Das Thema hat mich jetzt wieder etwas angefixt. Fast hätte ich einen weiteren Strang begonnen, weil der hier eher schwer zu finden ist. Aber dieses Thema dürfte eher eine untergeordnete Rolle spielen, daher belasse ich es bei diesem hier. Wie oben erwähnt, habe ich vor längerer Zeit schon einmal die Ölrasur über einen langen Zeitraum angewandt bzw regelrecht genossen. Zu jener Zeit war ich wegen Unverträglichkeiten auf der Suche nach Besserung und bin bei der Ölrasur fündig geworden. Wobei, wie ebenfalls schon angesprochen, klar unterschieden werden muss zwischen einerseits der Anwendung eines Öls als Preshave und dem nach Gebrauch anschließenden auftragen eines Schaumes, und andererseits der Anwendung als alleiniges Rasurmittel. Bei ersterem, dem Preshave Öl halte ich persönlich mittlerweile die Anwendung nur dann für sinnvoll, wenn das Öl in der Lage ist die Haut vor der Seife noch zusätzlich auf das kommende Ritual vorzubereiten. Ein Gleitfilm ist sinnlos, da alles an Öl, und damit auch der Film, durch‘s Einschäumen wieder weggenommen wird. Nur der Teil, der vorher in die Haut eingezogen ist und dort seine Wirkung vollzog, macht bei mir einen solchen Einsatz lohnenswert. Bei zweiterem muss das Öl in allem zeigen, ob es den Eigenschaften einer Seife oder Creme gleich kommt oder diese vielleicht sogar noch übertreffen kann. Denn eines ist klar. Den Genuss des Aufschäumens, des Hantierens mit einem Pinsel, das Einarbeiten ins Gesicht, überhaupt das ganze Ritual „Schaum“ kann das Öl nicht bieten. Und das ist ein großes „Manko“ in meinem Fall, da ich das Hantieren mit Seife/Creme einfach liebe. Ich rasiere mich nicht, um etwas erledigt zu haben, sondern um zu entschleunigen und zu genießen. Auch früh morgens. Und um das zu ersetzen muss das Öl in den anderen Bereichen besser sein als Seife/Creme, bedeutend besser.
Seit dem letzten Beitrag, also seit zwei Wochen, habe ich mich mal wieder der Ölrasur hingeben. Viele Öle sind nicht mehr hier, aber ein neues hinzugekommen und zwei weitere auf dem Weg. Die Handhabung ist schon in einigen Bereichen recht ungewohnt, aber nun auch nicht derart, dass man nicht schnell hineinfinden könnte. Im Grunde praktiziere ich das Ganze wie von
@Hobel Stef beschrieben. Vier Tropfen Öl in die feucht-nassen Hände, verreiben, und ab ins ebenfalls feucht-nasse Gesicht. Ordentlich einmassieren und dann warte ich ca eine Minute, erledige noch ein paar andere Sachen dabei im Bad. Dann noch einmal mit beiden Händen einen Schwall Wasser ins Gesicht geschüttet und los geht’s. Womit wir beim Thema Sauerei mit Öl sind, das von vielen als bedeutender Kritikpunkt angeführt wird. Diese Sauerei ist bei mir, auch durch eine wenig Übung bedingt, schlichtweg nicht vorhanden. Nach dem Einmassieren sollte man sich kurz die Hände waschen, das war’s dann aber auch. Ich habe den Eindruck, dass die Sauerei bei vielen vor allem dadurch geschieht, dass einfach zu viel Öl genommen wird. Bei einem Rasieröl reichen vier, maximal fünf Tropfen, um eine komplette Rasur zu bewerkstelligen. Das ist recht wenig und weder bleibt beim erneuten Bewässern des Gesichtes davon wieder etwas in der Hand kleben (Hobel oder Messer können weiterhin sicher gegriffen werden), noch ist danach das Waschbecken versaut. Zumindest nicht versauter als wenn mit Seife rasiert wurde. Eher deutlich weniger. Wenn man von Schaum kommt, unterschätzt man gerne mal die Wirkung einer kleinen Menge Öl.
Das Rasieren selbst in etwas anders, im Grunde aber einfacher und unkomplizierter als mit Schaum. Als Nachteil wird hier gerne angeführt, das man nicht sieht wo man schon war. Das stimmt nur bedingt, denn man sieht es auch beim Öl, allerdings nicht so deutlich und auch nur beim „ersten Durchgang“, wenn man das bei Öl so nennen kann. Das ist aber auch egal, denn bei der Ölrasur spielt es eher keine Rolle, wie oft man über ein und dieselbe Stelle putzt, was (zumindest bei mir) bei Schaum je nach Qualität der Seife erhebliche Auswirkungen haben kann. Bei Öl bleibt der Schutz solange erhalten, wie die Stelle feucht ist. Ist man sich nicht sicher, kann man wieder Wasser drauf geben und erneut drei, vier mal drüber gehen. In alle Richtugen, wobei ich auch hier die Reihenfolge m/q/g weitestgehend einhalte. Der Gleitfilm eines Rasieröles hält enorm lange und ich hatte noch nie den Verdacht, dass ich zu viel gewagt hätte, indem ich zu oft ausgeputzt habe. Das ist im Grunde schon die ganze Rasur. Danach kalt abwaschen, abtrocknen, fertig. In meinem Fall kommt dann die Dusche, wobei ich im Geicht nach der Rasur nie erneut mit Seife im Gesicht rumhantiere, sondern nur mit Wasser. AS in jeglicher Form kann man sich sparen, denn die Pflege übernimmt eh das Öl. Bei mir eher ein Kritkpunkt, da ich meinen AS-Splash eben auch sehr mag.
Das Ergebnis ist wie damals in jedem Fall gleichwertig mit dem der Seife. Die Gründlichkeit ist nicht zu überbieten und bei mir nur von einigen Seife/Cremes zu erreichen. Und das Hautbild ist in den meisten Fällen besser als mit Seife/Creme. Dieser Punkt hat mich immer wieder überrascht, reagiere ich doch sehr empfindlich darauf, wenn nach der Rasur ein fettig, eingecremtes Gesicht verbleibt. Die Anwendung von Öl versprach mir im Vorfeld da nicht gerade eine Verbesserung, sondern Seife und AS hinterher sollten diesbezüglich in dieser Disziplin doch die Nase vorn haben. Um so mehr bin ich immer wieder überrascht davon, das Gegenteil zu erleben. Nicht dass das Öl nur durch Wasser komplett weggespült ist, aber das, was zurückbleibt ist samtig trocken. Es sind eher die Inhaltsstoffe so mancher Seife, die nach dem Wegspülen der Seife bei mir die Fettschicht hinterlassen, die auch den ganzen Tag über nicht wegzubekommmen ist. Wie schon gesagt, im Endergebnis ist Öl bei mir besser als Seife. Und vor allem auch garantiert reizfrei bei richtiger Anwendung.
Zum Abschluss der Rasur folgt aber dann noch mal das Thema „Sauerei“, denn die Utensilien müssen gereinigt werden. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Hobel mit kleinem Klingenspalt, und Mehrklingenrasierer sowieso, bei der Rasur mit Öl sich auch zusetzen könnten. Das weiß ich nicht genau. Mit meinen mit Öl genutzten Hobeln (damals Fatboy und R41, heute General) passiert diesbezüglich nichts. Aber beim Saubermachen sieht man schon, dass das Öl-Stoppel-Gemisch mehr hinterlässt, als das bei Seife der Fall ist. Da ich aber sowieso nach jeder Rasur jeden Hobel so weit es geht auseinander baue und reinige, fällt das nicht ins Gewicht. Die Reinigung erfordert den gleichen Aufwand. Das Waschbecken ist schneller sauber, da brauche ich im Gegensatz zur Seife keine kleine Bürste bemühen, um das Bad so zu hinterlassen, wie ich es vorgefunden habe. (Ihr seht, ich wurde gut von meiner Frau erzogen!
) Pinsel und Schale fallen bei der Reinigung wieder weg, es geht also noch einmal etwas schneller.
Es gibt einen weiteren Punkt, der eine Rolle spielt. Die Nase rasiert mit, ich erwähnte dies ebenfalls bereits. Rasieröle kommen gerne mit Menthol, frisch minzig oder eukalyptisch daher. Oftmals zusätzlich mit einer strengen Teebaumnote, dessen Öl sehr gerne verwendet wird, da wohl hervorragende Eigenschaften vorhanden sind. Oder zittrisch bis orangig ist beliebt, manchmal kommt sogar Rosmarin zum Einsatz.
Alles nicht so meine bevorzugten Geschmäcker beim Rasieren. Schöne Holztöne, Lavendel- oder Rosendüfte sucht man (bisher) vergebens. Naja, es findet sich bestimmt noch was leckeres. Das Cade Rasieröl von l‘Occitane war da mit Abstand für mich das attraktivste, aber das scheint es nicht mehr zu geben.
Womit wir bei den Ölen sind. Viele sind, wie gesagt, nicht mehr vorhanden. Aber es werden wieder mehr.
Tolle Rasuröle sind die von Somersets und Toral Shaving Solution (jetzt De Facto).
Ein neues ist reingekommen, das ich auch ganz nach oben setze und das außerdem über einen feinen Orangenduft mit einer leichten Holznote verfügt. Das „the killer“ von Scream Cream. Mag ich momentan am liebsten.
Mit dem Tabac Bart- und Rasieröl war die Erfahrung schlechter. Nicht wirklich schlecht, aber die Gleitfähigkeit ist deutlich unter der der anderen Öle. Den Zusatz „Rasieröl“ hat man wohl hinzugefügt, um eines zu haben mit dem Rasieren halt auch geht. Aber mehr nicht. Schade, denn da hätten wir meinen Duft gehabt. Es duftet köstlich!
Im Anmarsch ist das Rasieröl von Clubman Pinaud und Florame. Ich bin gespannt.
Unbedingt probieren möchte ich noch das von Village Barber. Das soll ausgezeichnet funktionieren und duften. Gibt’s aber nur im 100ml Gebinde und liegt dann mit Versand und Einfuhrabgaben über 30,-€.
Von selbst gemischten Ölen bin ich ein wenig abgekommen und die meisten Körperöle wie die von Speick, Kneipp oder andere, die ich probierte, konnten nicht ganz an die Qualitäten derer heranreichen, die speziell für die Rasur gemacht sind. Es funktioniert, aber es geht besser. Hier haben wir eben auch den gleichen Wettkampf wie bei Seifen und Cremes.
Das war’s erst einmal. Momentan fröne ich der Ölrasur, was vermutlich aber in spätestens ein paar Wochen wieder zurück gehen wird, da mir Seife und Pinsel dann doch fehlen werden. Aber wer weiß?