Forum der Rasur

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Schärfen mit dem Coticule - (k)eine Anleitung

Aber sind die wirklich so verschieden, dass selbst Steine sozusagen aus der gleichen Charge sich stark unterscheiden können?
Was man heute "neu" kauft (neu in " " , weil diese Steine immerhin mehrere 100 Millonen Jahre alt sind:)), kommt aus einer Mine und Lage und ist daher schon einigermassen miteinander vergleichbar. Etwas anderes gilt bei "alten" (neudeutsch vintage) Steinen, die aus unterschiedlichen Minen und Lagen kommen. Da hat man oft komplett unterschiedliche Steine
 
Aber sind die wirklich so verschieden, dass selbst Steine sozusagen aus der gleichen Charge sich stark unterscheiden können?
Ich habe aus dem auf Coticule.be (http://www.coticule.be/the-cafeteria/topic/1727.html) gelesenen verstanden, dass manche Schichten von Coticule (z.b. La Veignette) recht konsistente Eigenschaften von Stein zu Stein innerhalb einer Schicht aufweisen, bei anderen Schichten wiederum (La Dressante) jedes Exemplar unterschiedlich sein kann.

Gruß

Philipp
 
Testen des Coticules vom @Flugs

Zunächst mal einen herzlichen Dank an @Flugs für das Vertrauen und fürs Anvertrauen des Coticules für die Tests.
Während der Tests habe ich mir viele Gedanken über die verschiedenen „Parametern“ beim Schärfen mit dem Coticule/GBB gemacht, hab einiges an alten Informationen wieder „an die Oberfläche“ herausgeholt und auch wieder mal angewandt.
Bei Testen versuche ich besonders systematisch vorzugehen, was ich beim normalen Nutzen der Steine nicht (bzw. nicht in dem Ausmaß ;)) mache. So konnte ich für mich neue Erkenntnisse über die schönen Steine aus Belgien gewinnen und auch etwas mehr Erfahrung sammeln. Vielen Dank!

Das Testpobjekt ist der Belgischer Brocken in der Größe 10 mit der Aufschrift „extra-extra“. Wenn mich nicht alles täuscht, kommt der Bursche aus der „La Griese“ Schicht.
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Gleich mal im Vorab, auch wenn es bereits eine Wiederholung sein mag: es handelt sich um ein Produkt der Mutter-Natur und sind einfach verschieden. Gerade Vielfalt der Coties ist „weltberühmt“ :)


Das Ziel der ests ist es, folgende Bereiche abdecken:
1. Poliereigenschaften als reiner Finischer
2. Fähigkeiten des Steins, die so genannte Autoslurry zu produzieren
3. Möglichkeit für die „Dilucot“-Methode, wobei ich hier sagen muss, dass diese Methode zu meinen schwierigsten gehört. Es gab einige Coties, auf den ich mit der Dilucot-Technik einfach keinen Erfolg erzielen konnte. Also vielleicht teste ich nicht den Stein, sondern meine Fähigkeit, an diesem konkreten Stein, die Dilucot-Technik anwenden zu können :D
4. Unicot-Technik



Vor jedem Test brauche ich am Besten einen definierten Ausgangszustand (eine Art Reset), um die Effekte verschiedener Tests nicht immer weiter „aufeinander“ zu schleifen. Daher bereite ich jedes Mal die Facette/Schneidkante auf dem Ohzuku mit Slurry auf. Die Facette hat neben der recht feinen Schneidkante keine oder kaum gerader Schleifspuren, sodass alle Schleifspuren, die ich nach dem Test am Coticule finde, können auch vom Coticule kommen. Nach einem solchen Reset sieht die Facette dann so aus:
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Zunächst muss die Oberfläche abgerichtet werden, falls von Interesse- hier die Videos dazu:



Ok, zu dem Test der Finischer-Eigenschaften.
Da ich noch nicht weiß, ob der Stein kontinuierlich Schleifkörner ins Wasser löst (Autoslurry), die den Abschluss beeinflussen können, habe ich den ersten Test unter laufenden Wasser durchgeführt.



Hier das Ergebnis:
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Der dunkle Bereich entlang der Schneidkante zeigt die Polierwirkung vom Coticule. Es sind ganz feine Schleifspuren zu sehen.
Die äquivalente Körnung schätze ich auf größer als 12k aber kleiner als ca 15k (ich meine, dass ab 15k kann mein Mikroskop die Strukturen nicht mehr auflösen, die Fläche würde dann poliert aussehen).

Beim ersten Durchlauf war Oberfläche des Steins frisch abgerichtet und hat evtl. noch nicht das beste Ergebnis geliefert. Um den Effekt des Einbrechens zu sehen, habe ich einfach noch ein Reset am Rasiermesser gemacht und den Finisch unter Wasser wiederholt (der Stein war ja bereits durch den vorhergehenden Test etwas eingebrochen).
Das Ergebnis war deutlich besser:
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Der dunkle Bereich an der Kante ist nun noch dunkler als beim Test 1 und man erkennt kaum Kratzspuren. Also wenn die Annahme mit der Auflösungsgrenze meines Mikroskops stimmt, hat der eingebroche Coticule die äquivalente Körnung von 15k oder höher.

Hab dann spontan einen Haartest gemacht:



Deine weitere Wiederholung des Tests unter laufendem Wasser hat zu keiner weiteren Verbesserung geführt, was für mich bedeutet, dass die Oberfläche bereits im ersten oder zweiten Durchlauf eingebrochen war. So passt eigentlich der Stein zu dem, was ich von anderen Cotis kenne, die Oberfläche wird grob gerundet nach ca. 50 Schüben eingebrochen.




Nun, nun habe ich (nach einem Reset) ganz normal auf Wasser (nicht fließen) gefinisht (kein Video, da gleiche Bewegung, nur ohne Wasserhahn :)). Wenn der Stein Autoslurry bildet, wird das Ergebnis schlechter ausfallen. Beim Finishen ist mir aufgefallen, dass zwar nach einer gewissen Anzahl an Schüben ein Widerstand spürbar wird, das Messer „verbeißt“ sich aber nicht in die Oberfläche des Steins. Als ich geglaubt habe, dass dieser gewisse Widerstand sich gleichmäßig über den ganzen Schub anfühlt, habe ich aufgehört und das Messer unters Mikroskop gelegt.
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Man sieht schon deutlichere Spuren auf der Schneidkante, ich denke, das Autoslurry nur im relativ geringen Ausmaß produziert wird, rein visuell habe ich beim Schleifen keine Veränderung des gesehen. Auch die Polierwirkung hat nachgelassen (der Bereich entlang der Kante ist nicht mehr so dunkel).

Weiteres Schleifen auf demselben Wasser führt
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Nächster Test: auf Wasser (nicht laufend) aber nach frisch abgerichteten Oberfläche. Das ist übrigens der gleiche Zustand wie auch nach dem Verdünnen des Schleims bei der Dilucot-Methode.

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Wenn die Oberfläche frisch ist, lösen sich wohl deutlich mehr Granate ins Wasser.


Der Haartest war immer noch gut, aber nicht mehr so Klasse, wie unter dem laufenden Wasser.

Ich habe danach ohne Reset noch zwei Finisching-Sätze unter laufenden Wasser gemacht (jeweils auf dem Leingurt abziehen und ca 30-40 Schübe unter Wasser) um zu schauen, ob man die „Defekte“, die durch Autoslurry entstanden sind, sich wieder unter laufendem Wasser beseitigen lassen. Die Schärfe hat sich verbessert, erreicht aber nicht die Spitzenwerte von weiter oben.
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Resume.
Insgesamt liefert der Stein beim Arbeiten auf Wasser hohe Schärfe und erreicht Spitzenwerte bei eingebrochen Oberfläche.


Fortsetzung folgt...
 

Anhänge

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Zuletzt bearbeitet:
Danke, klasse Test. Da ich ja keinerlei Vergleichsmöglichkeiten und auch keine Erfahrungen mit den GBBs habe, ist der Test von @Philipp78 für mich echt Gold wert. So weiß ich, was der Stein kann und wo ich an meinen Fähigkeiten arbeiten muss, um ein machbares Ergebnis zu erhalten.
 
Jetzt, nach einigen Wochen, kann ich den den Test und die jeweiligen Ergebnisse um einiges besser nachvollziehen, als bei meinem letzten Post, da ich den Stein zu diesem Zeitpunkt noch nie selbst getestet hatte.
Ich hatte ja schon an anderer Stelle geschrieben, das der GBB bisher nur meinen 3000/8000 Kombistein ersetzen konnte und ich bisher keinen Haartest damit schaffte (nicht mal ansatzweise), wie ihn @Philipp78 weiter oben zeigt.
Jetzt ist mir auch klar warum. Ich erhalte nach dem Anreiben und Verdünnen am Ende maximal ein Ergebnis, welches einem frisch abgerichten Stein entspricht (vielleicht etwas besser).
Erst weiteres und längeres Schärfen unter laufendem Wasser würde den Stein einbrechen und eine feinere Polierwirkung hinterlassen, so dass ich in die Nähe des ersten Tests von @Philipp78 kommen könnte.

Um jedoch die größtmögliche Leistung als Finisher aus dem Stein zu holen, müsste ich also zunächst sehr fein vorarbeiten und dann mit dem eingebrochenen Stein unter laufendem Wasser weiter polieren. Ich muss quasi eine Enscheidung treffen, ob ich den Stein wie bisher als Zwischenstein nutze oder ihn nur im eingebrochenen Zustand als Polierstein nutze. Beides wird, wie obiger Test zeigt, nie zum bestmöglichen Ergebnis führen, welches im dritten Mikroskopbild gezeigt wurde.

Hierzu noch die Frage: Welche Körnung hat dein Resetstein, der Ohzuku Asagi und wurde das Schleifbild (fast ohne Kratzer, erstes Mikroskopbild) auf eine besondere Art erzeugt?
Zusatzfrage: Könnte ich dieses feine Schleifbild auch mit dem GBB erzeugen, so als Zwischenschritt zu den oben genannten Möglichkeiten (3000-8000 und Polieren) oder ist der Ohzuku schon der feinste Stein in diesem Test?
 
Ich muss quasi eine Enscheidung treffen, ob ich den Stein wie bisher als Zwischenstein nutze oder ihn nur im eingebrochenen Zustand als Polierstein nutze
Das schreit nahezu nach einem 2. GBB. Einen für die Vorarbeit und einen als reinen Finisher. :flucht1
 
Ich muss quasi eine Enscheidung treffen, ob ich den Stein wie bisher als Zwischenstein nutze oder ihn nur im eingebrochenen Zustand als Polierstein nutze. Beides wird, wie obiger Test zeigt, nie zum bestmöglichen Ergebnis führen, welches im dritten Mikroskopbild gezeigt wurde.

Ja, bei den meisten GBBs, die ich hatte, habe ich tatsächlich diese Erfahrung gemacht, ich habe allerdings zwei Exemplare, mit den es mir gelungen ist, die beiden Zustände zu überbrücken. Ich denke, es hängt davon ab, wie stark beim gegebenem Coticule der Schleifbild-Unterschied zwischen „mir Schleim“ und „nur Wasser“ ist und wie schnell sich die Oberfläche einbricht. Ist der Sprung nicht zu weit, gelingt der Dilucot einfacher und man kommt näher an den maximal möglichen Zustand heran.

Hierzu noch die Frage: Welche Körnung hat dein Resetstein, der Ohzuku Asagi und wurde das Schleifbild (fast ohne Kratzer, erstes Mikroskopbild) auf eine besondere Art erzeugt?
die Körnung kann ich leider nicht sagen, beim Japan-Messer-Shop.de wurde er als „mehr als 12.000“ angeboten.
Das gezeigte Schleifbild erzeugt man auf Schleim vom Tomo-Nagura mit kreisförmigen Schleifbewegungen. Es ist das typische „jNat-Kasumi-Funish“. Ich lege gern den Zeigefinger an die Stelle der Klinge, die ich gerade „durchschleife“, mach z.b. 10 kleine Kreise (so mit 1-2cm Durchmesser), dann versetze ich den Finger und schleife die nächste Stelle durch. Je gleichmäßiger der Druck und die Bewegungen, desto gleichmäßiger das Schleifbild und die Schneidkante. Der Schleim zerfällt bei den Japanern, so reibe ich nach Bedarf zwischendurch wieder an. Zum Ende hin reibe ich nicht weiter an und lasse den Schleim immer weiter zerfallen, so wird das Ergebnis immer feiner. Gesamtdauer meiner Reset-Prozesur: so +- 10 Minuten (geschätz, nie gestoppt)

Könnte ich dieses feine Schleifbild auch mit dem GBB erzeugen, so als Zwischenschritt zu den oben genannten Möglichkeiten (3000-8000 und Polieren) oder ist der Ohzuku schon der feinste Stein in diesem Test?
Das glaube ich nicht, es liegt einfach daran, dass die Schleifkörner im Schleim beim Coticule a)viel zu groß sind und b)nicht bzw. kaum zerfallen (diese kleinen Granate sind wohl ganz schön hartnäckig).
 
Jetzt, nach einigen Wochen, kann ich den den Test und die jeweiligen Ergebnisse um einiges besser nachvollziehen, als bei meinem letzten Post, da ich den Stein zu diesem Zeitpunkt noch nie selbst getestet hatte.
Ich hatte ja schon an anderer Stelle geschrieben, das der GBB bisher nur meinen 3000/8000 Kombistein ersetzen konnte und ich bisher keinen Haartest damit schaffte (nicht mal ansatzweise), wie ihn @Philipp78 weiter oben zeigt.
Jetzt ist mir auch klar warum. Ich erhalte nach dem Anreiben und Verdünnen am Ende maximal ein Ergebnis, welches einem frisch abgerichten Stein entspricht (vielleicht etwas besser).
Erst weiteres und längeres Schärfen unter laufendem Wasser würde den Stein einbrechen und eine feinere Polierwirkung hinterlassen, so dass ich in die Nähe des ersten Tests von @Philipp78 kommen könnte.

Um jedoch die größtmögliche Leistung als Finisher aus dem Stein zu holen, müsste ich also zunächst sehr fein vorarbeiten und dann mit dem eingebrochenen Stein unter laufendem Wasser weiter polieren. Ich muss quasi eine Enscheidung treffen, ob ich den Stein wie bisher als Zwischenstein nutze oder ihn nur im eingebrochenen Zustand als Polierstein nutze. Beides wird, wie obiger Test zeigt, nie zum bestmöglichen Ergebnis führen, welches im dritten Mikroskopbild gezeigt wurde.

Hierzu noch die Frage: Welche Körnung hat dein Resetstein, der Ohzuku Asagi und wurde das Schleifbild (fast ohne Kratzer, erstes Mikroskopbild) auf eine besondere Art erzeugt?
Zusatzfrage: Könnte ich dieses feine Schleifbild auch mit dem GBB erzeugen, so als Zwischenschritt zu den oben genannten Möglichkeiten (3000-8000 und Polieren) oder ist der Ohzuku schon der feinste Stein in diesem Test?
Ich verstehe - dass ich nicht verstehe! (Auch die Antwort von @Philipp78 verstehe ich nicht.) Ich habe bisher erst einen Coti gehabt, der mir kein rasurtaugliches Messer beschehrt hat und das war ein Rouge du Salm (zu aggressiv wegen des hohen Anteils an Granaten)
Was meinst du mit "Stein einbrechen"?
Es ist doch so: Reibt man sich eine ordentliche slurry an, wird man einen relativ großen Anteil an Granaten (und anderen abrasiven Bestandteilen) haben. Nun beginnt der Verdünnungsprozess und der Anteil an Granaten wird geringer, geringer, geringer....Hat man einen Stein, der eher weich ist und also Autoslurry bildet, wird man beim Verdünnungsprozess nie dazu kommen, nur auf Wasser zu arbeiten, die slurry wird immer trüb sein, weil sie immer wieder "nachwächst". Also muss man das Ganze unter fließendem Wasser beenden. Dann hat man keine "freien Radikalen" (also Granaten) mehr, die gucken dann nur noch ein bisschen aus dem Stein raus und machen die Feinarbeit. Habe ich einen harten Stein, komme ich irgendwann im Laufe der Verdünnung zu dem Punkt, dass nur noch Wasser auf dem Stein ist. Dann reicht es, den Stein abzuspülen und die Feinarbeit auf dem nassen Stein zu machen (evtl. ein Tröpfchen Spüle dazu). Natürlich gibt es noch andere Varianten, das ist jetzt nur mal die Grobeinteilung gewesen.
Zum Haartest: Der sollte direkt nach dem Stein funktionieren (wenigstens die "Violine"). Bitte aber dran denken, das Messer vorher kurz ( 5-6 Mal) über dem Handballen (oder der Jeans) abzustreifen, um restliche Feuchtigkeit und Dreck von der Facette zu bekommen. Der kann nämlich den Haartest blockieren. Und vor der Rasur braucht es ausgiebig, AUSGIEBIGST! Leinen und Leder. Mal eben vom Stein ins Gesicht ist nicht beim GBB, jedenfalls nach meiner Erfahrung.
 
@sl, du hast die Prozedur absolut richtig beschrieben.

Unter „Stein einbrechen“ beim GBB verstehe ich folgenden Effekt. Man stelle sich vor, in der frisch angerichteten Steinoberfläche sitzen die Granaten und schauen mit ihren Kuppen heraus. Jeder Kristal hat salopp gesagt eine Form eines Fußballs, es gibt zwar keine spitzen Ecken wie bei einem Diamantenkristal aber es gibt durchaus Kanten und Ecken, mit dem der Kristal den Metall-Abtrag macht. Wenn man nun ohne Schleim kontinuierlich auf dieser Oberfläche schärft, stumpfen sich diese Kanten und Ecken immer mehr ab. Das führt dazu, dass der Stein langsamer aber zunehmend feiner arbeitet und quasi nur noch poliert (der magische 15k Grit-Level). Nun ist der Stein eingebrochen.

Wenn jedoch der Stein sehr weich ist, werden kontinuierlich neue Granaten ins Wasser löst und es erscheinen auch immer wieder frische Kristalle in der Oberfläche. Das hat zwei Konsequenzen:
1. Die im Wasser frei schwimmenden Kristalle arbeiten mit ihrer vollen Größe und setzen die Schneidkante erheblich zurück. Dem gibt es-ja die von dir genannte Abhilfe mit dem Schärfen unter fließendem Wasser.
2. Die in der Oberfläche sitzenden Kristalle werden evtl. ins Wasser gelöst bevor sie sich überhaupt abstumpfen, damit tritt der Poliereffekt vielleicht gar nicht erst ein. Im schlimmsten Fall also bricht sich ein solch weicher Stein gar nicht ein.

Für mich war die Quintessenz aus dem Ganzen: zum Schleifen eignet sich so gut wie jeder Coticule, allerdings nur die härteren Exemplare, möglichst ohne Autoslurry haben Potential, hervorragende Finisher abzugeben.
 
Wenn man nun ohne Schleim kontinuierlich auf dieser Oberfläche schärft, stumpfen sich diese Kanten und Ecken immer mehr ab. Das führt dazu, dass der Stein langsamer aber zunehmend feiner arbeitet und quasi nur noch poliert (der magische 15k Grit-Level). Nun ist der Stein eingebrochen.
Heißt das, dass Du quasi vor dem Finish nochmal mit einem anderen Messer diese Kanten und Ecken abstumfst, um ein besseres Ergebnis zu erzielen, das "Einbrechen" also erst vor der letzten Etappe vornimmst?
 
Heißt das, dass Du quasi vor dem Finish nochmal mit einem anderen Messer diese Kanten und Ecken abstumfst, um ein besseres Ergebnis zu erzielen, das "Einbrechen" also erst vor der letzten Etappe vornimmst?

Ja, das wäre eine Möglichkeit. Bei mir liegt stets ein Test-Rasiermesser herum, hab es schon des öfteren verwendet, um die Steinoberfläche einzubrechen.

Man kann aber auch beim Arbeiten auf Wasser mit dem gleichen Messer einfach etwas länger auf dem Stein arbeiten, meiner Erfahrung nach brauchen die meisten GBBs um die 50 Schübe, bis die Oberfläche eingebrochen ist. Wenn ich also in einem solchen Fall zum Finishen 80 Schübe gebraucht habe, dann wurden ca. 30 davon auf der eingebrochener Oberfläche gemacht. Würde ich unter 50 aufhören, habe ich evtl. nicht alles ausgeschöpft, was der Stein hergeben kann...

Die einfachste Option für mich ist jedoch: ich verwende den GBBs nur als reinen Finisher und reibe keinen Schleim darauf an. Und wenn ich mal was mit Schleim darauf gemacht habe, richte ich danach die Oberfläche frisch ab und breche sie mit einem Test-Rasieemesser ein, dann hab ich wieder einen Fknish-reifen GBB :)
 
@sl, du hast die Prozedur absolut richtig beschrieben.

Unter „Stein einbrechen“ beim GBB verstehe ich folgenden Effekt. Man stelle sich vor, in der frisch angerichteten Steinoberfläche sitzen die Granaten und schauen mit ihren Kuppen heraus. Jeder Kristal hat salopp gesagt eine Form eines Fußballs, es gibt zwar keine spitzen Ecken wie bei einem Diamantenkristal aber es gibt durchaus Kanten und Ecken, mit dem der Kristal den Metall-Abtrag macht. Wenn man nun ohne Schleim kontinuierlich auf dieser Oberfläche schärft, stumpfen sich diese Kanten und Ecken immer mehr ab. Das führt dazu, dass der Stein langsamer aber zunehmend feiner arbeitet und quasi nur noch poliert (der magische 15k Grit-Level). Nun ist der Stein eingebrochen.

Wenn jedoch der Stein sehr weich ist, werden kontinuierlich neue Granaten ins Wasser löst und es erscheinen auch immer wieder frische Kristalle in der Oberfläche. Das hat zwei Konsequenzen:
1. Die im Wasser frei schwimmenden Kristalle arbeiten mit ihrer vollen Größe und setzen die Schneidkante erheblich zurück. Dem gibt es-ja die von dir genannte Abhilfe mit dem Schärfen unter fließendem Wasser.
2. Die in der Oberfläche sitzenden Kristalle werden evtl. ins Wasser gelöst bevor sie sich überhaupt abstumpfen, damit tritt der Poliereffekt vielleicht gar nicht erst ein. Im schlimmsten Fall also bricht sich ein solch weicher Stein gar nicht ein.

Für mich war die Quintessenz aus dem Ganzen: zum Schleifen eignet sich so gut wie jeder Coticule, allerdings nur die härteren Exemplare, möglichst ohne Autoslurry haben Potential, hervorragende Finisher abzugeben.
Achso, jetzt verstehe ich, was mit "einbrechen" gemeint ist.
Es stimmt schon, man muss noch ein Weilchen mit Wasser/unter fließendem Wasser arbeiten, um ein gutes Messer zu bekommen. Wenn das Messer anfängt zu " kleben" ist es soweit. Das braucht schon ca. 50 Schübe.
Als Vertreter der "reinen Lehre" oder man könnte auch sagen als "konservativer Traditionalist" (jedenfalls was das Schärfen von RM auf dem GBB anbelangt), kann ich der Verwendung des GBB als reinen Finischer aber nichts abgewinnen. Beim Schärfen auf einem GBB findet ein ständiger Austausch zwischen Stein und Messer statt. Die slurry verändert sich, der Stein verändert sich, das Messer verändert sich. Irgendwann am Ende dieses Prozesses ist das Messer scharf. Und der Stein ist bereit für die nächste Aufgabe. Das ist das kleine "Wunder" beim Messerschärfen mit einem GBB. Wer nicht auf Wunder steht (oder nicht daran glaubt), der verwende den GBB als finischer...:)
 
... musste weiter darüber nachdenken...
Hab eben ein Rasiermesser mit dem GGB Finish genommen, es betrachtet, Haartest gemacht, mich an die Rasur damit erinnert...
Also mit meinem „kleinen Wunder“ ist aller ok, trotz des fehlenden Schleims :D
 
Hat eigentlich jemand Erfahrung im Gebrauch von belgischen Abziehsteinen mit Öl statt Wasser?

So werden z.B in einem alten Katalog der Fa. Lang, Solingen, zu finden auf:
https://razorlovestones.wordpress.com/2015/08/13/water_razor_hones_from_solingen/
"Gelbe, belgische Ölabziehsteine für Rasiermesser" angeboten.

Auch in historischen Quellen (gefunden auf Google Books) wie z.B. dem "Conversations-Lexikon der Berg-, Hütten- & Salzwerkskunde und Ihrer Hülfswissenschaften", herausgegeben von Carl Hartmann in 1841 wird auf S.188: https://books.google.de/books?id=j-BgAAAAcAAJ&pg=PA188 der "bekannte gelbe Rasiermesserschärfstein" als Ölstein (alternativ zum levanthinschen Ölstein) zwischen einem Sandstein (Bevelsetter) und einem blauen Schiefer (Finisher) eingesetzt.

Es sieht so aus, als ob die gelben belgischen Abziehsteine traditionell eher mit Öl und auch nicht zum Facettensetzen verwendet wurden. Im Katalog der Fa. Lang haben die belgischen Ölsteine im Vergleich zum feinsten grünen Wasserabziehstein einen mehr als doppelt so hohen Preis. Wenn man früher "einfach nur ein Rasiermesser schärfen" wollte, wäre es doch unklug gewesen, für die Grobarbeit des Facettensetzens einen teuren Belgier aufzureiben, wenn es billige Alternativen z.B in Form eines Sandsteins gab.

Funfact: Ein "feinster grüner Wasserabziehstein mit Aufreiber" war schon für RM 3.00 zu bekommen aber der Streichriemen mit Griff, eine Seite Juchten, die andere Seite grün (Pasta) für RM 4.50.
 
Hab auch schon im englischsprachigen Forum über die Verwendung vom Öl auf GBB gelesen.

Der Inhaber von TheSuperiorShave verwendet seit einiger Zeit ein Gemisch aus Ballistoil und Wasser auf den Cotis:

Bin mit der Kombination Schleiföl+Rasiermesser noch nicht warm geworden (außer Ballistoil) und auch noch keine Versuche mit GBB damit gemacht
 
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