Wilkinson Sword in meinem R41, die Zweite und Dritte
1. Erster Einsatz
Das Ergebnis ist oben ausführlich beschrieben.
2. Zweiter Einsatz am gestrigen Montag
Die Klinge hat sich im Prinzip schärfemäßig nicht schlecht angestellt, eine sanfte Rasur war jedoch für mich damit nicht zu erzielen. Unnötig zu erwähnen, daß die Rasurvorbereitungen ohne Zeitlimit sehr sorgfältig und nach dem Stand der Wissenschaft und meiner eigenen unmaßgeblichen Erfahrungen erfolgten. Der Kawenzmann von einem großen TOBS-Pinsel erzeugte mit der guten Windsor-RC eine große Menge vorzüglichen, nicht zu trockenen Schaums (Englische Badger sollen ja mit englischen Seifen am besten können).
Alle mechanischen Kniffe und Tricks zum Einsatz des R41 wie optimaler Anstellwinkel, kein Druck, kurze, rasche Rasierzüge, keine hektischen Aufsetzer auf der Haut, Pickelchen großräumig umfahren usw. habe ich versucht, mit unterschiedlichem Erfolg penibelst zu beachten.
Die Rasur war die beste von den drei durchgeführten mit 9,5 von 10 möglichen Punkten. Damit und mit der erzielten guten Glätte und Nachhaltigkeit nährt sich der Verdacht, daß die Wilkinson Sword eigentlich eine scharfe Klinge sein muß, welche, ähnlich wie meine geschätzte Feather, mit der zweiten Rasur deutlich besser wird. Aber Sanftheit war, im Gegensatz zum japanischen Samuraischwert, hier zu keinem Zeitpunkt der Rasur gegeben. Die Hautreizung war erheblich und das kühlende Nivea-Balsam eine wahre Labsal. Die erstaunlicherweise nahezu perfekte Glätte führte mich aber dann doch zu einer sehr guten Gesamtbewertung, wie sie eigentlich nur eine Klinge erzielen kann, die zumindest oberes qualitatives Mittelfeld darstellt.
3. Dritter und letzter Einsatz heute früh
Speick stellt auch so eine Rasierseife für mich dar, wie ich sie schon hundertmal aufgeschlagen habe und immer mit ihr hochzufrieden war, obgleich sie keine teuren Duftöle wie andere RS und RC enthält. Daher riecht sie noch am ehesten nach frischer Wäsche. Auch der Dr. Dittmann Silberspitz hatte überhaupt keine Mühe, ein mehr als ausreichendes Quantum etwas feuchteren Schaums aufzubereiten, und diesen sorgsam im Gesicht einzuarbeiten.
Mit dem Strich von oben nach unten angefangen, na, fühlt sich doch an wie gestern. Beim Nachwässern für den zweiten Durchgang war schon fast alles Rasierbare weg.
Dann kam jedoch die Enttäuschung: Mit einem Schlag war die Wilkie wieder ruppig und unsanft und erzeugte drei mittlere Blutpunkte rechts, wo ich eigentlich meine robustere Seite verortet habe. Der Rest der Rasur hat sich dann fast quälend hingezogen, zu großartigen Nacharbeiten hatte ich dann keine Lust mehr, aber der Vergleichbarkeit wegen mußte ich da durch.
Am Ende habe ich mein Gesicht eine geschlagene Minute unter den Kaltwasserhahn gehalten und der Alaunstein konnte die Blutpunkte alsbald ruhigstellen.
8,9 von 10, wenn überhaupt.
Das war das Ende des selbst auferlegten Martyriums. Was bewegt einen meist vernunftbegabten Menschen weit fortgeschrittenen Alters, der schon unzählige enttäuschende und rasche, viel öfters aber sehr zufriedenstellende, ja gar äußerst beglückende Rasuren im Gesicht hatte, so etwas zu tun? Ich will es Euch verraten: Es ist die schiere Neugier und ein immerwährender Forscherdrang, verbunden mit der Furcht, es könnte vielleicht doch eine noch bessere Rasierklinge da draußen geben.
Die Wilkinson Sword ist es für mich nicht gewesen. Ich freue mich, daß etliche erfahrene Hobler sehr gute Ergebnisse damit auf dem R41 erzielen können, mir war es nicht vergönnt.
Steht auf besonderen Wunsch eines einzelnen Experten hier noch der Test auf einem R89 aus. Mache ich demnächst, versprochen.
Gehört dann aber strenggenommen nicht mehr in den R41-Faden, vielleicht zu den Klingentests.
Verflixt, gerade habe ich gesehen, daß die Sputnik die persönliche Klingenhitparade von
@Hellas anführt; Sollte die etwa auf dem R41...?
Langen Testens kurzes Endergebnis: Man(n) kann sich mit der Wilkinson Sword sehr glatt rasieren, selbst auf dem R41, aber will man das?
Ich habe meine eingangs beschriebene Erfahrung von früher revidieren müssen - ich würde in der dystopischen Endzeit, wenn alle Klingenhändler ausverkauft sind, zur Not auch eine Wilkinson Sword einspannen.
Aber nur, wenn keine rostigen Suppenlöffel verfügbar sind.
Es bleibt spannend - bleiben Sie an den Geräten!