Habe zwar schon den Mühle Rocca und den Merkur Progress, die ich für die besten käuflichen Rasierhobel halte. Bei den nichtkäuflichen überzeugen mich vor allem der Gillette New Type und der Gillette Tech (in der einglischen Variante).
Aber auf den Rockwell 6s war ich schon noch neugierig, weil er von vielen doch sehr gelobt wird. Also nutzte ich die Möglichkeit mir einen gebrauchten im Mitgliederhandel zu holen.
Tja, nun habe ich ihn ausprobiert: das ist kein schlechter Hobel, gerade für Anfänger sicher ein ideales Teil. aber mich hat er noch nicht ganz überzeugt.
Erstens ist mir der Kopf etwas zu klobig im Vergleich zum Rocca und mich stört der relativ große seitliche Klingenüberstand.
Dann die Fertigungsqualität: die Sandstrahlung kaschiert wohl doch einige Fehler im Finish. auch hat die Klinge relativ viel Spiel im Verhältnis zum Rocca, aber auch zum Merkur Progress. Aber es ist nicht so schlimm wie beim Fatip, wo es nicht so einfach ist die Klinge auszurichten. Der Rockwell 6s zentriert sich beim zuschrauben relativ gut selbst. Aber man muss eben etwas darauf achten was beim Rocca nicht nötig ist.
Dann ist mir der Kopf eigentlich etwas zu schwer, ich empfinde das als nicht ganz ideal ausblanciert, das ist beim Rocca definitiv besser gelöst.
Dann führt auch die Sandstrahlung dazu, das die Gleitfähigkeit definitiv nicht so gut ist, er fühlt sich beim Rasieren merkwürdig stumpf an. Was mich ebenfalls stört ist das die seitlichen Kanten des Hobelkopfes sehr scharfkantig (unbeasrbeitet) sind, das gehört einfach etwas abgerundet, das fühlt sich nicht so gut an. Und sieht auch nicht gut aus...
Vor allem hat mich doch die doch sehr sanfte Auslegung des Klingenspalts erstaunt. Ich habe mit der Plattenseite Nr. 3 angefangen, das war mit Abstand die sanfteste aber auch ungründlichste Rasur seit langem - erinnert mich an meinen Vorkriegs Merkur Zahnkamm.... Da war ich schon erstaunt!
Da kommen Platte 1-3 schon nicht mehr für mich in Frage. Ab 4 wird es interessant, aber selbst die 6 ist noch einen ticken ungründlicher als der Rocca. Aber das ließe sich sicher noch mit einer schärferen Klinge noch etwas optimieren. Geladen war er übrigens mit einer Polsilver Super Iridium, eigentlich einer sehr ausgewogene relativ scharfe Klinge. Gleichzeitig ist die Platte 6 dann doch nicht mehr ganz so schonend zur Haut, da scheint mir die Platte 5 doch das ausgewogenste zu sein in Verbindung mit einer scharfen Klinge.
Da mich das merkwürdig stumpfe Rasurgefühl doch stört und mein gebrauchter Rockwell schon ein paar kleine Macken im Sandstrahlfinish hatte, habe ich einfach mal zu meiner Bohrmaschinenlackpoliturscheibe gegriffen und den Hobelkopf vor allem im Bereich der Schaumkanten leicht poliert. Auch den Griff habe ich leicht poliert. die seitlichen Kanten habe ich leicht abgerundet und ebenfalls poliert, das gefällt mir alles optisch schon deutlich besser. Bei der Rasur fühlt sich der polierte Kopf deutlich angenehmer an, auch lässt sich das ganze nun deutlich besser reinigen. Er flutscht jetzt so über die Haut wie ich das gewohnt bin.
Was mich ebenfalls überrascht hat war, das die Schaumführung und das 'Abspülen nicht ganz so gut läuft wie bei Rocca und Progress, die ja die Rinne haben. Die 2 Ausfräsungen in der Bodenplatte sind doch relativ klein und der Platz hinter der Klinge relativ eng. Bei zähem Schaum, wie er manchmal beim Gesichtsaufschäumen mit Rasiercreme entsteht setzte das doch etwas zu. Es ist zwar überhaupt kein Problem das abzuspülen, aber ich habe das Gefühl das sich Schaum und Stoppeln da etwas schneller stauen können.
Der Griff gefällt mir sehr gut, und das etwas grobschlächtige amerikanische Industriedesign gefällt mir, zumindest seit der Politur trotzdem ganz gut, ich werde ihn erstmal behalten.
Wofür er einfach ideal ist, wenn man mal eine wirklich sanfte Rasur braucht (falls die Haut mal etwas angegriffen ist), vielleicht werde ich im Laufe der Zeit noch etwas wämer mit ihm.