Vielen Dank an
@dirk , für den PA. Ich finde es richtig Klasse, daß jemand etwas kauft und dann anderen zum Testen zur Verfügung stellt. Großes Kino!
Mein erster Kontakt mit dem Shavent Rasierer. Die Verpackung ist ansprechend gestaltet. Die Kartonage im Pappschuber ist durchdacht aber sehr aufwendig. Für mich wäre mehr Schlichtheit gefragt. Ein Produkt, das für zero waste steht, könnte mit weniger Kartonage auskommen. Darüber täuscht auch nicht das ungebleichte Material hinweg. Da sollte man sich bei Mühle Rasurkultur etwas abschauen.
Es liegt eine Beschreibung in deutsch und englisch bei, die durch ihre Bebilderung sehr verständlich ist. Darauf ist ein QR code angedruckt, der auf die homepage zu einem Müllvermeidungsrechner führt. Meiner Meinung nach, hat sich der Käufer aus meist diesem Grund schon zum Kauf entschieden. Daher wäre es für mich weiters papiersparend, einen QR code auf der Verpackung anzubringen, der zur vorliegenden Beschreibung führt. Evtl. sogar zu einem kleinen Video.
Zum Shavent selbst. Der separate Standfuß ist mit der geschickten Griffaufnahme eine sehr gelungene Sache. Der macht Sinn und setzt den Rasierer schön in Szene. Der Rasierergriff liegt gut in der Hand, für meine grobmotorisch veranlagte Hand etwas zu dünn. Die glatt verchromte Oberfläche macht ihn erstaunlicherweise nicht rutschig und natürlich gut zu reinigen. Bauartbedingt ist der Shavent kopflastig, da die Klingenaufnahme ihren Platz für die drei Halbklingen braucht. Das Einlegen dieser Klingen hat sich entgegen meinen Befürchtungen sehr einfach und nur minimal „fummelig“ herausgestellt. Die Klingen sitzen fest und sicher.
Die Rasur selbst fing bei mir mit dem Suchen der „Wirkung“ an. Trotz der früheren Nutzung von Systemrasierern, bin ich als Hobler auf die Suche nach dem Ansetzwinkel konditioniert. Wer allerdings von den Systemies kommt, wird es intuitiv richtig machen. Mir als R41 Jünger fehlt natürlich sofort der direkte Klingenkontakt, den ich so liebe. Mein erster Gedanke war: Der lutscht mir die Stoppeln vom Gesicht. Wer also Sanftheit sucht, wird hier definitiv fündig. Allerdings habe ich mich recht schnell wieder daran erinnert, warum ich mit meinem Gillette GII keine Rasierseife mehr gebraucht habe. Ich habe nur den Rasurbereich nass gemacht. Ein schöner fester Schaum setzt schnell die Klingenspalten zu, daß man diese sehr häufig ausspülen muß. Das könnte man zwar als Seifenersparnis geltend machen, aber eine schaumfreie Rasur ist nicht für jeden die richtige Vorgehensweise. Nun kommt aber noch ein Seifenaspekt hinzu. Wenn eine RS/RC benutzt wird, die wenig Gleitwirkung aufweist, neigt der Shavent bei langen Zügen zum Hupfen. Ähnlich wie beim Stotterbremsen. Durch die flächige Metallauflage des Shaventkopfes, braucht es Gleitwirkung. Es wurde versucht, das mit den beiden runden, leicht balligen Punkten, in den Griff zu bekommen. Mit der Mitchell’s Wool Fat Soap ging es am besten. Das ist eh klar. Mit der Clubman Pinaud kam ich an die Grenze.
Das Rasurergebnis ist wirklich sehr sauber. Ein Durchgang und ausputzen waren ausreichend. Bartkonturen sind mit etwas Übung einigermaßen hinzubekommen. Allerdings kein Vergleich mit einem Hobel, oder gar einem Messer. Gründlich ist die Rasur, keine Frage, da kann er punkten, wenn man seine Klingenfavoritin gefunden hat. Bei der Nachhaltigkeit gibt es allerdings Abzüge. Nach erfolgter Handrückenprüfung am Abend wäre das kein Zustand für ein feines Hemd. Hier müsste ich kurz vor dem Ausgehen rasieren oder am Morgen meinen R41 bemühen. Wenn ich das oft machen würde, raspelte ich mir den Hemdkragen kaputt. Die Shaventrasur reicht bei mir max. 8h-10h.
Das komplette Reinigen nach jeder Rasur ist jetzt nicht so der Bringer, da es doch mit relativ großem Aufwand verbunden ist. Bei meinem Hobel mache ich das jedes Mal. Da ich das beim Shavent nicht auf mich nehmen möchte, ist das eines der K.O. Kriterien
für mich.
Mein Fazit, das nicht überraschen wird. Für Umsteiger vom Kunststoffkartuschen Rasierer auf eine no waste Rasur, ein sehr empfehlenswerter Rasierer. Eingefleischte Hobler wird er kaum zum Wechsel animieren. Wer aber eine Rasur bevorzugt, die ohne viel Gedöns, schnell, effektiv, umweltfreundlich und im täglichen Bedarf kostengünstig ist, sollte sich einen Shavent zulegen. Je nach System lassen sich bis zu 100€ und teilweise sogar mehr einsparen. Das heißt, daß sich die Anschaffungskosten in ca. einem Jahr amortisiert haben. Abgesehen davon, ist dieses qualitativ hochwertiges Produkt made in Germany, seinen Preis wert.
Da meine Tochter den Shavent auch getestet hat, hier ihre Rezension:
Nach ausgiebigen Gesprächen mit meinem Vater über die Kultur der Rasierhobel und auch des Shavent, habe ich mich dazu entschieden, den Rasierer auch zu testen. Aktuell verpasse ich meinen Beinen mit einem Gillette Fusion Proglide einen Kein-Haar-Schnitt.
Hier meine Eindrücke zu den verschiedenen Aspekten des Shavent. Die Kartonverpackung ist unspektakulär, aber erfreulich plastikfrei. Die Schnellanleitung, die beiliegt, habe ich, zugegebenermaßen, erst im Nachhinein gelesen, nachdem ich eine persönliche Einweisung von meinem Vater bekommen habe, wie man den Rasierer Einsatzbereit macht. Aber grundsätzlich vermittelt der Beipackzettel alle wichtigen Informationen, ist gut verständlich und erfüllt definitiv seinen Zweck.
Der Rasierer selbst macht einen soliden Eindruck. Elegant wäre nicht das Wort meiner Wahl, um ihn zu beschreiben. Er ist simpel in der Gestaltung, gut verarbeitet und auf das Essenzielle reduziert. Die Beschreibung meiner Mutter, dass er an ein Utensil aus der Werkzeugkiste erinnert, kann ich nicht ganz teilen. Ich habe spontan an den Zahnarzt gedacht und mich sehr darüber gefreut, dass ich den Shavent dort nicht als Werkzeug finden werde.
Der Stand Fuß ist passend simpel und ergänzt den Shavent sehr gut.
Bei der Handhabung ist mir als Erstes der dünne Griff, im Verhältnis zum großen Kopf und dem merklichen Gewicht des Rasierers aufgefallen. Durch die Riffelung am Griff hat man dennoch guten Grip. Es ist ein ungewohntes Gefühl, aber sicherlich nicht schlecht. Allerdings habe ich auch recht kleine Hände, daher stört es mich nicht, dass der Griff doch sehr dünn ist.
Das Einbauen der Klingen ist spontan gelungen und hat keinerlei Probleme gemacht. Ich könnte mir vorstellen, dass eher grobmotorisch Veranlagte ihre Schwierigkeiten haben könnten, die Klingen und Platzhalter zu stapeln. Ich persönlich hatte aber ein gutes Gefühl damit.
Die Rasur selbst war vom ganzen Gefühl her sehr anders als das, was ich mit meinem Gilet kenne. Ich habe für diese Rasur Cella Rasiercreme genutzt. An Stellen, wo ich mit dem Rasierschaum nicht großzügig genug war, habe ich sofort gemerkt, dass der Shavent sich nicht mehr angenehm über die Haut hat ziehen lassen. Das ist beim Gillette definitiv angenehmer.
Generell habe ich bei der Rasur die Rückmeldung vermisst, die ich von meinem Systemrasierer kenne. Zwar habe ich ihn intuitiv richtig gehalten, im Winkel und auch beim Anpressdruck, jedoch wusste ich es nur, wenn ich anschließend die rasierte Stelle nochmal nachgefühlt habe. Der Punkt, der mir jedoch am deutlichsten aufgefallen ist, war, wie oft ich mich geschnitten habe. Meine Beine exzellieren nicht gerade durch glatte Haut und das straft der Shavent doch recht harsch. Ich habe, um möglichst gut vergleichen zu können, ein Beim mit dem Gillette rasiert, das andere mit dem Shavent. Die Seite mit dem Gillette hatte deutlich weniger der kleinen Schnitte abbekommen. Das kann sehr gut auch an mangelnder Übung mit dem Shavent liegen und damit mein Fehler und auch mein individuelles Problem sein, aber erwähnen wollte ich es dennoch.
Das Rasur Ergebnis steht dem Gillette in nichts nach. Wenn ich jetzt über die Haut fahre, sind beide Seiten gleich glatt. Da gibt es für mich keinen Unterschied.
Und nun zu meinem Fazit. Der Shavent ist ein Qualitätsprodukt und sicherlich sein Geld wert. Wer Wert auf Umweltfreundlichkeit und ein schlichtes Design und gute Verarbeitung legt, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Ich persönlich habe nur einen sehr geringen Klingenverbrauch, nachdem ich nur sehr selten Bein-frei trage und die meiste Zeit mit einem elektrischen Rasierer einen „Kurzhaar-Schnitt“ pflege. Daher würde es für mich erheblich länger brauchen, damit sich der durchaus satte Kaufpreis amortisiert.
Nachdem das Gefühl des Gillette angenehmer und auch etwas blutfreier ist, ist der Shavent für mich nicht die richtige Wahl. Ich denke, der Shavent ist ein gutes Produkt, welches zurecht eine Anhängerschaft hat, auch wenn ich kein Teil davon sein werde.
Zum Schluß noch ein Mini-Schmankerl. Es gibt bei Shavent 5€ Rabatt mit dem Code:
Insta-wel-20-5