So langsam habe ich die Vermutung, dass ich in der Vergangenheit bei meinen Schärfbemühungen schlichtweg immer zu viel gemacht habe. In der Motivation es wirklich ganz genau hinzubekommen, kann es durchaus sein, dass ich mir mit zu viel Arbeiten auf dem Stein die Schneide regelmäßig wieder kaputt gemacht hatte. Ich bin mir da nicht sicher, aber der Verdacht erhärtet sich.
Jetzt habe ich mir meine beiden L‘Espagnolette noch einmal zu Gemüte geführt. Ebenfalls wieder nach der Methode, die Ulrik auf YouTube zeigt. Also lediglich ein grober Stein, um die Facette zu setzen, und ein feiner zum Polieren. Abschließend geht er noch kurz auf die grüne Paste und danach auf Leder, was er aber nicht zeigt. Mit dem Durchgang auf der Paste habe ich vor kurzem schon ganz gute Erfolge verzeichnen können, aber noch nicht das, was ich schon von anderen Schärfern erleben konnte. Und das Spitzenergebnis bleibt da auch dem GBB vorbehalten. Mein Ergebnis war aber auch schon nicht ganz schlecht.
Die L‘Espagnolette waren immer schon mit meine Liebsten, stellen sich beim Schärfen aber auch gerne mal ein wenig quer. Nun habe ich sie mit der „kurzen“ Methode behandelt, und den Pastengang auch noch weggelassen. Als Schritte sind also folgende übrig geblieben. Facette auf 1500 Shapton. Das habe ich allerdings sorgfältig ausgeführt, um sicher zu sein, dass da nichts vernachlässigt wird. Was da nicht passt, kommt bekanntermaßen später nicht mehr. Einen Streifen Isolierband kam auf den Rücken. Ich mache das ganz gerne, damit bei all den Schärfversuchen der Rücken nicht leidet. Dann einen zweiten Streifen Isolierband drauf, um einen Sekundärwinkel zu erzeugen. Ulrik wendet dies auch an, zumindest recht oft. Auf dem Video hat er sich in diesem Fall dagegen entschieden. Als nächstes direkt auf den 12000er Naniwa. Ganz leichte Schübe ohne jeglichen Druck. Lediglich genug, um den Kontakt der Schneide zum Stein zu gewährleisten. Zunächst vorsichtige 3er-Schübe, also eine Bahn auf dem Stein in drei kurze Abschnitte unterteilt. Nach vier Bahnen auf jeder Seite lief das Wasser schon die Klinge hoch. Danach nur noch zwei komplette, ebenfalls sehr vorsichtige komplette Bahnen und der Test am Arm. Mit aufgelegtem Rücken sind die Haare auf ganzer Schneide direkt von Stein weg ordentlich in der Gegend rumgeflogen. Danach noch je 50 mal auf Juchten und anschließend auf Latigo und der Haartest funktioniert sehr gut.
Ob das Ganze nun auch im Gesicht das gewünschte Ergebnis bringt, wird sich zeigen. Ich habe die Vermutung, dass es evtl. sanfter geht. Sollte es aber an sich ok sein, wird als nächstes als Polierstein der lila Waliser versucht.
Es könnte sein, dass ich dem „Schärfgeheimnis“, was es für mich in der Vergangenheit immer noch darstellte, ein Stückchen näher gekommen bin.