Solltest Du auf jeden Fall tun. Ist wirklich etwas Besonderes, sich mit diesen Messern zu rasieren!
Hier mal zum Vergleich zwei Lisbon aus meiner Sammlung im original Fundzustand, die aus dem gleichen Zeitraum stammen. Sind beide mit Acier Fondu gemarkt.
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Ob Messer mit Cast Steel oder dem französischen Acier Fondu gestempelt sind, macht keinen Unterschied, bedeutet das gleiche und ist auch der gleiche Stahl. Ich vermute, dass Anfangs dieser Zeit zumindest die Messer der Sheffielder Hersteller die mit Acier Fondu gestempelt waren, für den französischen Markt bestimmt waren, während die Cast Steel Messer eher für englische Kunden vorgesehen waren. Das kann sich aber im Laufe der Zeit geändert haben, als das Französische generell und besonders Wortschöpfung der französischen Sprache auch in England in Mode kamen.
Aber zurück zu Thomas Warburton. Seine Rasiermesser sind in jedem Fall etwas Besonderes, auch in schleiftechnischer Hinsicht.
Üblicherweise wurde bei Rasiermessern des 18. Jahrhunderts nach dem Schmieden und grobem Formschleifen die Keilform der Klinge an großen Schleifsteinen herausgeschliffen. Man führt dabei den Messerrohling vom Ansatz der Schneide bis zum Kopf quer über den Schleifstein, also parallel zur Schleifsteinachse. Dabei entsteht, je nach Größe des verwendeten Schleifsteins eine mehr oder weniger ausgeprägte Hohlung. Manche der alten Rasiermessermacher haben den Schneidenbereich gleich oben an der Rückenkante angesetzt, andere haben einen etwas breiteren Rücken belassen und entsprechend tiefer mit dem Schliff begonnen.
Thomas Warburton hat allerdings eine andere Technik verwendet. Er hat eine etwas breitere Rückenpartie stehen gelassen und dann in einer geraden Linie die Keilform längs der Messerachse geschliffen, evtl. auch vorher gefeilt (das Feilen war eine übliche Technik im 18. Jahrundert). Dadurch entsteht eine starke, nach innen abgesetzte Kante, die sich durch Querschleifen so niemals erreichen lässt und dem Messer fast das Aussehen eines sogenannten Faux-Framebacks verleiht.
Es fehlt bei seinen Messern auch der übliche Ansatz, der Schneide und Erl voneinander trennt. Hier geht die Schneide direkt in den Erl über, er hat also das Messer in seiner gesamten Länge längs geschliffen.
Neben Warburton gab es noch den ein oder anderen Schleifer im 18. Jahrhundert, der ähnlich gearbeitet hat. Und auch in späterer Zeit wurde das Einschleifen einer Kannte oder schmalen Hohlung in die Schneide als Stilelement genutzt.
Der sogenannte Längsschliff ist bzw. war übrigens auch gängige Technik beim Hohlschleifen der Rasiermesser nach Hamburger oder auch alter Solinger Art, bevor die Hohlschleifmaschinen aufkamen. „Ausgraben“ nennt sich die Technik, bei der die Hohlung durch Schleifen mit einem schmalen Stein entlang der Längsachse des Messers vorbereitet wird. Natürlich wird dabei jedoch nicht über den Ansatz geschliffen.
Gut scharf! hatzicho