Aus Neugierde, wie denn die Varen wohl tatsächlich duftet, hat wieder einmal eine Stirling ins Bad gefunden. Und um das mal gleich vorwegzunehmen, sie ist eine richtig tolle Seife.
Zwei Dinge haben mich jetzt besonders interessiert als jemand, der mit den Stirling Seifen seinerzeit die ersten Erfahrungen mit US-Artisans gemacht hat. Was hat sich seit der offensichtlich immer wieder mal vorgenommenen Rezepturverbesserung für mich bezüglich der Rasureigenschaften getan, und wie sieht's mit der Nachpflege aus. Letztere war bisher derart, dass sie nicht ganz mein Fall ist. Zwischenzeitlich hatte ich kurze "Neuerfahrung" mit einer Probe der "Sandalwood", die aber nicht ganz repräsentativ war, da mein Gesicht mit leichten Reizungen reagierte. Auch hier bei der Varen weiß ich nicht, ob sie so richtig repräsentativ ist, da ja auch an der Rezeptur gearbeitet und verändert wurde. So beinhaltet die Varen anstatt Rindertalg nun "Hammeltalg".
Während der Rasur empfand ich die Varen als tatsächliche Steigerung. Alles war top, die Seife hat sich auch meines Erachtens deutlich weiterentwickelt. Jetzt, ca. 2 Stunden danach, ist die Haut dennoch leicht gereizt. Gut, kann auch an anderen Faktoren liegen. Die Performance machte jedenfalls einen sehr guten Eindruck.
Die "Nachpflege" ist der Punkt, der mich seinerzeit dazu bewogen hat, mich mit anderen Artisans zu beschäftigen. Es ist mir einfach zuviel des Guten. Mein Gesicht ist eingecremt, denn ganzen Tag und genau das mag ich nicht. Ich bevorzuge eine trockene Haut nach der Rasur. Auch jetzt ist es mir nach wie vor zu viel, zumindest jetzt nach einer Rasur. Die Wetterbedingungen zur Zeit beeinflussen das jetzt nicht in die richtige Richtung, aber von der Tendenz dürfte es immer noch nicht meinen Vorlieben entsprechen. Andere aber werden genau das lieben und wer auf eine intensive Nachpflege steht, ist hier genau richtig.
Ein eher unerwarteter Höhepunkt dieser Seife ist der Duft. Wenn man die Nase reinhält, hat man den typischen ersten Eindruck eines Fougere. Eines krautig, leckeren Fougere. Ich hatte die Nase wieder entfernt und dachte, da ist noch mehr. Nase wieder rein, und sehr schöne florale Noten entdeckt. Nach Beendigung des zweiten Riechers kam erneut der Gedanke, da ist noch mehr. Beim dritten Riecher kamen die waldig, holzigen Noten raus und zusätzlich etwas, was ich kannte, aber nicht gleich direkt identifizieren konnte. Bald danach hatte ich es gefunden. Es ist dieses "geile", richtig trockene Vetiver, das ich an Cyrill Salters "French Vetiver" so richtig klasse finde und das ich hier ebenfalls wiederentdecke. Mit anderen Worten, der Duft hat richtig Potenzial und ist einer derjenigen, die vielleicht nicht im ersten Moment einen "Wow-Effekt" auslösen, die aber später dann so richtig aufdrehen. Er ist sehr vielschichtig und ausgesprochen lecker. Einen Spaziergang durch einen Sommerlaubwald und über Sommerwiesen assoziiere ich damit. Da hat sich für meinen Geschmack die Arbeit gelohnt, die unsere niederländischen Kollegen respektive "König" hier hineingesteckt haben.
Ob sich die Varen bei mir durchsetzen kann, hängt aber davon ab, ob ich die weitere Entwicklung der Rasureigenschaften für mich akzeptiere. Der Duft alleine wird es nicht rausreißen.