Hallo Ihr Nassrasierer,
schon wieder eine Weile her das in diesem Thread was gepostet wurde und ich habe meinen eigenen Thread wiedergefunden und keinen neuen eröffnet. Langsam wird’s für die Forumsfürsten ja fast langweilig
.
So nun zum Grund meines Posts: Ich wollte Euch mal das Grundrezept einer Rasierseife posten. Also die Mutter aller Rasierseifenrezepte.
Gleichzeitig möchte ich von vornherein darauf hinweisen, das ich damit gegen niemanden oder einen Seifenhersteller boshaft Stimmung machen will, das liegt mir fern. Aber ein bisschen sticheln, sagen wir so: Ohne gehts nicht.
Vielmehr geht es mir hier um das Grundrezept der Rasierseife, um zu zeigen, wie einfach es ist mit wenigen Zutaten eine Rasierseife herzustellen.
Um es vorweg zu sagen: Ich würde so nicht eine Rasierseife sieden, da fehlt es mir zu sehr an einigen Dingen, die eine gute Rasierseife ausmacht.
Das Ganze hat 2 Seiten: Siedet man so eine Rasierseife, hat man auf jeden Fall Erfolg. Der Schaum wird super stabil sein, man kann sich damit rasieren und hat gleichzeitig eine der teuersten und doch immer wieder so beliebten Rasierseife aus Frankreich in den Händen und das zu einem Spottpreis.
Nachteil: Man hat da nicht gerade etwas besonderes gesiedet und darf sich denn auch nicht wundern, wenn die Haut austrocknet. Das liegt an dem zu hohen Anteil des Kokosöls, aber dazu später.
Das Rezept habe ich mal für ca. 1 KG Seife 5 % Überfettung errechnet (unter 700g macht es fast keinen Sinn) :
Stearin: (70% der Gesamtfettmenge) = 490 Gramm
Kokosöl: (30 % der Gesamtfettmenge) = 210 Gramm
Wasser: (30% der Gesamtfettmenge) = 210 Gramm
NaoH (Natriumhydroxid) = 40,66 Gramm
KoH (Kaliumhydroxid) = 86,41 Gramm
Glyzerin: (10 % der Gesamtfettmenge) = 70 Gramm
Parfümöl (ca 4 % der Gesamtmenge) = 40 Gramm
Zum Parfümöl: Ich nehme meistens 4 % der Gesamtmenge (nicht Gesamtfettmenge !), wer mehr mag nimmt mehr, wer weniger, der eben nicht so viel. Liegt aber auch daran was man da für einen Duft reinmischt. Bei einem schweren Duft eher weniger, bei leichtern Düften, die schnell verfliegen (citrische Düfte) vielleicht etwas mehr.
Voila und wir haben eine Rasierseife.
Dann füllen wir die Seife in kleine Blechdosen, wickeln sie in Samtpapier ein, machen ein Schleifchen drum und geben dem ganzen noch einen netten Namen (vielleicht ja einen französischen , z.B Phillip du Cloaque) mit einem treffenden Werbespruch (dann wieder in französich: Un savon à raser pour les incompétents). Nun freuen wir uns ein Loch in den Bauch und verkaufen das Zeug zum 20 fachen Preis.
Zum Preis:
Unbeduftet das Kilo 5 Euro
Beduftet mit einfachen Duftöl (z.b. Lavendel, auch rein zufällig gewählt) das Kilo 9 Euro
Beduftet mit Parfümöl das ähnlich Original Parfümölen ist, z.b Anateus von Kanal, 15 Euro das Kilo.
Man sieht: Das Beduften von Seifen macht einen nicht unerheblich höheren Preis in der Herstellung aus.
Somit um so beachtlicher, das unbeduftete Rasierseifen nicht etwas günstiger sind, wohlgemerkt etwas !
Apropos Kostenerspanis: Kostet uns das Kilo 10 Euro und bezahlt sonst, sagen wir mal, nur so zum zufälligen Beispiel, 40 Euro pro 200 Gramm, was denn auf 1 Kilo 200 Euro wären, dem steht eine Ersparnis von 190 Euro gegenüber.
Für 190 Euro bekommt man eine Top Ausrüstung mit neuem Topf, hitzebeständigen Gläsern, Grammwaage, elektrischem Rührstab, Handschuhen, Maske, Arbeitskittel, Schüssel zum verseifen etc. .Man dürfte sogar noch unter den 190 Euro liegen.
Heisst: Haste einmal alles, dann wird es jedes mal super günstig und das Resultat ist das gleiche.
Wie ich aber sagte: Vorsicht mit dem Rezept. Die 30 % Kokosöl sind einfach zuviel. Man arbeitet mit maximal 25 % (besser max 20 %). Das steht in jedem Buch über Öle und Ihrer Eigenschaften, denn zu viel Kokosöl trocknet die Haut aus.
Gut sagt Ihr nun, dann tun wir halt nur 20 % Kokosöl da rein und 80 % Stearin. Klar geht das, aber Stearin macht zwar einen stabilen Schaum, aber es tut sonst auch kaum was anderes und ist nicht gerade ein Öl oder Fett das was besonderes für die Haut tut. Ein bisschen Kokosöl ist einfach zu wenig für Pflege und andere positive Eigenschaften, deshalb wird bei allen Herstellern (bis auf eben einen), die eine durchdachte und gute Rasierseife herstellen wollen, mindestens noch ein weiteres Öl oder Fett zum Einsatz kommen.
Was man hier an diesem Rezept nun noch machen kann, ist am Ende der Siedlung noch 2 % von der Gesamtfettmenge an einem guten Öl , Wachs oder Fett hinzugeben. Damit liegt die Überfettung bei 7 %, was absolut kein Problem ist, sondern eher die Gleiteigenschaften verbessert und dazu noch, wenn es denn z.B. Jojobaöl ist, der Haut einen positiven Pflegeeffekt verleiht.
Insgesamt aber würde ich es erst gar nicht so sieden. Da es aber Fans solcher Rasierseifen gibt und die Seife auf jeden Fall etwas wird, ist das ja nun auch nicht ganz falsch und im schlimmsten Fall sind 10 Euro weg, was für den ambitionierten Rasierseifenfreak kein so hoher Kostenfaktor sein sollte.
Vielleicht ist es auch ein geschickter Einstieg ins Rasierseifensieden, da mit wenigen Zutaten gearbeitet wird.
Ich wünsche Euch auf jeden Fall frohes Schaffen und viel Spass dabei. Und wer nicht selber siedet: Ist vielleicht mal ganz interessant zu lesen, was so dahinter steckt.
Anbei als Anhang noch der Ausdruck des Rezeptes.
Schönes Wochende noch
Euer
Jazzman