Nun, ich habe auch nicht das Recht eines jeden einzelnen bestritten, den "Waschküchengeruch" einer billigen Rasierseife oder -creme zu mögen. Ich habe lediglich geschrieben, dass
ich persönlich einen solchen Geruch uninspiriert und olfaktorisch unzulänglich finde. Oder weniger fremdwörterisch ausgedrückt: Morgens in aller Herrgottsfrühe möchte ich einen solchen Geruch nicht in der Nase haben, weder vor dem Frühstück noch danach. In Sachen "Waschküchengeruch" soll übrigens die Rasierseife Rumble 59 Abschaum richtig gut sein. Und mit ca. 5 €/100 ml fällt sie nicht gerade in die Kategorie der teuren Luxusseifen. Frisch und nach Seife riecht übrigens auch die weiße Proraso, allerdings nur die Seife, die Creme erstaunlicherweise nicht. Erstaunlich deshalb, weil Cremes normalerweise etwas intensiver duften als ihre Pendants in Seifenform. Und mit unter 2 €/100 ml ist die Proraso in der Tat eine billige und dabei sehr gute und angenehme Seife.
Selbstverständlich haben preiswerte ("billige") Industrieseifen ihre Berechtigung. Denn sie haben die flächendeckende Durchsetzung der hohen Hygienestandards in der westlichen und der vom Westen beeinflussten Welt überhaupt erst möglich gemacht. Als Seife noch ein Luxusgut für wenige Wohlhabende war, wurde sich halt, wenn überhaupt, nur mit Wasser gewaschen oder mit improvisierten Reinigungsmitteln aus Asche und Fett o. ä. Und auch die Beduftung mit möglichst preiswerten Duftstoffen ist eher als Vorteil anzusehen, denn unbeduftete Seife aus Schlachtabfällen wie Talg riecht extrem unangenehm, vor allem in wärmeren Umgebungen. Insofern sind der Palmolive- und der Arko-Stick, die Proraso-Rasierseifen und -cremes, die Nivea-Rasiercreme und die inzwischen lange nicht mehr erhältliche Rasierseife und -creme von Kaloderma ebenso ein Stück Kulturgeschichte wie die Waschmittel Persil und Ariel oder die Zahncremes von Colgate oder Blendamed.