Bevor das Strohfeuer – seiner Bestimmung gemäss – erlischt, möchte ich in aller Kürze die Ergebnisse zusammenfassen.
Das Phänomen besteht tatsächlich. Ich beobachte ein gewisses "Strohfeuer" bei den Hoblern, die lassen ihre Hobel jedoch – im Gegensatz zu den Messerern – nicht wie eine heisse Kartoffel fallen. Insofern kann nicht von einem Strohfeuer gesprochen werden.
Die Messerrasur macht Spaß. Das Gefühl, die Rasur wäre eine Pflicht, kehrt sich in das reinste Vergnügen um.
Die Rasur mit dem Messer bedeutet, mit "Herzblut" bei der Sache zu sein, das Ganze sollte ernst genommen werden. Ohne Leidenschaft und Motivation wird`s nichts.
Die Rasur mit dem Messer ist wohl zumindest am Anfang die aufwändigste Art von allen Möglichkeiten, sich zu rasieren, auch wenn der Aufwand nach circa einem Jahr mit den anderen Möglichkeiten gleichzieht.
Es bedarf Zeit, Ruhe, Geduld und Lernbereitschaft für etwas völlig Neues.
Es darf mit Rückschlägen gerechnet werden, wobei die Technik eine wichtige Rolle spielt. Es wäre eventuell gut von den Messerern, mehr Technik Beiträge zu erstellen.
So etwas wie
Technik – 1. Das Kinn
Technik – 2. Der Mundbereich, et cetera.
Zum Kinn wollte ich noch anfügen,
1. Ein scharfes Messer hilft enorm
2. Als Einsteiger besteht die Neigung, sich nur mit dem vorderen Bereich des Messers zu rasieren. Beim Kinn hilft, die Ferse des Messers ins Spiel zu bringen – gerade gegen den Strich. Das Kinn aufblasen oder die Zunge in die Unterlippe schieben hilft auch.
Es ist eine Regel herausgekommen – "Rasiere Dich im ersten Jahr nur mit einem Messer".
Das Forum der Rasur weckt Begehrlichkeiten.
Von manchen wird angesichts des Aufwands (Zeit, Geduld, Leidenschaft, Technik, Schärfen, Ledern), die Rasur mit dem Messer als die "Konigsklasse" empfunden. Dies impliziert jedoch keine Geringschätzung der anderen Arten, sich zu rasieren.
Zwischen den verschiedenen Arten, sich zu rasieren, besteht keine Konkurrenz – im Gegenteil, es besteht gegenseitige Anerkennung und ein gegenseitiges voneinander Lernen.
Die Rasur mit dem Messer kann demjenigen, der das Messer schwingt, Momente bescheren, die es wert sind, dabei zu bleiben. Es sind die Kleinigkeiten, welche die Messerrasur interessant machen.
Mir kommt vor, die gesamte Messerrasur ist "ein einziger Moment". Das ist das, was andere als Meditation oder als Zen bezeichnen.
Ich denke, dass die Rasur mit dem Messer vor allem eine emotionale Sache ist. Ein Messer gefällt einfach. Und ein bestimmtes gefällt einem noch mehr als ein anderes und schon züngelt da auch schon eine kleine Flamme
Es sei noch darauf hingewiesen, dass das Strohfeuer – einmal in ein Großfeuer ausgebrochen – kaum mehr zu bändigen ist. Dieses Feuer kann in meinen Augen nur mit dem Schärfen unter Kontrolle gehalten werden, denn – wirklich gelöscht werden kann es nicht mehr