Hallo,
ich bin neu im Forum und total geflasht von diesem Selbermachen-Faden! Soviel geballtes Fachwissen und Liebe zur Rasierseife ist schon besonders! Wahrscheinlich seid ihr alle echte Freaks, die auf gemeinsamen Rasierreisen regelmäßig raffinierte Rezepte realisiert. Oder ihr feilt heimlich an hervorragenden Haarwuchsmitteln, um noch häufiger eurem Hobby zu frönen.
Da kommt man sich ganz klein vor. Darf gar nicht sagen, dass ich erst vor kurzem von Systemrasierern auf Hobel umgestellt habe.
Spaß beiseite. Da ich mit der Herstellung von kaltverseiften (Hand-) Seifen vertraut bin, möchte ich mich nun an die Herstellung von Rasierseifen mit Stearinsäure wagen. Dass ich diesen Faden entdeckt habe macht mich überglücklich! Es gibt echt wenig Infos im Netz dazu (ich meine Stearinrezepte). Irgendwie ist (Rasier-) Seifesieden not a man‘s world.
Dazu habe ich an die Fachleute hier nun ein paar Fragen.
Worauf muss man beim Kauf von Stearinsäure achten, die gibt es ja nicht „rein“, oder? Da ist ja meist noch Palmitinsäure dabei. Ist das schlimm? Hat das Auswirkungen auf die Laugenmenge? Welcher Seifenrechner berücksichtigt das, oder ist das egal? Wo würdet ihr kaufen?
Würdet ihr einen Crock Pot benutzen oder geht das auch gut auf der Herdplatte und einem Bratentherometer? Diese Crock Pots sind ja nicht sooo teuer.
Rührt ihr mit einem Pürierstab oder besser mit Knethaken?
Zuletzt noch meine brennendste Frage (ich weiß, steht eigentlich hier alles im Faden, hab auch wirklich alles gelesen):
Wenn man nur die wichtigsten Zutaten nehmen würde, welche wären das? Wie sähe das Mengenverhältnis aus?
Klar, Stearinsäure, Glycerin, Öle und Butter…
Da ich erstmal Erfahrung sammeln möchte, würde ich gerne ein Basicrezept verwenden, mit dem ich dann nach und nach weitere Zutaten kombinieren kann. Ich wäre schon zufrieden mit einer gut und stabil schäumenden unbedufteten Seife, die mit wenigen (aber guten) Zutaten auskommt.
Gut wäre auch eine möglichst lange Haltbarkeit. Da gibt es ja Öle/Fette, die schneller ranzen. Vegan ist nicht wichtig, Duft auch erstmal zweitrangig.
Was wirklich toll ist, dass ihr eure Rezepte und euer Wissen hier mit der Community teilt! Finde ich super!
Ich hoffe, ich kann auch eines Tages dazu beitragen.
Vielen Dank im Voraus für Tipps, Anregungen und Gedanken!
Hey, schön, dass du hier mit mischst.
Ich war auch vorher nur in der Kaltsiede-Welt unterwegs und habe vor allem durch die tollen Tipps hier mittlerweile auch HP-Stearin-Rasierseife gemacht.
Hier gibt es weitaus erfahrenere Rasierseifen-Sieder, aber ich teile mit dir gerne meine bisherigen Erkenntnisse zum Einstieg.
Ich nutze Kathrins Seifenrechner bei meinen Seifenrezepten und bin damit super zufrieden.
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www.handmade-by-kathrin.de
Im Expertenmodus kannst du für die Mischverseifung die Werte eintragen, auch den Reinheitswert des KOH.
Bei der Auswahl der Zutaten kannst du im erweiterten Modus auch beispielsweise Myristinsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure auswählen (ganz am Ende).
In Kathrins Seifenrechner kannst du somit zwischen Stearin und Stearinsäure als Einsatzprodukt unterscheiden.
Du kannst dein Rezept ja zweimal rechnen lassen – einmal bei der Auswahl „Stearin“ und einmal bei der Auswahl „Stearinsäure“ und in der Laugentabelle die Unterschiede feststellen. Ich vermute, dass es nur minimal ist.
Die Stearinsäure bei Dragonspice hat meines Wissens das Verhältnis 50:50, beispielsweise bei Behawe bekommst du 95%ige Stearinsäure.
Der Shop ist allerdings zur Zeit wegen Krankheit geschlossen.
Wie das Mischungs-Verhältnis in den anderen Rohstoffshops aussieht, weiß ich nicht.
Je nachdem, wie "rein" die Mischung ist, könnte man wohl im Seifenrechner Stearin oder Stearinsäure anklicken oder aber man nimmt das Mischungsverhältnis – sofern es bekannt ist - und erfasst Palmitinsäure und Stearinsäure getrennt. Da ich die 95%ige verwende, habe ich nicht weiter nachgeforscht.
Die Weichheit der Seife beeinflusst du hauptsächlich über das Verhältnis von NaOH und KOH.
Nach der Berechnung kann man sich unter anderem die wahrscheinlich künftigen Eigenschaften der Seife sowie die Fettsäurenzusammensetzung ansehen.
Bei der Heißverseifung habe ich nun beide Varianten ausprobiert – einmal im Topf auf dem Herd und einmal im Crockpot.
Beides klappt gut. Vom Ergebnis kann ich keinen Unterschied feststellen.
Im Topf musste ich lediglich die Temperatur des Seifenleims besser im Blick behalten.
Es soll ja etwa bei 80°C verseifen, so kenne ich es zumindest.
Im Topf musste ich daher ab und zu die Herdplatte in Intervallen ausschalten.
Aber auch das war jetzt nicht weiter dramatisch. Es funktionieren aus meiner Sicht beide Varianten gut.
Da Stearinsäure wahrscheinlich den höchsten Schmelzpunt der Zutaten hat, würde ich empfehlen, dies zuerst allein zu schmelzen und dann die anderen Fette/Öle zugeben.
Da ich nur vergleichsweise kleine Mengen Rasierseife herstelle, ist der Pürierstab dann keine Hilfe.
Im ersten Schwung hatte ich nur 200g GFM – das funktioniert mit Pürie gar nicht.
Aber es war auch nicht nötig, allein mit Teigschaber klappt das wunderbar.
Bei 400g GFM konnte ich den Pürie kurz einsetzen, hätte es aber auch da nicht unbedingt gebraucht - macht Muckies
Wenn man darauf gefasst ist, dass es bei Einsatz von hoher Stearinsäuremenge zu einem sofortigen Andicken kommt, dann ist man auch vor Herzinfakt geschützt.
Hier einfach ruhig bleiben und geduldig weiterrühren. Die Masse wird wieder geschmeidig.
Nicht zu lange den Deckel lupfen, damit nicht zu viel Wasserdampf entweicht – Kondenswasser am Deckel immer wieder unterrühren.
Manche machen meines Wissens auch noch Klarsichtfolie zwischen Topf und Deckel.
Wenn die Seife glasig, gelartig aussieht, ist sie meist fertig verseift. Mittels „Küsschentest“ kannst du prüfen, ob noch was „britzelt“.
Ich belasse den Seifenleim jedoch zur Vorsicht immer ca. eine Stunde weiterhin auf dem Herd/im Crockpot und gebe erst dann die Zusätze dazu.
Alle Zusätze sowie die Überfettungsöle erwärme ich leicht (Backofen kleinste Stufe), bevor ich sie unterrühre, genauso wie die spätere Seifenform. So kühlt der Leim nicht so schnell ab und bleibt geschmeidig – viel Zeit hat man beim Abfüllen dennoch nicht, kann aber gut in die Form kneten/drücken.
Viel Erfolg