz Umegahata verkauft... das steht für die zentrale Abbauregion Kyoto und für die Minen Nakayama, Narutaki, Okudo und Ohir und wahrscheinlich noch weitere. Ist aber nicht mit dem Stern der Kyotoer Minenvereinigung zu verwechseln. Ich habe diese Art Stempel bisher nur auf Old Stock Steinen gesehen. Tatsächlich steht in dem Stempel bestimmt auch die richtige Mine und Schicht. Einen ähnlichen Stempel kannst du auf meinem Okudo Suita in einem der vorigen Beiträge sehen.

Dieses wilde Karasu Muster sieht sehr stark nach einem Karasu aus der Suita Schicht aus. Die gelben Flecken sehen wie Nester aus. Sehr schöner Stein.

Bitte tu dir einen Gefallen und versiegel den Stein. Gerade bei der zerklüfteten Rückseite. Du ärgerst dich schwarz, wenn der zerbröselt.

Viele Grüße Marko
 
Hi Marko,

sehr gerne, das gibt ein fettes Mitarbeits-+

Sollten wir uns mal im real life treffen ist natürlich ein Bier drin.

eines der Kanji bedeutet Naka, "yama" steht aber nirgends
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die Japanologin liest Ume(Pflaume) ke(Kraft) und etwas mit Feuerfeld (Ofen?) und vermutet dass dies ein Herstellername sein könnte.

Des weiteren steht dort Nakagami, was laut ihr eine Ortsbezeichnung sein könnte, und eine Adresse.

Bezüglich Suita Schicht, andere Suita Steine die ich habe, weisen alle Löcher an der Oberfläche auf. Es gibt ja auch Suitas, bei denen das nicht so ist, insofern müsste es in diesem Falle ein Sunashi Suita sein.

Viele Grüße, Benjamin
 
@kube

Wenn du das Zeichen von Naka drin hast wird es ein Nakayama sein... Viele der Kanjis haben sich mit der Zeit geändert. Es gibt alte Zeichen und neue und es gibt neue die die Zusammenfassung mehrerer alter darstellt. Diese Kanjis sind super komplex und nie volllends von uns zu verstehen.

Das einzige, was ich weiss ist, wenn ich einen solchen Stemel sehe... schaue ich auf jeden Fall genau hin. Denn es lohnt sich.

Übrigens ein toller Maruka... Ich schätze es ist ein Takashimamyokaku...
Echt geiler superfeiner Karasu. daumenh!

Ps. Ich habe auch noch 3 Karasu zu zeigen. ;)

Viele Grüße Marko
 
Hallo Marko

ja die Kanjis sind zu komplex um durchblicken zu können. Anscheinend werden sie je nach Kontext auch unterschiedlich gelesen.

Die Myokaku(dani) Steine aus Takashima sehen schon sehr ähnlich aus, auch von den Eigenschaften könnte es gut passen. Der Karasu stammt aber angeblich aus Nakayama und soweit ich weiss sind die Maruka gestempelten Steine alle von dort.
Über die Steine aus Takashima habe ich schon viel positives gelesen, leider konnte ich noch keinen ausprobieren, was sich in Zukunft hoffentlich ändern wird :)

Auf deine 3 Karasu bin ich schon sehr gespannt daumenh!:cool:
 
Zu den Naguras kann ja Andreas noch was erzählen.

Ja, sehr gerne.

Vor ca. 700 Jahren zog ein Samurai Namens Sakon Nagura, der im Dorf Mikawa Nagura lebte, zur Jagt in die Berge. Dort entdeckte er die Steine, die vor Hunderttausenden von Jahren sich durch Vulkanasche gebildet hatte. Es soll wohl 12 verschiedene Sorten geben. Mir sind folgende bekannt:
1.) shikiban
2.) ban
3.) atsu
4.) mushi
5.) yaebotan
6.) botan
7.) koma
8.) buchi
9.) serisuma
10.) tenjyou
11.) mejiro
12.) ?

1976 wurde die Mine geschlossen und die "neuen" werden aus großen Blöcken geschnitten, die vorher abgebaut und eingelagert wurden.
Von den 12 verschiedenen Naguras sollen acht verwendbar sein. Ich habe bisher auch nur die allgemein bekannten getestet. Yaebotan, Botan, Koma, Tenjyou und Mejiro.
Ich habe "alte", noch in Kartonage verpackte aus den 40er bis 60er Jahren, sowie die "neuen" getestet. Alles wunderbare Naguras, die für den Einsatz von Rasiermesser bestens geeignet sind! Zu den oben genannten Mikawa Naguras werde ich bestimmt später noch einmal was schreiben.
*
Kurze Erklärung zu Tomo-Nagura und Nagura. Es gibt verschiedene Ansichten was ein Tomo-Nagura ist. Für mich ist ein Tomo-Nagura ein Stück aus demselben Stein. Also, wenn zum Beispiel von einem großen Tennen-Toishi ein Stück abgetrennt und damit der Tennen-Toishi angerieben wird. Dieses abgetrennte Stück ist für mich ein Tomo-Nagura. Alle anderen sind Naguras. Wenn ich aber nun dieses abgetrennte Stück auf einen anderen! Stein benutze, wird er für mich wieder zum Nagura.
*
Mit dem "Ara-to" beginnend werde ich hier einige japanische Naguras vorstellen.
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Einen gröberen japanischen Naturstein kenne ich nicht! Für Rasiermesser eigentlich nur bedingt verwendbar. Besser gesagt, bitte nicht für Rasiermesser verwenden. Der ist zu grob! Die Schleifspuren sind deutlich auf der Facette zu sehen. Das entfernen dieser dauert....! Die Auswirkung der Körnung ist auf den geschärften Rasiermesser sehr gut zu sehen. Die Spuren zeigen sich nach dem schärfen natürlich auch auf dem Messerrücken oder man muss vorher abkleben -- dann aber sehr oft wechseln, das Abklebeband ist schnell durchgescheuert. Ein neues Rasiermesser würde ich auf keinen Fall mit der Körnung schärfen! Der Nagura ist eher für das entfernen grober, also mit dem bloßem Auge sichtbare Ausbrüche an der Facette zu verwenden. Aber, wie gesagt, ich würde nicht jedes Rasiermesser mit dem Schärfschlamm des Nagura schärfen. Auch auf feineren, harten Hauptsteinen angerieben, bildet der 50x50x30mm große Nagura sehr schnell Schleifschlamm. Die Härte des Nagura ist eher weich einzuordnen. Die Körnung sehr grob, hier ist für mich eine Grenze erreicht und die Suche nach dem gröbsten japanischen Naturstein für Rasiermesser beendet. Der Nagura wurde aus dem großen Stein geschnitten und die Seiten mit Bootslack versiegelt.
Die Kanten gefast und Ecken verrundet. So benutzte ich den Nagura meistens auf einem sehr harten, groben Binsui. Aber auch nur selten, der Aufwand Messerrücken öfters abkleben oder Schärfspuren auf dem Messerrücken mühevoll entfernen, ist mir zu hoch. Es gibt bessere, grobe Natursteine.


Omura-Nagura
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Der ca. 55x40x30mm große Omura-Nagura ist ebenfalls ein Anreiber mit gröberer Kornstruktur. Deutlich feiner wie der "Ara-to" aber dennoch sehr grob! Der Omura ist sehr sauber, erscheint optisch fast schon wie ein synthetischer Schärfstein. Angerieben auf dem gleichen Hauptstein lässt sich schnell ordentlich Schlamm erzeugen. Aber auch auf andere Hauptsteinen -- wie zum Beispiel der im vorherigen Beitrag erwähnte Binsui -- lässt sich der Omura gut anreiben. Das Schärfgefühl ist zwar etwas hart, aber das Ergebnis und Schnelligkeit für einen groben Naturstein überzeugt.
Die Körnung "bricht" zögernd -- wenn überhaupt. Der Nagura wurde ebenfalls mit Bootslack versiegelt und die Kanten gefast, Ecken abgerundet.
Das ist eigentlich einer der ersten, gröberen Naguras die ich verwende um einer Facette eine neue Form anzubringen. Aber, der Omura ist gröber wie die nachfolgenden Naguras.


Amakusa-Nagura
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Der ca. 53x32mm große Amakusa-Nagura ist 26mm dick. (Der Nagura ist weicher wie die beiden anderen, dadurch ist der Verbrauch deutlich höher.) Ein ganz wunderbarer Nagura -- der weiche Stein gibt sehr schnell Schärfpartikel frei und diese arbeiten schnell. Der Materialabrieb von der zu schärfende Facette ist schnell im Schlamm sichtbar. Grundsätzlich ist die Schnelligkeit nicht zu vergleichen mit synthetischen groben Schärfsteinen, aber für Natursteine im gröberen Bereich arbeitet der Amakusa dennoch sehr schnell. Von den gröberen Naguras verwende ich den Amakusa aufgrund seines angenehmen, weichen und feinen Charakter am liebsten. Die Kornstruktur "bricht" schnell und dadurch wird der Schlamm mit der Zeit etwas feiner. Weichere Amakusa sind eher seltener zu bekommen -- ich habe auch deutlich härtere Amakusas.
Der Amakusa ist ideal vor dem Aoto-Nagura. Damit wären wir auch beim nächsten Nagura.


Aoto-Nagura
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Der Aoto-Nagura ist ca. 48x48x18mm groß und wurde auch an den Seiten mit Bootslack versiegelt. Ich erwähne die Versiegelung extra nochmal weil gerade bei den "weicheren" Steinen ist das wichtig...! Dieser Aoto ist wunderbar geeignet um die Schärfspuren von noch gröberen Steinen zu beseitigen, wie zum Beispiel die bereits erwähnten "Ara-to; "Binsui" und "Amakusa". Der Aoto-Nagura ist relativ weich, auch hier ist der Schlamm sehr leicht zu erzeugen. Der Schlamm ist ziemlich dunkel und so ist der Materialabrieb von der Facette nicht im Schärfschlamm zu erkennen. Das ist bei den helleren Steine eben ein Vorteil, der Abrieb ist schnell im Schlamm sichtbar! Das ist auch ein Grund weshalb die helleren Steine meistens teurer sind wie die dunkleren... Der Aoto arbeitet schnell und an der Facette bildet sich ein homogenes Schliffbild. An der Facette sind mit mit einer guten Lupe nur noch kleinste Ausbrüche an der Schneide sichtbar. Die Facette ist bereit für feinere Naguras.


Aoto-Nagura (rot/braun)
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Maße: ca. 53x42x15mm. Farbe: rot/braun. Härte: eher weich -- leicht anzureiben. Eigentlich die gleichen Schärfeigenschaften wie der vorherige "blaue" Aoto. Hier ist aber der erzeugte Schlamm heller und somit ist der Materialabrieb im Schlamm nach einer Zeit gut zu erkennen -- der Schlamm wird einfach dunkler. Der rotbraune ist vielleicht noch einen Ticken feiner wie der blaue Aoto.


Hakka-Nagura
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Der Nagura ist ca. 57x38x20mm groß. Der Stein ist eher weich und somit auch leicht anzureiben. Schnell ist viel Schärfschlamm angerieben.
Die Körnung ist feiner wie von den zuvor gezeigten Naguras. Der Hakka ist ein Bindeglied zwischen Formgebenden- und Abschlusssteinen. Schärfspuren von relativ groben Steinen werden zuverlässig entfernt und die Facette auf den Abschluss vorbereitet. Das Schärfgefühl ist auf harten, groben Natursteinen angenehm, aber auch auf harten feinen weich und sanft. Der Nagura erzeugt ein schönes, homogenes Schliffbild.


Takashima-Nagura.
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ca. 36x36x22mm. Ebenfalls ein eher weicherer Stein, aber dieser ist "dichter" und feiner wie die anderen beschriebenen Naguras. Die vollständige Bezeichnung für den Stein ist: Takashima Myokakudani Iromono. Die Schärfeigenschaften sind dem Hakka-Nagura ähnlich. Fein und schnell -- weich und sanft. Homogenes Schliffbild.
Der Nagura hat sehr schöne gelbe/orangefarbige Schichten. Der Nagura ist vor den Abschlussteinen gut geeignet. Ab jetzt zeige ich "Abschluss-Naguras."


Shoubudani-Nagura
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Maße ca. 56x37x10mm. Jetzt kommen wir zu den Abschluss-Naguras. Der Shoubudani ist deutlich härter und dichter wie die zuvor beschriebenen Naguras. Schon sehr hart, aber noch nicht extrem hart. Will sagen: Schärfschlamm ist anzureiben, aber das braucht schon etwas Zeit bis man den angeriebenen Schlamm sieht. Deutlich sichtbaren angeriebenen Schärfschlamm auf harten bzw. sehr harten Hauptsteinen braucht man aber meistens nicht!
Ich reibe den flachen Nagura mit leichten Druck auf einen noch härteren Ozuku an und der erzeugte Schlamm ist erst nicht sichtbar. Sobald das Rasiermesser auf den Stein kommt schiebt sich eine leicht getrübte Schicht vor der Facette her. Diese ganz leicht getrübte Schicht reicht völlig aus!!! "Hier ist weniger, mehr." Die Facette fängt an zu spiegeln.
Zum Schluss kommt noch ein "alter" Nakayama-Nagura.


Nakayama-Nagura
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47x42x18mm. Der Nakayama-Nagura hat ganz ähnliche Schärfeigenschaften wie der zuvor gezeigte Shoubudani-Nagura. Der Nagura ist ebenfalls hart und dicht, der erzeugte Schärfschlamm sorgt für eine spiegelpolierte Facette.
Sehr schnell. Sehr fein.

Alle Naguras zusammen:
Von links, nach rechts. Von oben, nach unten. Von grob, nach fein.
Obere Reihe: Ara-to. Omura. Amakusa.
Mittlere Reihe: Aoto (blau). Aoto (rot/braun). Hakka. Takashima
Untere Reihe: Shoubudani. Nakayama.
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Ich vertrete ja die Meinung das ein Hauptstein und ein Nagura völlig ausreicht um ein Leben lang ein Rasiermesser rasurscharf zu halten. (Von einem Ausbruch an der Facette oder eben einer total verhunzten Facette mal abgesehen.) Je nach Zustand der Facette sind natürlich die gröberen Naguras sehr hilfreich. Einem Naturstein eine bestimmte Korngröße zu zuordnen ist eigentlich nicht möglich und führt oft zu falschen Angaben, Vorstellungen und Enttäuschungen. Ein Naturstein ist eben ein natürlicher Stein mit Schwankungen und nicht mit synthetischen Schärfsteinen vergleichbar. Deshalb habe und werde ich auf "konkrete" Angaben zur Körnung verzichten. Ich beschränke mich daher auf grober (Facette wieder herstellen.); mittelfeiner (Schärfspuren von groben Steinen entfernen.) und feiner (Facette "spiegelpolieren") Körnung.
Also ist die obere Reihe "grob", die mittlere Reihe "mittelfein" und die untere Reihe "fein" einzuordnen. (Was natürlich auch klar ist, dass es innerhalb dieser Einteilung auch große Unterschiede geben kann, wie zum Beispiel bei dem erwähnten "Ara-to" der gröberen Naguras...)
Wir haben also hier drei grobe, vier mittelfeine und zwei feine Naguras.


Alle Naguras wurde versiegelt.



-Andreas
 
Ich habe heute meinen Freund, bei dem der 2. Stein des Karasu-Paares des japanischen Barbiers weilt, besucht und dabei ein paar Fotos geschossen. Wir haben uns damals die Bestellung geteilt und wechseln uns mit der Benutzung der Steine ab, so mussten wir jeder nur einen Stein bezahlen und können 2 Steine nutzen.
Auch dieser Stein ist ein vorzüglicher Finisher für Rasiermesser, er ist im Handling eher einfacher als der Stein auf dem Holzsockel. Ohne großen Aufwand lässt sich eine wirklich schöne und angenehme Schärfe erzielen. Ich schätze ihn auf Härte 4/5, ein Stein mit dem jeder Anfänger klar kommen würde.
Das Steinepaar wurde auf gut Glück auf Yahoo Japan ersteigert und war ein echter Glücksgriff.

Auch dieser Stein ist Kiita Karasu:
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Ja ist denn schon wieder Wochenende???

@kimeter Danke für den tollen Betrag. Bei Naguras kennst du dich super aus. Ich habe irgendwo noch einen rumfliegen. Wenn ich den finde sind die 12 vielleicht komplett. daumenh!

Ich bin dieses Wochenende unterwegs und vielleicht kann ich am Sonntag noch was posten? Mein nächster Beitrag handelt vom Mysterium des schwarzen Abriebs bei japanischen Steinen.

@kube geiles Karasupaar, dass ihr euch da geholt habt. Mir fehlt noch ein Kiita Karasu :sabber1

Viele Grüße Marko
 
Danke für die netten Worte. :happy

Zwischendurch etwas Augenfutter. Dies war mein erster Okudo Suita. Dabei hatte ich auch noch Glück so einen schönen zu erwischen. Interessantes Muster. Sehr schnell und dabei auch recht fein! Materialabtrag vom feinsten. Das ist so ein Stein der bei den Japanischen Handwerker sehr beliebt ist. Sehr schnell UND fein. Die Okudo Mine ist bekannt für Ihre Suita Steine! Die Suita Steine aus der Okudo Mine sollen eine der besten, ja eigentlich die besten überhaupt sein.
ca. 168 x 105 x 28mm.
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-Andreas
 
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